(aber auch in Gefolge einiger Gründe) der Vorsaz, den andern Morgen zu reisen, an mich -- bis um 8 Uhr abends blieb ich bei der Fr. Haupt- man von Hein -- um halb 9 Uhr führten mich meine Verirrungen aus Alleen und Gassen endlich in mein Logis -- und doch hätte ich nachher um 9 Uhr, wär' auch mein Essen und ein geringerer Druk als der der5 Schuhe vorbei gewesen, darum nicht kommen können, weil ich mir die Versagung Ihrer Geselschaft als eine Entschuldigung für die Ver- säumung zweier Familien im Meierschen Hause aufbewahren muste -- --
Der Frühling, der uns so viele Blüten wiedergiebt, wird mir auch10 Bayreuth und die zwei geliebten Menschen wiederschenken, die jezt wie er sich durch den Winter von mir trennen. Als einen Vorläufer von mir werd' ich Ihnen dan mein neues besseres Buch "Hesperus oder 45 Hundsposttage" entgegenschicken, das zu Ostern in Berlin in 2 Ausgaben und 3 Theilen erscheint. Die Person, die darin die gröste[21]15 Liebe des Verfassers und vielleicht auch des Lesers hat, trägt Ihren schönen Namen Emanuel.
Renate, die die wärmsten Grüsse der Freundschaft hier zu meinen an Sie legt, ist wieder genesen -- dieser weisse Schmetterling wird im Schlagregen des Lebens durch jeden Plaztropfen auf seiner Blume20 zerdrükt -- Das gute Schiksal geb ihm leichte Flügel und Sonnen- schein und einen Garten.
Ich kan mich nicht dahin bringen zu glauben daß ich das erstemal an Sie schreibe -- mir ist als hätt ich ein ganzes briefliches Feleisen schon an Sie geschikt und -- empfangen von Ihnen. Damit lezteres wahr25 werde, so fangen Sie bald mit dem ersten Briefe an. Ich bin Ihr Sie ewig liebender und ehrender
Freund J. P. Fried. Richter
N. S. Das mit Bleistift in meinem Buch geschriebene "passes a la30 page etc." ist blos für -- Leserinnen, die Satyren ennuieren.
37. An Karoline Herold?
[Kopie][Hof, 31. Okt. (?) 1794]
Es drükt mich in meinem Innern wie eine schwere Wolke, daß Ihre Flammen mein Blut zum Aufkochen anschürten -- wollen wir alles35 vergessen, die bessern Stunden nur nicht. --
(aber auch in Gefolge einiger Gründe) der Vorſaz, den andern Morgen zu reiſen, an mich — bis um 8 Uhr abends blieb ich bei der Fr. Haupt- man von Hein — um halb 9 Uhr führten mich meine Verirrungen aus Alleen und Gaſſen endlich in mein Logis — und doch hätte ich nachher um 9 Uhr, wär’ auch mein Eſſen und ein geringerer Druk als der der5 Schuhe vorbei geweſen, darum nicht kommen können, weil ich mir die Verſagung Ihrer Geſelſchaft als eine Entſchuldigung für die Ver- ſäumung zweier Familien im Meierschen Hauſe aufbewahren muſte — —
Der Frühling, der uns ſo viele Blüten wiedergiebt, wird mir auch10 Bayreuth und die zwei geliebten Menſchen wiederſchenken, die jezt wie er ſich durch den Winter von mir trennen. Als einen Vorläufer von mir werd’ ich Ihnen dan mein neues beſſeres Buch „Hesperus oder 45 Hundsposttage“ entgegenſchicken, das zu Oſtern in Berlin in 2 Ausgaben und 3 Theilen erſcheint. Die Perſon, die darin die gröſte[21]15 Liebe des Verfaſſers und vielleicht auch des Leſers hat, trägt Ihren ſchönen Namen Emanuel.
