Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.(aber auch in Gefolge einiger Gründe) der Vorsaz, den andern Morgen Der Frühling, der uns so viele Blüten wiedergiebt, wird mir auch10 Renate, die die wärmsten Grüsse der Freundschaft hier zu meinen an Ich kan mich nicht dahin bringen zu glauben daß ich das erstemal an Freund J. P. Fried. Richter N. S. Das mit Bleistift in meinem Buch geschriebene "passes a la30 37. An Karoline Herold? [Kopie][Hof, 31. Okt. (?) 1794]Es drükt mich in meinem Innern wie eine schwere Wolke, daß Ihre (aber auch in Gefolge einiger Gründe) der Vorſaz, den andern Morgen Der Frühling, der uns ſo viele Blüten wiedergiebt, wird mir auch10 Renate, die die wärmſten Grüſſe der Freundſchaft hier zu meinen an Ich kan mich nicht dahin bringen zu glauben daß ich das erſtemal an Freund J. P. Fried. Richter N. S. Das mit Bleiſtift in meinem Buch geſchriebene „passés à la30 37. An Karoline Herold? [Kopie][Hof, 31. Okt. (?) 1794]Es drükt mich in meinem Innern wie eine ſchwere Wolke, daß Ihre <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0038" n="29"/> (aber auch in Gefolge einiger Gründe) der Vorſaz, den andern Morgen<lb/> zu reiſen, an mich — bis um 8 Uhr abends blieb ich bei der Fr. Haupt-<lb/> man von Hein — um halb 9 Uhr führten mich meine Verirrungen aus<lb/> Alleen und Gaſſen endlich in mein Logis — und doch hätte ich nachher<lb/> um 9 Uhr, wär’ auch mein Eſſen und ein geringerer Druk als der der<lb n="5"/> Schuhe vorbei geweſen, darum nicht kommen können, weil ich mir die<lb/> Verſagung Ihrer Geſelſchaft als eine Entſchuldigung für die Ver-<lb/> ſäumung zweier Familien im <hi rendition="#aq">Meierschen</hi> Hauſe aufbewahren<lb/> muſte — —</p><lb/> <p>Der Frühling, der uns ſo viele Blüten wiedergiebt, wird mir auch<lb n="10"/> <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> und die zwei geliebten Menſchen wiederſchenken, die jezt wie<lb/> er ſich durch den Winter von mir trennen. Als einen Vorläufer von<lb/> mir werd’ ich Ihnen dan mein neues beſſeres Buch <hi rendition="#aq">„Hesperus oder<lb/> 45 Hundsposttage“</hi> entgegenſchicken, das zu Oſtern in Berlin in<lb/> 2 Ausgaben und 3 Theilen erſcheint. Die Perſon, die darin die gröſte<note place="right"><ref target="1922_Bd2_21">[21]</ref></note><lb n="15"/> Liebe des Verfaſſers und vielleicht auch des Leſers hat, trägt Ihren<lb/> ſchönen Namen <hi rendition="#aq">Emanuel.</hi></p><lb/> <p>Renate, die die wärmſten Grüſſe der Freundſchaft hier zu meinen an<lb/> Sie legt, iſt wieder geneſen — dieſer weiſſe Schmetterling wird im<lb/> Schlagregen des Lebens durch jeden Plaztropfen auf ſeiner Blume<lb n="20"/> zerdrükt — Das gute Schikſal geb ihm leichte Flügel und Sonnen-<lb/> ſchein und einen Garten.</p><lb/> <p>Ich kan mich nicht dahin bringen zu glauben daß ich das erſtemal an<lb/> Sie ſchreibe — mir iſt als hätt ich ein ganzes briefliches Feleiſen ſchon<lb/> an Sie geſchikt und — empfangen von Ihnen. Damit lezteres wahr<lb n="25"/> werde, ſo fangen Sie bald mit dem erſten Briefe an. Ich bin Ihr Sie<lb/> ewig liebender und ehrender</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Freund<lb/> J. P. Fried. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>N. S. Das mit Bleiſtift in meinem Buch geſchriebene <hi rendition="#aq">„passés à la<lb n="30"/> page etc.“</hi> iſt blos für — Leſerinnen, die Satyren ennuieren.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>37. An <hi rendition="#g">Karoline Herold?</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 31. Okt. (?) 1794]</hi> </dateline><lb/> <p>Es drükt mich in meinem Innern wie eine ſchwere Wolke, daß Ihre<lb/> Flammen mein Blut zum Aufkochen anſchürten — wollen wir alles<lb n="35"/> vergeſſen, die beſſern Stunden nur nicht. —</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [29/0038]
(aber auch in Gefolge einiger Gründe) der Vorſaz, den andern Morgen
zu reiſen, an mich — bis um 8 Uhr abends blieb ich bei der Fr. Haupt-
man von Hein — um halb 9 Uhr führten mich meine Verirrungen aus
Alleen und Gaſſen endlich in mein Logis — und doch hätte ich nachher
um 9 Uhr, wär’ auch mein Eſſen und ein geringerer Druk als der der 5
Schuhe vorbei geweſen, darum nicht kommen können, weil ich mir die
Verſagung Ihrer Geſelſchaft als eine Entſchuldigung für die Ver-
ſäumung zweier Familien im Meierschen Hauſe aufbewahren
muſte — —
Der Frühling, der uns ſo viele Blüten wiedergiebt, wird mir auch 10
Bayreuth und die zwei geliebten Menſchen wiederſchenken, die jezt wie
er ſich durch den Winter von mir trennen. Als einen Vorläufer von
mir werd’ ich Ihnen dan mein neues beſſeres Buch „Hesperus oder
45 Hundsposttage“ entgegenſchicken, das zu Oſtern in Berlin in
2 Ausgaben und 3 Theilen erſcheint. Die Perſon, die darin die gröſte 15
Liebe des Verfaſſers und vielleicht auch des Leſers hat, trägt Ihren
ſchönen Namen Emanuel.
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Renate, die die wärmſten Grüſſe der Freundſchaft hier zu meinen an
Sie legt, iſt wieder geneſen — dieſer weiſſe Schmetterling wird im
Schlagregen des Lebens durch jeden Plaztropfen auf ſeiner Blume 20
zerdrükt — Das gute Schikſal geb ihm leichte Flügel und Sonnen-
ſchein und einen Garten.
Ich kan mich nicht dahin bringen zu glauben daß ich das erſtemal an
Sie ſchreibe — mir iſt als hätt ich ein ganzes briefliches Feleiſen ſchon
an Sie geſchikt und — empfangen von Ihnen. Damit lezteres wahr 25
werde, ſo fangen Sie bald mit dem erſten Briefe an. Ich bin Ihr Sie
ewig liebender und ehrender
Freund
J. P. Fried. Richter
N. S. Das mit Bleiſtift in meinem Buch geſchriebene „passés à la 30
page etc.“ iſt blos für — Leſerinnen, die Satyren ennuieren.
37. An Karoline Herold?
[Hof, 31. Okt. (?) 1794]
Es drükt mich in meinem Innern wie eine ſchwere Wolke, daß Ihre
Flammen mein Blut zum Aufkochen anſchürten — wollen wir alles 35
vergeſſen, die beſſern Stunden nur nicht. —
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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