Hier ist wieder ein Geschichtgen worüber ich hier weniger anzu- merken habe als du vielleicht. 1.) Der Hauptkarakter ist nicht eigentlich der Wuz in einem höhern Stande. 2.) suche wenig! Es ist eilig und5 unter ungewohnten Stöhrungen gemacht und unter meinem Zu- drängen auf meine allerneueste Biographie, nach der ich ordentlich lechze. Indes ist die Verwiklung grösser als die in Wuz, wo gar keine ist. Weder die Materie noch der Raum litten eine grössere Aehnlichkeit mit dem "Hesperus" als es leider hat. 3.) Sieh, ich habe diese Nummer10 hergesezt weil ich dachte, ich hätte noch etwas zu sagen. Resolviere nicht so langsam wie in Wezlar, sondern so schnel wie in Bayreuth. Adieu, lieber kritischer Prosektor und Lese-Präadamit!
Das lezte Kapitel kömt noch vor dem lezten Tag des Monats.
[41]59. An Christian Herold in Venedig.15
[Kopie][Hof, 31. Jan. 1795]
Denken Sie daran, daß jeder Freudentag in Venedig hier eine schlaflose Nacht erschaft und daß Ihr Vater für den Aufwand für Sie doch etwas bessers verdient als neuen Kummer -- er wil lieber 300 fl. einbüssen als einen Sohn.20
60. An Matzdorff in Berlin.
[Kopie][Hof, 7. Febr. 1795]
Wir reichen uns allemal die Hände über lange Zwischenräume hinüber. Heute sol noch dazu in Ihrer Hand etwas anders sein als meine. Bis mein Brief an- und Ihrer zurükkömt: ist der März da, der25 bei uns wenigstens die Morgenröthe und der Vorhof des Frühlings ist. Und dan schüttel' ich mich in meinem Bau aus meinem Winter- schlafe und laufe davon -- ich meine, nach Weimar, komme aber wieder eh' aus den Blüten Kirschen werden. Meine ganze Seele schmachtet nach den aufgedekten Knospen und Blumen ... mir genau zu30 schreiben, wie viel -- gedrukt ist von meinem Buch, damit ich zu Hause bin, wenn mich die Drukfehler besuchen. Diese Bitte ist eine Kleinigkeit neben einer andern: daß Sie mir -- da man, wenn man Fersengeld geben wil, Handgeld haben mus, eine Wendung, wodurch ich wider
58. An Chriſtian Otto.
[Hof, 30. Jan. 1795]
Hier iſt wieder ein Geſchichtgen worüber ich hier weniger anzu- merken habe als du vielleicht. 1.) Der Hauptkarakter iſt nicht eigentlich der Wuz in einem höhern Stande. 2.) ſuche wenig! Es iſt eilig und5 unter ungewohnten Stöhrungen gemacht und unter meinem Zu- drängen auf meine allerneueſte Biographie, nach der ich ordentlich lechze. Indes iſt die Verwiklung gröſſer als die in Wuz, wo gar keine iſt. Weder die Materie noch der Raum litten eine gröſſere Aehnlichkeit mit dem „Hesperus“ als es leider hat. 3.) Sieh, ich habe dieſe Nummer10 hergeſezt weil ich dachte, ich hätte noch etwas zu ſagen. Reſolviere nicht ſo langſam wie in Wezlar, ſondern ſo ſchnel wie in Bayreuth. Adieu, lieber kritiſcher Proſektor und Leſe-Präadamit!
Das lezte Kapitel kömt noch vor dem lezten Tag des Monats.
