Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Hause fuhr. Er ist der gefälligste Man. -- Die regierende Herzogin lies Ich weis nicht, ob ich schon gesagt, daß ich durch Thümmels Hülfe, Mein gröstes Labsal ausser Herder hier ist meine Hausfrau. Nie10 Da alle Welt mit dir überein stimt und auch Jakobi und die Kalb: *) und so bekomm' ich von allem was sie bäkt und hat, erwieder' es aber.
Hauſe fuhr. Er iſt der gefälligſte Man. — Die regierende Herzogin lies Ich weis nicht, ob ich ſchon geſagt, daß ich durch Thümmels Hülfe, Mein gröſtes Labſal auſſer Herder hier iſt meine Hausfrau. Nie10 Da alle Welt mit dir überein ſtimt und auch Jakobi und die Kalb: *) und ſo bekomm’ ich von allem was ſie bäkt und hat, erwieder’ es aber.
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="126"/> Hauſe fuhr. Er iſt der gefälligſte Man. — Die regierende Herzogin lies<lb/> mich (auf meinen durch allerlei Hände gehenden Wunſch) zu ſich rufen.<lb/> Ich liebe dieſe edle ſtolze und ſo mütterliche Frau herzlich. Bei der<lb/> erſten Vorſtellung hat mans mit dieſen Leuten leicht. Da nur ſie<lb/> fragen (daher ſie auf Biographie, die Quelle ihrer Fragen, ſo aus<lb n="5"/> ſein müſſen) ſo lebt man ganz ruhig, man erwartet ſeine Queſtion und<lb/> giebt dan ſein Feuer.</p><lb/> <p>Ich weis nicht, ob ich ſchon geſagt, daß ich durch <hi rendition="#aq">Thümmels</hi> Hülfe,<lb/> 500 rtl. preuſſ. in der Altenburger Bank <hi rendition="#aq">à 2½ p.c.</hi> untergebracht. —</p><lb/> <p>Mein gröſtes Labſal auſſer <hi rendition="#aq">Herder</hi> hier iſt meine Hausfrau. Nie<lb n="10"/> war ich ſo Stuben-glüklich. Ich wil nur etwas von unſerem Verhältnis<lb/> anführen: ein an ſich geräumiger Nachttopf wolte doch nicht zulangen,<lb/> wenn ich gerade ſchrieb, weil er und das Dintenfas wie natürlich in<lb/> umgekehrtem Verhältnis vol und leer werden. Die Frau ſah, daß ich<lb/> oft die Treppe in der Kälte hinabmuſte. Sie brachte mir alſo einen ganz<lb n="15"/> neuen Bowlen-mäſſigen getragen, bei dem ich 8 Seiten ſchreiben kan.<lb/> — Sie ſorgt für Holz, Tabarro (denn heut geh ich [in] die Retoude mit<lb/> einer Augen-Achte, und eſſe abends vorher bei <hi rendition="#aq">Herder</hi> und <hi rendition="#aq">Wieland</hi>),<lb/> für Wohlfeilheit, wäſcht, wenn ich verreiſe, wie meine Mutter, alles,<lb/> ſogar das Dintenfas, und ich kehre (wie) in eine wartende Familie<lb n="20"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd3_141">[141]</ref></note>zurük. Ihre Tochter iſt ſchön und gut wie der Schwiegerſohn <Satler>.<lb/> Der Man, ein Leſer und Zeichner architektoniſcher Bücher, (er iſt<lb/> Rathsmäuerer) iſt ſanft und dreht mit ihr Wulgern, die Gänſe zu<lb/> „fretzen“ (zu ſtopfen). Bei ſeinem Geburtstage bekam er 4 Torten<note place="foot" n="*)">und ſo bekomm’ ich von allem was ſie bäkt und hat, erwieder’ es aber.</note><lb/> und von mir 1 <hi rendition="#aq">Bout.</hi> Malaga. Die Herzogin Mutter ſagte mir, meine<lb n="25"/> Hausfrau läſe ſehr. Ich fragte dieſe; es kam daher: einmal hatte ſie<lb/> das ökonomiſche Lexikon zum Leſen auf der Bibliothek begehrt — man<lb/> wunderte ſich — es wurde für ſie angeſchaft. Der Teufel hole <hi rendition="#g">junge</hi><lb/> Aufwärterinnen. — Ich gebe ihr das Geld im Groſſen und einen Beutel<lb/> dazu — und dan neues ohne Rechnung. Sie iſt hochachtungswürdig-<lb n="30"/> gut.</p><lb/> <p>Da alle Welt mit dir überein ſtimt und auch Jakobi und die Kalb:<lb/> ſo mach’ ich mir über die <hi rendition="#aq">Palingenesien</hi> keine Sorge mehr, ob ſie<lb/> gleich in verdamter Liebes-Pein geboren wurden. Ach die Berlepſch hat<lb/> mir viel genommen. — <hi rendition="#aq">p.</hi> 194 im 2 Th. der <hi rendition="#aq">Palingenesien</hi> fuhr in<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [126/0136]
Hauſe fuhr. Er iſt der gefälligſte Man. — Die regierende Herzogin lies
mich (auf meinen durch allerlei Hände gehenden Wunſch) zu ſich rufen.
