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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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Menschen gab, durch die Humanität derselben wenn nicht heilen doch
stillen!

Jean Paul Fr. Richter
127. An Professor W. G. Becker in Dresden.
[Kopie]5

Doppe lirsterne Schlegel -- bitte, mit der Note zugleich den Auf-
saz wegzulassen -- die verworrene drängende mit Reizen[?] und Schön-
heiten überladene Gegenwart.

128. An Präsident von Schuckmann in Bayreuth.[108]
[Kopie]10

Intradendevalvazion.

129. An Matzdorff.
[Kopie]

Sie sind der einzige Pränumerant auf meinen Titan wie der König
in Pohlen auf jenes Lexikon.15

130. An Christian Otto.

Lieber Otto! Nicht du, sondern ich habe Entschuldigung nöthig,
weil du die Schmerzen zugleich theilen und mittheilen must. -- Vor-
gestern an einem himmelblauen Tag, woran ich eine seit Jahren ge-20
suchte, meinen Titan um die 1/2 verbessernde Aufgabe lösete und den
ich arkadisch auf dem Lande bei einer Freundin zubrachte, sagt' ich zu
dieser meine alte Prophezeiung; und gestern als ich den 1ten Theil des
Titans abends beschlossen hatte, kam dein Brief. Gräslich wie ein
böser Genius trit mir jezt dieses Wesen nach. Ergrimt und erschüttert25
las ich die Mishandlung der Todten -- es ist eine unbeschreibliche Kälte
und Frechheit im Brief an Gotlieb.

Sie scheint mir aber eine Freiheit des Geistes zu beweisen, die nicht
zur schlimsten Lage passet. Natürlich hast du im Ganzen recht; aber
warum wartete er bei einer in 4 Wochen erfressenen Schuld von30
80 fl. erst auf neuen Verlust? Wahrscheinlich ist er zugleich mit seinen
hinhaltenden Briefen -- abgegangen. Wie ich sol für eine Zukunft, für

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Menſchen gab, durch die Humanität derſelben wenn nicht heilen doch
ſtillen!

Jean Paul Fr. Richter
127. An Profeſſor W. G. Becker in Dresden.
[Kopie]5

Doppe lirſterne Schlegel — bitte, mit der Note zugleich den Auf-
ſaz wegzulaſſen — die verworrene drängende mit Reizen[?] und Schön-
heiten überladene Gegenwart.

128. An Präſident von Schuckmann in Bayreuth.[108]
[Kopie]10

Intradendevalvazion.

129. An Matzdorff.
[Kopie]

Sie ſind der einzige Pränumerant auf meinen Titan wie der König
in Pohlen auf jenes Lexikon.15

130. An Chriſtian Otto.

Lieber Otto! Nicht du, ſondern ich habe Entſchuldigung nöthig,
weil du die Schmerzen zugleich theilen und mittheilen muſt. — Vor-
geſtern an einem himmelblauen Tag, woran ich eine ſeit Jahren ge-20
ſuchte, meinen Titan um die ½ verbeſſernde Aufgabe löſete und den
ich arkadiſch auf dem Lande bei einer Freundin zubrachte, ſagt’ ich zu
dieſer meine alte Prophezeiung; und geſtern als ich den 1ten Theil des
Titans abends beſchloſſen hatte, kam dein Brief. Gräslich wie ein
böſer Genius trit mir jezt dieſes Weſen nach. Ergrimt und erſchüttert25
las ich die Mishandlung der Todten — es iſt eine unbeſchreibliche Kälte
und Frechheit im Brief an Gotlieb.

Sie ſcheint mir aber eine Freiheit des Geiſtes zu beweiſen, die nicht
zur ſchlimſten Lage paſſet. Natürlich haſt du im Ganzen recht; aber
warum wartete er bei einer in 4 Wochen erfreſſenen Schuld von30
80 fl. erſt auf neuen Verluſt? Wahrſcheinlich iſt er zugleich mit ſeinen
hinhaltenden Briefen — abgegangen. Wie ich ſol für eine Zukunft, für

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[99/0108] Menſchen gab, durch die Humanität derſelben wenn nicht heilen doch ſtillen! Jean Paul Fr. Richter 127. An Profeſſor W. G. Becker in Dresden. [Leipzig, 8. Sept. 1798] 5 Doppe lirſterne Schlegel — bitte, mit der Note zugleich den Auf- ſaz wegzulaſſen — die verworrene drängende mit Reizen[?] und Schön- heiten überladene Gegenwart. 128. An Präſident von Schuckmann in Bayreuth. [Leipzig, 18. Sept. 1798] 10 Intradendevalvazion. 129. An Matzdorff. [Leipzig, 18. Sept. 1798] Sie ſind der einzige Pränumerant auf meinen Titan wie der König in Pohlen auf jenes Lexikon. 15 130. An Chriſtian Otto. L[eipzig] d. 21. Sept. 98. Lieber Otto! Nicht du, ſondern ich habe Entſchuldigung nöthig, weil du die Schmerzen zugleich theilen und mittheilen muſt. — Vor- geſtern an einem himmelblauen Tag, woran ich eine ſeit Jahren ge- 20 ſuchte, meinen Titan um die ½ verbeſſernde Aufgabe löſete und den ich arkadiſch auf dem Lande bei einer Freundin zubrachte, ſagt’ ich zu dieſer meine alte Prophezeiung; und geſtern als ich den 1ten Theil des Titans abends beſchloſſen hatte, kam dein Brief. Gräslich wie ein böſer Genius trit mir jezt dieſes Weſen nach. Ergrimt und erſchüttert 25 las ich die Mishandlung der Todten — es iſt eine unbeſchreibliche Kälte und Frechheit im Brief an Gotlieb. Sie ſcheint mir aber eine Freiheit des Geiſtes zu beweiſen, die nicht zur ſchlimſten Lage paſſet. Natürlich haſt du im Ganzen recht; aber warum wartete er bei einer in 4 Wochen erfreſſenen Schuld von 30 80 fl. erſt auf neuen Verluſt? Wahrſcheinlich iſt er zugleich mit ſeinen hinhaltenden Briefen — abgegangen. Wie ich ſol für eine Zukunft, für 7*

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/108>, abgerufen am 03.05.2024.