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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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die künftige Treue für Man und Kinder, und etwas höheres als alle
Verhältnisse geben. Aber verzeih ihren sonderbaren, ihr manches
erleichternden und ihr süssen Irthum *) über mein näheres Verhältnis
zu Amöne; als ich den Irthum nahm, blikte die vorher Frohe, wie vom
Schrek getroffen, lange vor sich hin. Nein, es giebt nichts heiligeres5
und erhabeneres als ihre Liebe. Sie ist weniger sinlich als irgend ein
Mädgen; man halte nur ihre ästhetische Philosophie über die Un-
schuld der Sinlichkeit nicht für die Neigung zur leztern. -- Tausendmal
leichter als mit der B[erlepsch] geh ich ihr durch alle Saiten der Seele;
sie sol immer froher durch mich werden. Sogar ihren Man liebt sie10
jezt mehr; und ich mauere hoff ich einige aus dem Altar ihrer Ehe Liebe
[162]gefalne Steine wieder ein. Er sieht und hört ihre Neigung; liebt mich
aber nur mehr. Sie hat 3 grosse Güter und wird, wenn die Prozesse
aus sind, wie sie sagt reicher als die Herzogin. Im Frühling geh ich
auf das schönste und hab' alles. -- Gestern sandte sie mir einen Traum,15
dem Jakobi und Göthe zusammen keinen heiligern Geist der Liebe
einhauchen können; der sich aber so sehr auf und gegen meine Verhält-
nisse bei dem Pegasus und der Nachtigal bezieht, oder vielmehr
deren Tochter, daß ich dir ihn nur -- bringen kan.

20

Ich war lange zweifelhaft, ob du nicht von mir etwas gegen den
frechen Hennings erwartetest; es ekelte mich aber immer der niedrige
Feind; der eben darum sich immer das lezte Wort nehmen wird.
Deiner Schwester und Carolinen werd ich nächstens schreiben. Grüsse
unsern Alten und schreibe mir mehr oder vielmehr etwas von ihm.25
Lebe wohl!

N. S. Du gehest so stil über meine Unebenheiten weg. Ich bitte
dich herzlich, sage mir überal dein Be- und Verdenken und dein Nein;
du weist, wie schön es auf mich wirkt.

192. An Charlotte von Kalb.30
[Kopie]

Die Abendröthe des gestrigen Abends verbleicht nicht, ich sehe in

*) Sie hätte denselben Fehlschlus aus jedem andern weiblichen Briefe ziehen
können, aber aus A[mönens] ihren gefiel er ihr am meisten.

die künftige Treue für Man und Kinder, und etwas höheres als alle
Verhältniſſe geben. Aber verzeih ihren ſonderbaren, ihr manches
erleichternden und ihr ſüſſen Irthum *) über mein näheres Verhältnis
zu Amöne; als ich den Irthum nahm, blikte die vorher Frohe, wie vom
Schrek getroffen, lange vor ſich hin. Nein, es giebt nichts heiligeres5
und erhabeneres als ihre Liebe. Sie iſt weniger ſinlich als irgend ein
Mädgen; man halte nur ihre äſthetiſche Philoſophie über die Un-
ſchuld der Sinlichkeit nicht für die Neigung zur leztern. — Tauſendmal
leichter als mit der B[erlepsch] geh ich ihr durch alle Saiten der Seele;
ſie ſol immer froher durch mich werden. Sogar ihren Man liebt ſie10
jezt mehr; und ich mauere hoff ich einige aus dem Altar ihrer Ehe Liebe
[162]gefalne Steine wieder ein. Er ſieht und hört ihre Neigung; liebt mich
aber nur mehr. Sie hat 3 groſſe Güter und wird, wenn die Prozeſſe
aus ſind, wie ſie ſagt reicher als die Herzogin. Im Frühling geh ich
auf das ſchönſte und hab’ alles. — Geſtern ſandte ſie mir einen Traum,15
dem Jakobi und Göthe zuſammen keinen heiligern Geiſt der Liebe
einhauchen können; der ſich aber ſo ſehr auf und gegen meine Verhält-
niſſe bei dem Pegaſus und der Nachtigal bezieht, oder vielmehr
deren Tochter, daß ich dir ihn nur — bringen kan.

