Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.licher Singularis darfs hier nicht wagen, aber ein Dualis. -- Sie geht 221. An Elisa Feind in Leipzig. [Kopie][Weimar, 8. März 1799]Möge der Frühling die Narben des Winters lindern. 222. An Thieriot in Leipzig.10 Weimar d. 8 März 99 [Freitag].Lieber Thieriot! Mit Freude las ich Ihr Paquet. Man glaubt, Meine Briefe und Konjekturalbiographie kommen bei Heinsius20 In diesem nordischen Winter wurde mein Geist in Jonien und30 11*
licher Singularis darfs hier nicht wagen, aber ein Dualis. — Sie geht 221. An Eliſa Feind in Leipzig. [Kopie][Weimar, 8. März 1799]Möge der Frühling die Narben des Winters lindern. 222. An Thieriot in Leipzig.10 Weimar d. 8 März 99 [Freitag].Lieber Thieriot! Mit Freude las ich Ihr Paquet. Man glaubt, Meine Briefe und Konjekturalbiographie kommen bei Heinsius20 In dieſem nordiſchen Winter wurde mein Geiſt in Jonien und30 11*
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="163"/> licher Singularis darfs hier nicht wagen, aber ein Dualis. — Sie geht<lb/> dan nach <hi rendition="#aq">Kalbsrieth</hi> (eine himliſche Gegend, wo ich und <hi rendition="#aq">Herder</hi> ſie<lb/> einmal beſuche[n]) und ſpäter nach einem Viſittenreichern Gute in<lb/> Franken, <hi rendition="#aq">Waltershausen,</hi> das dem <hi rendition="#aq">Maienthal</hi> ähnlich ſein ſol, und<lb/> wil A. mitnehmen wenn ſie wil. — Lebe wohl! Ich freue mich, daß<lb n="5"/> ich euch Brief-Schnecken doch einmal zum Briefgallop zwinge.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>221. An <hi rendition="#g">Eliſa Feind in Leipzig.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 8. März 1799]</hi> </dateline><lb/> <p>Möge der Frühling die Narben des Winters lindern.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>222. An <hi rendition="#g">Thieriot in Leipzig.</hi><lb n="10"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 8 März 99 [Freitag].</hi> </dateline><lb/> <p>Lieber Thieriot! Mit Freude las ich Ihr Paquet. Man glaubt,<lb/><hi rendition="#aq">Owen</hi> habe Sie überſezt, aber mit einigem Verluſt des Salzes.<lb/><hi rendition="#aq">Böttiger</hi> gefiel es; er gabs am Sontage <hi rendition="#aq">Wieland,</hi> von dem ich jezt<lb/> nichts weiter weis, weil ich ihn in <hi rendition="#aq">Osmanstaedt</hi> im Winter ſelten<lb n="15"/> beſuche. — Nur Ihre Jagd nach zu kleinen Aehnlichkeiten oder doch<lb/> Ihr Unterſtreichen derſelben, z. B. Vor<hi rendition="#g">fahrer</hi> müſſen Sie mäſſigen,<lb/> und die Länge der Perioden. Ihre Laune gewint täglich mehr. — Warum<lb/> machen Sie keine moraliſche ꝛc. Aufſäze ſtat der litterariſchen? —</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Meine Briefe</hi> und Konjekturalbiographie kommen bei <hi rendition="#aq">Heinsius</hi><lb n="20"/> heraus, deſſen Suppliken um den 3<hi rendition="#sup">ten</hi> Theil der Palingeneſien ich<lb/> dadurch abwehrte. — Meine Seele glüht wieder über dem <hi rendition="#aq">Titan,</hi><lb/> für welchen mich ordentlich das Schikſal durch mein Leben zu erziehen<lb/> ſcheint; und jedes verzögernde Jahr iſt ein erziehendes geweſen. Der<note place="right"><ref target="1922_Bd3_181">[181]</ref></note><lb/> Plan ſol feſter und weiter und verſchränkter werden als irgend ein<lb n="25"/> deutſcher. — Gleichwohl ſtör’ ich mich immer z. B. durch einen Aufſaz<lb/> für das Jakobiſche Taſchenbuch — meinem neuen Freunde, Friedr.