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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

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530. An Christian Otto.

Ich habe den Brief eilig gelesen und behalt' ihn noch ein wenig. Mir
gefält er sehr wie seine Vorschläge. Um diese Zeit macht keiner einen so
späten Kontrakt. Du hast den Nuzen, wenn du mehr Zeit bekömst als5
blos bis zu Ostern, noch mehrere Aufsäze zusammenzusuchen. In
seiner Antwort ist gar nichts abschlägiges. Mich freuet es, daß es doch
einmal zu etwas kömt. Du kanst ihm ja die Hofnung auf dein grösseres
Buch geben. Darüber aber müssen wir lange reden.

531. An Friedrich von Oertel in Leipzig.[300]10
[Kopie]

Anklang der Sexte (6te Sin) er ist der einzige Feind, den seine
Niederlagen -- stärken. In der frühern Mai Jugend vor dem ersten
Ideal des schmachtenden Herzens besudelt keine Sinlichkeit den seeligen
Traum -- dan verfliegen die Ideale -- die Sinlichkeit trift ihre an --15
später schlafen wir hin ohne den theuern Traum der ersten Liebe. Jene
Magie ist durchstrichen. Der Teufel verdient kein Manifest. Sondere
dein Ich von dem Postament des Ichs ab. Den Körper bestreite mit
Körpern. Nichts leidet bei meinem Schreiben als mein Briefwechsel
und meine Handschrift, da meine Gansfeder nun fliegen mus als stekte20
sie im alten Ort.

532. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.
[Kopie]

Brief, der so niedlich und schön wie ein Fächer gemacht ist und den
Sie auch wie einen Fächer gebrauchen, (nämlich zum Schlagen des25
armen J. P.)

533. An Dr. Ellrodt in Bayreuth.
[Kopie]

Lentissime.

Das Schiksal hat eine Freude meine Handlungen zu Lügnereien zu30
machen, da doch meine Gedanken keine sind.

530. An Chriſtian Otto.

Ich habe den Brief eilig geleſen und behalt’ ihn noch ein wenig. Mir
gefält er ſehr wie ſeine Vorſchläge. Um dieſe Zeit macht keiner einen ſo
ſpäten Kontrakt. Du haſt den Nuzen, wenn du mehr Zeit bekömſt als5
blos bis zu Oſtern, noch mehrere Aufſäze zuſammenzuſuchen. In
ſeiner Antwort iſt gar nichts abſchlägiges. Mich freuet es, daß es doch
einmal zu etwas kömt. Du kanſt ihm ja die Hofnung auf dein gröſſeres
Buch geben. Darüber aber müſſen wir lange reden.

531. An Friedrich von Oertel in Leipzig.[300]10
[Kopie]

Anklang der Sexte (6te Sin) er iſt der einzige Feind, den ſeine
Niederlagen — ſtärken. In der frühern Mai Jugend vor dem erſten
Ideal des ſchmachtenden Herzens beſudelt keine Sinlichkeit den ſeeligen
Traum — dan verfliegen die Ideale — die Sinlichkeit trift ihre an —15
ſpäter ſchlafen wir hin ohne den theuern Traum der erſten Liebe. Jene
Magie iſt durchſtrichen. Der Teufel verdient kein Manifeſt. Sondere
dein Ich von dem Poſtament des Ichs ab. Den Körper beſtreite mit
Körpern. Nichts leidet bei meinem Schreiben als mein Briefwechſel
und meine Handſchrift, da meine Gansfeder nun fliegen mus als ſtekte20
ſie im alten Ort.

532. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.
[Kopie]

Brief, der ſo niedlich und ſchön wie ein Fächer gemacht iſt und den
Sie auch wie einen Fächer gebrauchen, (nämlich zum Schlagen des25
armen J. P.)

533. An Dr. Ellrodt in Bayreuth.
[Kopie]

Lentissime.

Das Schikſal hat eine Freude meine Handlungen zu Lügnereien zu30
machen, da doch meine Gedanken keine ſind.

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[299/0314] 530. An Chriſtian Otto. [Hof, 12. Febr. 1797] Ich habe den Brief eilig geleſen und behalt’ ihn noch ein wenig. Mir gefält er ſehr wie ſeine Vorſchläge. Um dieſe Zeit macht keiner einen ſo ſpäten Kontrakt. Du haſt den Nuzen, wenn du mehr Zeit bekömſt als 5 blos bis zu Oſtern, noch mehrere Aufſäze zuſammenzuſuchen. In ſeiner Antwort iſt gar nichts abſchlägiges. Mich freuet es, daß es doch einmal zu etwas kömt. Du kanſt ihm ja die Hofnung auf dein gröſſeres Buch geben. Darüber aber müſſen wir lange reden. 531. An Friedrich von Oertel in Leipzig. 10 [Hof, 13. Febr. 1797] Anklang der Sexte (6te Sin) er iſt der einzige Feind, den ſeine Niederlagen — ſtärken. In der frühern Mai Jugend vor dem erſten Ideal des ſchmachtenden Herzens beſudelt keine Sinlichkeit den ſeeligen Traum — dan verfliegen die Ideale — die Sinlichkeit trift ihre an — 15 ſpäter ſchlafen wir hin ohne den theuern Traum der erſten Liebe. Jene Magie iſt durchſtrichen. Der Teufel verdient kein Manifeſt. Sondere dein Ich von dem Poſtament des Ichs ab. Den Körper beſtreite mit Körpern. Nichts leidet bei meinem Schreiben als mein Briefwechſel und meine Handſchrift, da meine Gansfeder nun fliegen mus als ſtekte 20 ſie im alten Ort. 532. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth. [Hof, 14. Febr. 1797] Brief, der ſo niedlich und ſchön wie ein Fächer gemacht iſt und den Sie auch wie einen Fächer gebrauchen, (nämlich zum Schlagen des 25 armen J. P.) 533. An Dr. Ellrodt in Bayreuth. [Hof, 14. Febr. 1797] Lentissime. Das Schikſal hat eine Freude meine Handlungen zu Lügnereien zu 30 machen, da doch meine Gedanken keine ſind.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/314>, abgerufen am 09.05.2024.