20

Ich war lange zweifelhaft, ob du nicht von mir etwas gegen den
frechen Hennings erwarteteſt; es ekelte mich aber immer der niedrige
Feind; der eben darum ſich immer das lezte Wort nehmen wird.
Deiner Schweſter und Carolinen werd ich nächſtens ſchreiben. Grüſſe
unſern Alten und ſchreibe mir mehr oder vielmehr etwas von ihm.25
Lebe wohl!

N. S. Du geheſt ſo ſtil über meine Unebenheiten weg. Ich bitte
dich herzlich, ſage mir überal dein Be- und Verdenken und dein Nein;
du weiſt, wie ſchön es auf mich wirkt.

192. An Charlotte von Kalb.30
[Kopie]

Die Abendröthe des geſtrigen Abends verbleicht nicht, ich ſehe in

*) Sie hätte denſelben Fehlſchlus aus jedem andern weiblichen Briefe ziehen
können, aber aus A[mönens] ihren gefiel er ihr am meiſten.
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[146/0156] die künftige Treue für Man und Kinder, und etwas höheres als alle Verhältniſſe geben. Aber verzeih ihren ſonderbaren, ihr manches erleichternden und ihr ſüſſen Irthum *) über mein näheres Verhältnis zu Amöne; als ich den Irthum nahm, blikte die vorher Frohe, wie vom Schrek getroffen, lange vor ſich hin. Nein, es giebt nichts heiligeres 5 und erhabeneres als ihre Liebe. Sie iſt weniger ſinlich als irgend ein Mädgen; man halte nur ihre äſthetiſche Philoſophie über die Un- ſchuld der Sinlichkeit nicht für die Neigung zur leztern. — Tauſendmal leichter als mit der B[erlepsch] geh ich ihr durch alle Saiten der Seele; ſie ſol immer froher durch mich werden. Sogar ihren Man liebt ſie 10 jezt mehr; und ich mauere hoff ich einige aus dem Altar ihrer Ehe Liebe gefalne Steine wieder ein. Er ſieht und hört ihre Neigung; liebt mich aber nur mehr. Sie hat 3 groſſe Güter und wird, wenn die Prozeſſe aus ſind, wie ſie ſagt reicher als die Herzogin. Im Frühling geh ich auf das ſchönſte und hab’ alles. — Geſtern ſandte ſie mir einen Traum, 15 dem Jakobi und Göthe zuſammen keinen heiligern Geiſt der Liebe einhauchen können; der ſich aber ſo ſehr auf und gegen meine Verhält- niſſe bei dem Pegaſus und der Nachtigal bezieht, oder vielmehr deren Tochter, daß ich dir ihn nur — bringen kan. [162] d. 7. J. 20 Ich war lange zweifelhaft, ob du nicht von mir etwas gegen den frechen Hennings erwarteteſt; es ekelte mich aber immer der niedrige Feind; der eben darum ſich immer das lezte Wort nehmen wird. Deiner Schweſter und Carolinen werd ich nächſtens ſchreiben. Grüſſe unſern Alten und ſchreibe mir mehr oder vielmehr etwas von ihm. 25 Lebe wohl! N. S. Du geheſt ſo ſtil über meine Unebenheiten weg. Ich bitte dich herzlich, ſage mir überal dein Be- und Verdenken und dein Nein; du weiſt, wie ſchön es auf mich wirkt. 192. An Charlotte von Kalb. 30 [Weimar, 7. (?) Jan. 1799] Die Abendröthe des geſtrigen Abends verbleicht nicht, ich ſehe in *) Sie hätte denſelben Fehlſchlus aus jedem andern weiblichen Briefe ziehen können, aber aus A[mönens] ihren gefiel er ihr am meiſten.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/156>, abgerufen am 22.11.2024.