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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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6. An Streiber in Eisenach.
[Kopie]

Auf der Wartburg, die von nichts belagert wird als von Schön-
heiten, würd' ich lieber Gedichte als Übersezungen machen. -- Die
Ordalien der Kritik aushalten.5

7. An Christian Otto.

Lieber Otto! Ich wil erst Antworten geben und dan neue kausieren.
Erstlich den innigsten Dank für dein gutes Packen: das Barometer
und der Hut sollen Leipzig nicht sehen. Ich habe mich wie eine Schlange10
nur fragmentarisch herein gezogen: jezt bin ich ganz hier. -- Ich nähe
alle Oktavbriefe zu einem Oktavbuch chronologisch zusammen zu
deinem Gebrauch -- und so Quartsachen. -- Mit der nächsten Bücher-
lieferung schick ich dir das Geld für Herman und die Leinwand und
[7]18 gr. zu einer Schreibtafel von 12 oder 16 weissen Blättern, die du15
mir vorher mit den nächsten Büchern sendest. Sie sol weis und
ohne Korkzieher und das etwas sein, wie meine unter wegs verlorne.
Hier kostet eine mit 4 gelben Blättern 1 rtl. 16 gr. -- Das abbrevierte
Journal deiner prolongierten Reise lässet mich über vieles im Dunkeln,
so fröhlich und phosphoreßierend-schön es auch ist. -- Ist mein20
Zyniker Spiz noch im Herold[schen] Hause angestelt und darf er mit
bellen? -- Da der Teufel doch einmal Eine Frau holet, nämlich unser
Georg: so bin ich froh, daß es keine bessere ist; ich find' ihn wenn ich
ihn durch denke, immer falber und welker. Er hat von seinem Vater
nicht die Originalität, die Neigung zur Philosophie und zu Wissen-25
schaften; sondern einen gemeinen Geldhunger. Die Heirath nimt ihm
noch die magnetische Exaltazion. -- Über die Konzilienakten sollen
Konzilien gehalten werden. --

Ich habe für 2 rtl. vierteljährig ein Fortepiano. -- Ich habe gleich
den ersten Sontag einen Bauernkrieg mit einem Kantianer geführt30
und diesen sehr gequält: eben darum gieng ich nicht nach dem kantischen
Jena. Die Herder schrieb mir die gemarterte Einsamkeit ihres Mannes.
"Er ist nun hier völlig auf sich selbst reduziert. Er betäubt manche
"unangenehme Gefühle durch ununterbrochne Arbeit. Lassen Sie nur

6. An Streiber in Eiſenach.
[Kopie]

Auf der Wartburg, die von nichts belagert wird als von Schön-
heiten, würd’ ich lieber Gedichte als Überſezungen machen. — Die
Ordalien der Kritik aushalten.5

7. An Chriſtian Otto.

Lieber Otto! Ich wil erſt Antworten geben und dan neue kauſieren.
Erſtlich den innigſten Dank für dein gutes Packen: das Barometer
und der Hut ſollen Leipzig nicht ſehen. Ich habe mich wie eine Schlange10
nur fragmentariſch herein gezogen: jezt bin ich ganz hier. — Ich nähe
alle Oktavbriefe zu einem Oktavbuch chronologiſch zuſammen zu
deinem Gebrauch — und ſo Quartſachen. — Mit der nächſten Bücher-
lieferung ſchick ich dir das Geld für Herman und die Leinwand und
[7]18 gr. zu einer Schreibtafel von 12 oder 16 weiſſen Blättern, die du15
mir vorher mit den nächſten Büchern ſendeſt. Sie ſol weis und
ohne Korkzieher und das etwas ſein, wie meine unter wegs verlorne.
Hier koſtet eine mit 4 gelben Blättern 1 rtl. 16 gr. — Das abbrevierte
Journal deiner prolongierten Reiſe läſſet mich über vieles im Dunkeln,
ſo fröhlich und phoſphoreſzierend-ſchön es auch iſt. — Iſt mein20
Zyniker Spiz noch im Herold[schen] Hauſe angeſtelt und darf er mit
bellen? — Da der Teufel doch einmal Eine Frau holet, nämlich unſer
Georg: ſo bin ich froh, daß es keine beſſere iſt; ich find’ ihn wenn ich
ihn durch denke, immer falber und welker. Er hat von ſeinem Vater
nicht die Originalität, die Neigung zur Philoſophie und zu Wiſſen-25
ſchaften; ſondern einen gemeinen Geldhunger. Die Heirath nimt ihm
noch die magnetiſche Exaltazion. — Über die Konzilienakten ſollen
Konzilien gehalten werden. —