Renate, die die wärmſten Grüſſe der Freundſchaft hier zu meinen an Sie legt, iſt wieder geneſen — dieſer weiſſe Schmetterling wird im Schlagregen des Lebens durch jeden Plaztropfen auf ſeiner Blume20 zerdrükt — Das gute Schikſal geb ihm leichte Flügel und Sonnen- ſchein und einen Garten.
Ich kan mich nicht dahin bringen zu glauben daß ich das erſtemal an Sie ſchreibe — mir iſt als hätt ich ein ganzes briefliches Feleiſen ſchon an Sie geſchikt und — empfangen von Ihnen. Damit lezteres wahr25 werde, ſo fangen Sie bald mit dem erſten Briefe an. Ich bin Ihr Sie ewig liebender und ehrender
Freund J. P. Fried. Richter
N. S. Das mit Bleiſtift in meinem Buch geſchriebene „passés à la30 page etc.“ iſt blos für — Leſerinnen, die Satyren ennuieren.
37. An Karoline Herold?
[Kopie][Hof, 31. Okt. (?) 1794]
Es drükt mich in meinem Innern wie eine ſchwere Wolke, daß Ihre Flammen mein Blut zum Aufkochen anſchürten — wollen wir alles35 vergeſſen, die beſſern Stunden nur nicht. —
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0038"n="29"/>
(aber auch in Gefolge einiger Gründe) der Vorſaz, den andern Morgen<lb/>
zu reiſen, an mich — bis um 8 Uhr abends blieb ich bei der Fr. Haupt-<lb/>
man von Hein — um halb 9 Uhr führten mich meine Verirrungen aus<lb/>
Alleen und Gaſſen endlich in mein Logis — und doch hätte ich nachher<lb/>
um 9 Uhr, wär’ auch mein Eſſen und ein geringerer Druk als der der<lbn="5"/>
Schuhe vorbei geweſen, darum nicht kommen können, weil ich mir die<lb/>
Verſagung Ihrer Geſelſchaft als eine Entſchuldigung für die Ver-<lb/>ſäumung zweier Familien im <hirendition="#aq">Meierschen</hi> Hauſe aufbewahren<lb/>
muſte ——</p><lb/><p>Der Frühling, der uns ſo viele Blüten wiedergiebt, wird mir auch<lbn="10"/><hirendition="#aq">Bayreuth</hi> und die zwei geliebten Menſchen wiederſchenken, die jezt wie<lb/>
er ſich durch den Winter von mir trennen. Als einen Vorläufer von<lb/>
mir werd’ ich Ihnen dan mein neues beſſeres Buch <hirendition="#aq">„Hesperus oder<lb/>
45 Hundsposttage“</hi> entgegenſchicken, das zu Oſtern in Berlin in<lb/>
2 Ausgaben und 3 Theilen erſcheint. Die Perſon, die darin die gröſte<noteplace="right"><reftarget="1922_Bd2_21">[21]</ref></note><lbn="15"/>
Liebe des Verfaſſers und vielleicht auch des Leſers hat, trägt Ihren<lb/>ſchönen Namen <hirendition="#aq">Emanuel.</hi></p><lb/><p>Renate, die die wärmſten Grüſſe der Freundſchaft hier zu meinen an<lb/>
Sie legt, iſt wieder geneſen — dieſer weiſſe Schmetterling wird im<lb/>
Schlagregen des Lebens durch jeden Plaztropfen auf ſeiner Blume<lbn="20"/>
zerdrükt — Das gute Schikſal geb ihm leichte Flügel und Sonnen-<lb/>ſchein und einen Garten.</p><lb/><p>Ich kan mich nicht dahin bringen zu glauben daß ich das erſtemal an<lb/>
Sie ſchreibe — mir iſt als hätt ich ein ganzes briefliches Feleiſen ſchon<lb/>
an Sie geſchikt und — empfangen von Ihnen. Damit lezteres wahr<lbn="25"/>
werde, ſo fangen Sie bald mit dem erſten Briefe an. Ich bin Ihr Sie<lb/>