<lb/> Jakobi 〈Woldemar〉 zu Liebe — und durch einen hiſtoriſchen über die<lb/> hohe <hi rendition="#aq">Corday</hi> für den Berlin[er] hiſtoriſchen Kalender.</p><lb/> <p>In dieſem nordiſchen Winter wurde mein Geiſt in Jonien und<lb n="30"/> Attika erquikt; ich meine ich las mit einer Wonne, wovon Ihnen<lb/><hi rendition="#aq">Herder</hi> erzählen könte, die Odyſſee, die <hi rendition="#g">Ilias,</hi> den <hi rendition="#g">Sophokles,</hi><lb/> etwas vom Euripides und Aeſchylus. Die unterſtrichnen ergriffen<lb/> mich faſt bei den Nerven; nach den lezten Geſängen der Ilias und dem<lb/> Ödip zu Kolonos kan man nichts mehr leſen als <hi rendition="#aq">Shakespear</hi> oder<lb n="35"/> <fw place="bottom" type="sig">11*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0177]
licher Singularis darfs hier nicht wagen, aber ein Dualis. — Sie geht
dan nach Kalbsrieth (eine himliſche Gegend, wo ich und Herder ſie
einmal beſuche[n]) und ſpäter nach einem Viſittenreichern Gute in
Franken, Waltershausen, das dem Maienthal ähnlich ſein ſol, und
wil A. mitnehmen wenn ſie wil. — Lebe wohl! Ich freue mich, daß 5
ich euch Brief-Schnecken doch einmal zum Briefgallop zwinge.
221. An Eliſa Feind in Leipzig.
[Weimar, 8. März 1799]
Möge der Frühling die Narben des Winters lindern.
222. An Thieriot in Leipzig. 10
Weimar d. 8 März 99 [Freitag].
Lieber Thieriot! Mit Freude las ich Ihr Paquet. Man glaubt,
Owen habe Sie überſezt, aber mit einigem Verluſt des Salzes.
Böttiger gefiel es; er gabs am Sontage Wieland, von dem ich jezt
nichts weiter weis, weil ich ihn in Osmanstaedt im Winter ſelten 15
beſuche. — Nur Ihre Jagd nach zu kleinen Aehnlichkeiten oder doch
Ihr Unterſtreichen derſelben, z. B. Vorfahrer müſſen Sie mäſſigen,
und die Länge der Perioden. Ihre Laune gewint täglich mehr. — Warum
machen Sie keine moraliſche ꝛc. Aufſäze ſtat der litterariſchen? —
Meine Briefe und Konjekturalbiographie kommen bei Heinsius 20
heraus, deſſen Suppliken um den 3ten Theil der Palingeneſien ich
dadurch abwehrte. — Meine Seele glüht wieder über dem Titan,
für welchen mich ordentlich das Schikſal durch mein Leben zu erziehen
ſcheint; und jedes verzögernde Jahr iſt ein erziehendes geweſen. Der
Plan ſol feſter und weiter und verſchränkter werden als irgend ein 25
deutſcher. — Gleichwohl ſtör’ ich mich immer z. B. durch einen Aufſaz
für das Jakobiſche Taſchenbuch — meinem neuen Freunde, Friedr.
Jakobi 〈Woldemar〉 zu Liebe — und durch einen hiſtoriſchen über die
hohe Corday für den Berlin[er] hiſtoriſchen Kalender.
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In dieſem nordiſchen Winter wurde mein Geiſt in Jonien und 30
Attika erquikt; ich meine ich las mit einer Wonne, wovon Ihnen
Herder erzählen könte, die Odyſſee, die Ilias, den Sophokles,
etwas vom Euripides und Aeſchylus. Die unterſtrichnen ergriffen
mich faſt bei den Nerven; nach den lezten Geſängen der Ilias und dem
Ödip zu Kolonos kan man nichts mehr leſen als Shakespear oder 35
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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