Ich liebe dieſe edle ſtolze und ſo mütterliche Frau herzlich. Bei der
erſten Vorſtellung hat mans mit dieſen Leuten leicht. Da nur ſie
fragen (daher ſie auf Biographie, die Quelle ihrer Fragen, ſo aus 5
ſein müſſen) ſo lebt man ganz ruhig, man erwartet ſeine Queſtion und
giebt dan ſein Feuer.
Ich weis nicht, ob ich ſchon geſagt, daß ich durch Thümmels Hülfe,
500 rtl. preuſſ. in der Altenburger Bank à 2½ p.c. untergebracht. —
Mein gröſtes Labſal auſſer Herder hier iſt meine Hausfrau. Nie 10
war ich ſo Stuben-glüklich. Ich wil nur etwas von unſerem Verhältnis
anführen: ein an ſich geräumiger Nachttopf wolte doch nicht zulangen,
wenn ich gerade ſchrieb, weil er und das Dintenfas wie natürlich in
umgekehrtem Verhältnis vol und leer werden. Die Frau ſah, daß ich
oft die Treppe in der Kälte hinabmuſte. Sie brachte mir alſo einen ganz 15
neuen Bowlen-mäſſigen getragen, bei dem ich 8 Seiten ſchreiben kan.
— Sie ſorgt für Holz, Tabarro (denn heut geh ich [in] die Retoude mit
einer Augen-Achte, und eſſe abends vorher bei Herder und Wieland),
für Wohlfeilheit, wäſcht, wenn ich verreiſe, wie meine Mutter, alles,
ſogar das Dintenfas, und ich kehre (wie) in eine wartende Familie 20
zurük. Ihre Tochter iſt ſchön und gut wie der Schwiegerſohn <Satler>.
Der Man, ein Leſer und Zeichner architektoniſcher Bücher, (er iſt
Rathsmäuerer) iſt ſanft und dreht mit ihr Wulgern, die Gänſe zu
„fretzen“ (zu ſtopfen). Bei ſeinem Geburtstage bekam er 4 Torten *)
und von mir 1 Bout. Malaga. Die Herzogin Mutter ſagte mir, meine 25
Hausfrau läſe ſehr. Ich fragte dieſe; es kam daher: einmal hatte ſie
das ökonomiſche Lexikon zum Leſen auf der Bibliothek begehrt — man
wunderte ſich — es wurde für ſie angeſchaft. Der Teufel hole junge
Aufwärterinnen. — Ich gebe ihr das Geld im Groſſen und einen Beutel
dazu — und dan neues ohne Rechnung. Sie iſt hochachtungswürdig- 30
gut.
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Da alle Welt mit dir überein ſtimt und auch Jakobi und die Kalb:
ſo mach’ ich mir über die Palingenesien keine Sorge mehr, ob ſie
gleich in verdamter Liebes-Pein geboren wurden. Ach die Berlepſch hat
mir viel genommen. — p. 194 im 2 Th. der Palingenesien fuhr in 35
*) und ſo bekomm’ ich von allem was ſie bäkt und hat, erwieder’ es aber.
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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