ewig liebender und ehrender</p><lb/><closer><salute><hirendition="#right">Freund<lb/>
J. P. Fried. Richter</hi></salute></closer><lb/><postscript><p>N. S. Das mit Bleiſtift in meinem Buch geſchriebene <hirendition="#aq">„passés à la<lbn="30"/>
page etc.“</hi> iſt blos für — Leſerinnen, die Satyren ennuieren.</p></postscript></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>37. An <hirendition="#g">Karoline Herold?</hi></head><lb/><notetype="editorial">[Kopie]</note><dateline><hirendition="#right">[Hof, 31. Okt. (?) 1794]</hi></dateline><lb/><p>Es drükt mich in meinem Innern wie eine ſchwere Wolke, daß Ihre<lb/>
Flammen mein Blut zum Aufkochen anſchürten — wollen wir alles<lbn="35"/>
vergeſſen, die beſſern Stunden nur nicht. —</p></div><lb/></body></text></TEI>
[29/0038]
(aber auch in Gefolge einiger Gründe) der Vorſaz, den andern Morgen
zu reiſen, an mich — bis um 8 Uhr abends blieb ich bei der Fr. Haupt-
man von Hein — um halb 9 Uhr führten mich meine Verirrungen aus
Alleen und Gaſſen endlich in mein Logis — und doch hätte ich nachher
um 9 Uhr, wär’ auch mein Eſſen und ein geringerer Druk als der der 5
Schuhe vorbei geweſen, darum nicht kommen können, weil ich mir die
Verſagung Ihrer Geſelſchaft als eine Entſchuldigung für die Ver-
ſäumung zweier Familien im Meierschen Hauſe aufbewahren
muſte — —
Der Frühling, der uns ſo viele Blüten wiedergiebt, wird mir auch 10
Bayreuth und die zwei geliebten Menſchen wiederſchenken, die jezt wie
er ſich durch den Winter von mir trennen. Als einen Vorläufer von
mir werd’ ich Ihnen dan mein neues beſſeres Buch „Hesperus oder
45 Hundsposttage“ entgegenſchicken, das zu Oſtern in Berlin in
2 Ausgaben und 3 Theilen erſcheint. Die Perſon, die darin die gröſte 15
Liebe des Verfaſſers und vielleicht auch des Leſers hat, trägt Ihren
ſchönen Namen Emanuel.
[21]
Renate, die die wärmſten Grüſſe der Freundſchaft hier zu meinen an
Sie legt, iſt wieder geneſen — dieſer weiſſe Schmetterling wird im
Schlagregen des Lebens durch jeden Plaztropfen auf ſeiner Blume 20
zerdrükt — Das gute Schikſal geb ihm leichte Flügel und Sonnen-
ſchein und einen Garten.
Ich kan mich nicht dahin bringen zu glauben daß ich das erſtemal an
Sie ſchreibe — mir iſt als hätt ich ein ganzes briefliches Feleiſen ſchon
an Sie geſchikt und — empfangen von Ihnen. Damit lezteres wahr 25
werde, ſo fangen Sie bald mit dem erſten Briefe an. Ich bin Ihr Sie
ewig liebender und ehrender
Freund
J. P. Fried. Richter
N. S. Das mit Bleiſtift in meinem Buch geſchriebene „passés à la 30
page etc.“ iſt blos für — Leſerinnen, die Satyren ennuieren.
37. An Karoline Herold?
[Hof, 31. Okt. (?) 1794]
Es drükt mich in meinem Innern wie eine ſchwere Wolke, daß Ihre
Flammen mein Blut zum Aufkochen anſchürten — wollen wir alles 35
vergeſſen, die beſſern Stunden nur nicht. —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/38>, abgerufen am 07.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.