Hier send' ich Ihnen, beste Pazientin, das versprochne Blat. Sie nehmen das Pulver, so oft Ihnen Ihre körperliche Hülle zu knap an- liegt. Aber schieben Sie diesen kleinen Gehorsam gegen -- sich selber, so5 wenig auf wie den gestern versprochnen andern. Der Himmel ziehe die Wolken von Ihrer Seele weg und gebe ihr das schöne milde Frühlings- leben wieder. Ihr
Freund
29. An Matzdorff in Berlin.10
[Kopie][Hof, 15. Okt. 1794]
Für den bunten Nachschatten, den seine Hülle noch wirft, dank' ich Ihnen, ob ich mir gleich andere physiognomische Vorrisse gemacht hatte. -- 2 Prunk-, Gala-, Parade-Exemplare für mich und meinen Freund sind vielleicht eine unbescheidne Bitte -- ich wünsche, daß eines15 keine sei. Da ich den Monaten 24 [?] Flügel mehr gäbe als ihnen Saturn angeschnallet: so bitt' ich Sie, den Exemplaren jene Flügel anzusezen, damit sie früher durch unser Stadtthor fliegen.
[18]30. An Pfarrer Schinz in Bayreuth.
[Kopie][Hof, 15. Okt. 1794]20
Mit diesem Titel haben Sie sich in mein Herz geschrieben. Mein Dank hätte freilich mit Ihnen in B[ayreuth] anlangen sollen; aber [ich] hofte, Sie würden ihn voraussezen. B[ayreuth] hält mich mit 10 Schlingen, die da die schöne Natur etc. den Fremden legt, auf immer fest, die Schlingen werden immer kürzer werden und mich im nächsten25 Frühling wieder zu sich ziehen. -- Mädgen, dem ich Ihren Kus mehr gegönt als Ihnen seinen -- Den Hof einige Minuten gegen Be- schreibungen desselben vertauschen.
31. An Karoline Herold in Hof.
[Kopie][Hof, 20. Okt. 1794]30
Die drei Worte thaten mir weher als Ihnen. Man liebt Personen doppelt, weil man sie beleidigt hat -- und umgekehrt beleidigt man die, die man am meisten liebt. -- Mein Betragen bezog sich nicht auf
28. An Renate Wirth in Hof.
[Hof, Okt. 1794?]
Hier ſend’ ich Ihnen, beſte Pazientin, das verſprochne Blat. Sie nehmen das Pulver, ſo oft Ihnen Ihre körperliche Hülle zu knap an- liegt. Aber ſchieben Sie dieſen kleinen Gehorſam gegen — ſich ſelber, ſo5 wenig auf wie den geſtern verſprochnen andern. Der Himmel ziehe die Wolken von Ihrer Seele weg und gebe ihr das ſchöne milde Frühlings- leben wieder. Ihr
Freund
29. An Matzdorff in Berlin.10
[Kopie][Hof, 15. Okt. 1794]
Für den bunten Nachſchatten, den ſeine Hülle noch wirft, dank’ ich Ihnen, ob ich mir gleich andere phyſiognomiſche Vorriſſe gemacht hatte. — 2 Prunk-, Gala-, Parade-Exemplare für mich und meinen Freund ſind vielleicht eine unbeſcheidne Bitte — ich wünſche, daß eines15 keine ſei. Da ich den Monaten 24 [?] Flügel mehr gäbe als ihnen Saturn angeſchnallet: ſo bitt’ ich Sie, den Exemplaren jene Flügel anzuſezen, damit ſie früher durch unſer Stadtthor fliegen.
[18]30. An Pfarrer Schinz in Bayreuth.
[Kopie][Hof, 15. Okt. 1794]20
Mit dieſem Titel haben Sie ſich in mein Herz geſchrieben. Mein Dank hätte freilich mit Ihnen in B[ayreuth] anlangen ſollen; aber [ich] hofte, Sie würden ihn vorausſezen. B[ayreuth] hält mich mit 10 Schlingen, die da die ſchöne Natur ꝛc. den Fremden legt, auf immer feſt, die Schlingen werden immer kürzer werden und mich im nächſten25 Frühling wieder zu ſich ziehen. — Mädgen, dem ich Ihren Kus mehr gegönt als Ihnen ſeinen — Den Hof einige Minuten gegen Be- ſchreibungen deſſelben vertauſchen.
31. An Karoline Herold in Hof.
[Kopie][Hof, 20. Okt. 1794]30
Die drei Worte thaten mir weher als Ihnen. Man liebt Perſonen doppelt, weil man ſie beleidigt hat — und umgekehrt beleidigt man die, die man am meiſten liebt. — Mein Betragen bezog ſich nicht auf
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28. An Renate Wirth in Hof.
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Hier ſend’ ich Ihnen, beſte Pazientin, das verſprochne Blat. Sie
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liegt. Aber ſchieben Sie dieſen kleinen Gehorſam gegen — ſich ſelber, ſo 5
wenig auf wie den geſtern verſprochnen andern. Der Himmel ziehe die
Wolken von Ihrer Seele weg und gebe ihr das ſchöne milde Frühlings-
leben wieder. Ihr
Freund
29. An Matzdorff in Berlin. 10
[Hof, 15. Okt. 1794]
Für den bunten Nachſchatten, den ſeine Hülle noch wirft, dank’ ich
Ihnen, ob ich mir gleich andere phyſiognomiſche Vorriſſe gemacht
hatte. — 2 Prunk-, Gala-, Parade-Exemplare für mich und meinen
Freund ſind vielleicht eine unbeſcheidne Bitte — ich wünſche, daß eines 15
keine ſei. Da ich den Monaten 24 [?] Flügel mehr gäbe als ihnen
Saturn angeſchnallet: ſo bitt’ ich Sie, den Exemplaren jene Flügel
anzuſezen, damit ſie früher durch unſer Stadtthor fliegen.
30. An Pfarrer Schinz in Bayreuth.
[Hof, 15. Okt. 1794] 20
Mit dieſem Titel haben Sie ſich in mein Herz geſchrieben. Mein
Dank hätte freilich mit Ihnen in B[ayreuth] anlangen ſollen; aber
[ich] hofte, Sie würden ihn vorausſezen. B[ayreuth] hält mich mit
10 Schlingen, die da die ſchöne Natur ꝛc. den Fremden legt, auf immer
feſt, die Schlingen werden immer kürzer werden und mich im nächſten 25
Frühling wieder zu ſich ziehen. — Mädgen, dem ich Ihren Kus mehr
gegönt als Ihnen ſeinen — Den Hof einige Minuten gegen Be-
ſchreibungen deſſelben vertauſchen.
31. An Karoline Herold in Hof.
[Hof, 20. Okt. 1794] 30
Die drei Worte thaten mir weher als Ihnen. Man liebt Perſonen
doppelt, weil man ſie beleidigt hat — und umgekehrt beleidigt man
die, die man am meiſten liebt. — Mein Betragen bezog ſich nicht auf
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/35>, abgerufen am 30.07.2024.
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