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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

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Freundlichen Dank für Ihren Brief und seine Begleitung.

Ich komme vor Ihrem Passahfest.

Lavater hat an mich geschrieben und mir einen Zeichner (Pfen-
ninger) zugeschikt, der mein Gesicht wie ein Manuskript abdrukt und der
mich in Leipzig in Kupfer sticht. Ich werde Ihnen einen Wiederschein5
von meiner blassen Gestalt zusenden: er traf mich ganz. Ich werde
Ihnen sehr viele fremde Briefe von Gelehrten, Weibern etc. nach
Bayreuth mitbringen. Lebe glüklich, schöne Seele! --

Jean Paul
570. An Christian Otto.10

Ich wil, lieber, gleich nach ihm schicken, da er heute noch abgeht. Er
hat mich sehr gut getroffen. Abends komme ich zu dir: ich bin um
Münchberg dasmal gebracht, ob ich gleich weis daß das Wetter nicht[314]
lang mehr dauert, du müstest denn draussen bleiben daß ich abends nach15
könte. Ich habe vier Tage versäumt.

571. An Christian Otto.

Der alte Herr oder Senator war bei mir und ich habe seinetwegen
2 Bout[eillen] Bier aufgebrochen, eine gute und eine schlechte. -- Das20
wäre jämmerlich und abscheulich, wenn ich deine seltnen Reisen genieren
wolte. Ist es dir ganz angenehm, draussen zu bleiben: so komm' ich
nach und gehe um 1 Uhr. Ist es dir nicht, so ist mirs auch angenehm.
Lasse mir nur morgen früh Ja oder Nein sagen. Mit Hoffek ists so
recht gut. -- Der Maler war schon fort. Herold kam, um ihn zu rufen25
für sein Haus.

572. An Christian Otto.

Hier hast du ihn wieder, weil er mir zu dikbäuchig zum Einstecken
war. -- Übrigens ist noch zu melden, daß ich gegenwärtig in meinem30
Hause eine Bundeslade mit 5 Bout[eillen] Champagner stehen habe
für die 5 Sinne, die über Land ausgetrunken [werden] müssen von
3 Paar Menschen. Wenn und wie es zu machen, solst nur du be-
stimmen. Georg mus dabei sein.

Freundlichen Dank für Ihren Brief und ſeine Begleitung.

Ich komme vor Ihrem Paſſahfeſt.

Lavater hat an mich geſchrieben und mir einen Zeichner (Pfen-
ninger) zugeſchikt, der mein Geſicht wie ein Manuſkript abdrukt und der
mich in Leipzig in Kupfer ſticht. Ich werde Ihnen einen Wiederſchein5
von meiner blaſſen Geſtalt zuſenden: er traf mich ganz. Ich werde
Ihnen ſehr viele fremde Briefe von Gelehrten, Weibern ꝛc. nach
Bayreuth mitbringen. Lebe glüklich, ſchöne Seele! —

Jean Paul
570. An Chriſtian Otto.10

Ich wil, lieber, gleich nach ihm ſchicken, da er heute noch abgeht. Er
hat mich ſehr gut getroffen. Abends komme ich zu dir: ich bin um
Münchberg dasmal gebracht, ob ich gleich weis daß das Wetter nicht[314]
lang mehr dauert, du müſteſt denn drauſſen bleiben daß ich abends nach15
könte. Ich habe vier Tage verſäumt.

571. An Chriſtian Otto.

Der alte Herr oder Senator war bei mir und ich habe ſeinetwegen
2 Bout[eillen] Bier aufgebrochen, eine gute und eine ſchlechte. — Das20
wäre jämmerlich und abſcheulich, wenn ich deine ſeltnen Reiſen genieren
wolte. Iſt es dir ganz angenehm, drauſſen zu bleiben: ſo komm’ ich
nach und gehe um 1 Uhr. Iſt es dir nicht, ſo iſt mirs auch angenehm.
Laſſe mir nur morgen früh Ja oder Nein ſagen. Mit Hoffek iſts ſo
recht gut. — Der Maler war ſchon fort. Herold kam, um ihn zu rufen25
für ſein Haus.

572. An Chriſtian Otto.

Hier haſt du ihn wieder, weil er mir zu dikbäuchig zum Einſtecken
war. — Übrigens iſt noch zu melden, daß ich gegenwärtig in meinem30
Hauſe eine Bundeslade mit 5 Bout[eillen] Champagner ſtehen habe
für die 5 Sinne, die über Land ausgetrunken [werden] müſſen von
3 Paar Menſchen. Wenn und wie es zu machen, ſolſt nur du be-
ſtimmen. Georg mus dabei ſein.

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[313/0328] Freundlichen Dank für Ihren Brief und ſeine Begleitung. Ich komme vor Ihrem Paſſahfeſt. Lavater hat an mich geſchrieben und mir einen Zeichner (Pfen- ninger) zugeſchikt, der mein Geſicht wie ein Manuſkript abdrukt und der mich in Leipzig in Kupfer ſticht. Ich werde Ihnen einen Wiederſchein 5 von meiner blaſſen Geſtalt zuſenden: er traf mich ganz. Ich werde Ihnen ſehr viele fremde Briefe von Gelehrten, Weibern ꝛc. nach Bayreuth mitbringen. Lebe glüklich, ſchöne Seele! — Jean Paul 570. An Chriſtian Otto. 10 [Hof, 24. März 1797. Freitag] Ich wil, lieber, gleich nach ihm ſchicken, da er heute noch abgeht. Er hat mich ſehr gut getroffen. Abends komme ich zu dir: ich bin um Münchberg dasmal gebracht, ob ich gleich weis daß das Wetter nicht lang mehr dauert, du müſteſt denn drauſſen bleiben daß ich abends nach 15 könte. Ich habe vier Tage verſäumt. [314] 571. An Chriſtian Otto. [Hof, 24. März 1797. Freitag] Der alte Herr oder Senator war bei mir und ich habe ſeinetwegen 2 Bout[eillen] Bier aufgebrochen, eine gute und eine ſchlechte. — Das 20 wäre jämmerlich und abſcheulich, wenn ich deine ſeltnen Reiſen genieren wolte. Iſt es dir ganz angenehm, drauſſen zu bleiben: ſo komm’ ich nach und gehe um 1 Uhr. Iſt es dir nicht, ſo iſt mirs auch angenehm. Laſſe mir nur morgen früh Ja oder Nein ſagen. Mit Hoffek iſts ſo recht gut. — Der Maler war ſchon fort. Herold kam, um ihn zu rufen 25 für ſein Haus. 572. An Chriſtian Otto. [Hof, 24. März 1797. Freitag] Hier haſt du ihn wieder, weil er mir zu dikbäuchig zum Einſtecken war. — Übrigens iſt noch zu melden, daß ich gegenwärtig in meinem 30 Hauſe eine Bundeslade mit 5 Bout[eillen] Champagner ſtehen habe für die 5 Sinne, die über Land ausgetrunken [werden] müſſen von 3 Paar Menſchen. Wenn und wie es zu machen, ſolſt nur du be- ſtimmen. Georg mus dabei ſein.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/328>, abgerufen am 09.05.2024.