[41]59. An Chriſtian Herold in Venedig.15
[Kopie][Hof, 31. Jan. 1795]
Denken Sie daran, daß jeder Freudentag in Venedig hier eine ſchlafloſe Nacht erſchaft und daß Ihr Vater für den Aufwand für Sie doch etwas beſſers verdient als neuen Kummer — er wil lieber 300 fl. einbüſſen als einen Sohn.20
60. An Matzdorff in Berlin.
[Kopie][Hof, 7. Febr. 1795]
Wir reichen uns allemal die Hände über lange Zwiſchenräume hinüber. Heute ſol noch dazu in Ihrer Hand etwas anders ſein als meine. Bis mein Brief an- und Ihrer zurükkömt: iſt der März da, der25 bei uns wenigſtens die Morgenröthe und der Vorhof des Frühlings iſt. Und dan ſchüttel’ ich mich in meinem Bau aus meinem Winter- ſchlafe und laufe davon — ich meine, nach Weimar, komme aber wieder eh’ aus den Blüten Kirſchen werden. Meine ganze Seele ſchmachtet nach den aufgedekten Knoſpen und Blumen ... mir genau zu30 ſchreiben, wie viel — gedrukt iſt von meinem Buch, damit ich zu Hauſe bin, wenn mich die Drukfehler beſuchen. Dieſe Bitte iſt eine Kleinigkeit neben einer andern: daß Sie mir — da man, wenn man Ferſengeld geben wil, Handgeld haben mus, eine Wendung, wodurch ich wider
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58. An Chriſtian Otto.
[Hof, 30. Jan. 1795]
Hier iſt wieder ein Geſchichtgen worüber ich hier weniger anzu-
merken habe als du vielleicht. 1.) Der Hauptkarakter iſt nicht eigentlich
der Wuz in einem höhern Stande. 2.) ſuche wenig! Es iſt eilig und 5
unter ungewohnten Stöhrungen gemacht und unter meinem Zu-
drängen auf meine allerneueſte Biographie, nach der ich ordentlich
lechze. Indes iſt die Verwiklung gröſſer als die in Wuz, wo gar keine
iſt. Weder die Materie noch der Raum litten eine gröſſere Aehnlichkeit
mit dem „Hesperus“ als es leider hat. 3.) Sieh, ich habe dieſe Nummer 10
hergeſezt weil ich dachte, ich hätte noch etwas zu ſagen. Reſolviere
nicht ſo langſam wie in Wezlar, ſondern ſo ſchnel wie in Bayreuth.
Adieu, lieber kritiſcher Proſektor und Leſe-Präadamit!
Das lezte Kapitel kömt noch vor dem lezten Tag des Monats.
59. An Chriſtian Herold in Venedig. 15
[Hof, 31. Jan. 1795]
Denken Sie daran, daß jeder Freudentag in Venedig hier eine
ſchlafloſe Nacht erſchaft und daß Ihr Vater für den Aufwand für Sie
doch etwas beſſers verdient als neuen Kummer — er wil lieber 300 fl.
einbüſſen als einen Sohn. 20
60. An Matzdorff in Berlin.
[Hof, 7. Febr. 1795]
Wir reichen uns allemal die Hände über lange Zwiſchenräume
hinüber. Heute ſol noch dazu in Ihrer Hand etwas anders ſein als
meine. Bis mein Brief an- und Ihrer zurükkömt: iſt der März da, der 25
bei uns wenigſtens die Morgenröthe und der Vorhof des Frühlings iſt.
Und dan ſchüttel’ ich mich in meinem Bau aus meinem Winter-
ſchlafe und laufe davon — ich meine, nach Weimar, komme aber
wieder eh’ aus den Blüten Kirſchen werden. Meine ganze Seele
ſchmachtet nach den aufgedekten Knoſpen und Blumen ... mir genau zu 30
ſchreiben, wie viel — gedrukt iſt von meinem Buch, damit ich zu Hauſe
bin, wenn mich die Drukfehler beſuchen. Dieſe Bitte iſt eine Kleinigkeit
neben einer andern: daß Sie mir — da man, wenn man Ferſengeld
geben wil, Handgeld haben mus, eine Wendung, wodurch ich wider
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/57>, abgerufen am 30.07.2024.
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