Ich habe für 2 rtl. vierteljährig ein Fortepiano. — Ich habe gleich
den erſten Sontag einen Bauernkrieg mit einem Kantianer geführt30
und dieſen ſehr gequält: eben darum gieng ich nicht nach dem kantiſchen
Jena. Die Herder ſchrieb mir die gemarterte Einſamkeit ihres Mannes.
„Er iſt nun hier völlig auf ſich ſelbſt reduziert. Er betäubt manche
„unangenehme Gefühle durch ununterbrochne Arbeit. Laſſen Sie nur

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[6/0011] 6. An Streiber in Eiſenach. [Leipzig, 8. Nov. 1797] Auf der Wartburg, die von nichts belagert wird als von Schön- heiten, würd’ ich lieber Gedichte als Überſezungen machen. — Die Ordalien der Kritik aushalten. 5 7. An Chriſtian Otto. Leipzig d. 15 Nov. 97. Lieber Otto! Ich wil erſt Antworten geben und dan neue kauſieren. Erſtlich den innigſten Dank für dein gutes Packen: das Barometer und der Hut ſollen Leipzig nicht ſehen. Ich habe mich wie eine Schlange 10 nur fragmentariſch herein gezogen: jezt bin ich ganz hier. — Ich nähe alle Oktavbriefe zu einem Oktavbuch chronologiſch zuſammen zu deinem Gebrauch — und ſo Quartſachen. — Mit der nächſten Bücher- lieferung ſchick ich dir das Geld für Herman und die Leinwand und 18 gr. zu einer Schreibtafel von 12 oder 16 weiſſen Blättern, die du 15 mir vorher mit den nächſten Büchern ſendeſt. Sie ſol weis und ohne Korkzieher und das etwas ſein, wie meine unter wegs verlorne. Hier koſtet eine mit 4 gelben Blättern 1 rtl. 16 gr. — Das abbrevierte Journal deiner prolongierten Reiſe läſſet mich über vieles im Dunkeln, ſo fröhlich und phoſphoreſzierend-ſchön es auch iſt. — Iſt mein 20 Zyniker Spiz noch im Herold[schen] Hauſe angeſtelt und darf er mit bellen? — Da der Teufel doch einmal Eine Frau holet, nämlich unſer Georg: ſo bin ich froh, daß es keine beſſere iſt; ich find’ ihn wenn ich ihn durch denke, immer falber und welker. Er hat von ſeinem Vater nicht die Originalität, die Neigung zur Philoſophie und zu Wiſſen- 25 ſchaften; ſondern einen gemeinen Geldhunger. Die Heirath nimt ihm noch die magnetiſche Exaltazion. — Über die Konzilienakten ſollen Konzilien gehalten werden. — [7] Ich habe für 2 rtl. vierteljährig ein Fortepiano. — Ich habe gleich den erſten Sontag einen Bauernkrieg mit einem Kantianer geführt 30 und dieſen ſehr gequält: eben darum gieng ich nicht nach dem kantiſchen Jena. Die Herder ſchrieb mir die gemarterte Einſamkeit ihres Mannes. „Er iſt nun hier völlig auf ſich ſelbſt reduziert. Er betäubt manche „unangenehme Gefühle durch ununterbrochne Arbeit. Laſſen Sie nur

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/11>, abgerufen am 21.11.2024.