Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

Bild:
<< vorherige Seite

kommen und mein bewegtes Herz wird dir Glük wünschen; aber meine
Lippe wird es nicht können und wird sich nicht bewegen -- deine Seele
ist in meiner, meine ist in deiner ... Wenn dein Jahr um die spielende
Erde herumgeflattert ist, mögest du sagen: wir haben uns oft verkant
und nie vergessen und mein Freund ist noch bei mir. Ja ich bleibe der5
deinige. Ich liebe dich herzlich und wenn ich dich morgen wieder sehe,
werd' ich nichts denken als ich liebe dich herzlich.

-- Den Funken dieses Feuers durch Kritik zerdrücken.

*520. An Heinrich von Spangenberg in Gera.
10

... Das Werk wird stärker werden, denn der Teig schwilt mir unter
dem Knäten.

[297]521. An Christian Otto.

Das bewuste Logis ist nicht die Ultima sondern Penultima, wenn15
nicht Antepenultima. Eben hat mich die Frohnmaderin (eine Schnei-
derin gegen über) aufgegriffen, die mir, da der Penultima-Hausherr
Soldner aus ihren 2 untern Stuben auszieht, die 2 obern Stuben,
wovon eine eine prächtige Aussicht nach hinten haben sol, räumen wil.
Am Sontage wollen wir es besehen. 16 fl. (stat der vorgeblichen 20)20
giebt jede im Adler[schen] Logis.

522. An Christian Otto.

Denke dir meine Qual, bis ich aus den untereinandergeworfenen
Gliedern der zerlegten Statue die wahre Gestalt zusammengesezt25
[hatte]. Die Rezension über Fichte ist zu lang und ernst für [eine]
Monatsschrift. Das gegen Lichtenberg nehmen die Leute aus Furcht
nicht an. Kurz ich gäbe [an] deiner Stelle die 3 Aufsäze und noch ein
P[aar] unter einem sonderbaren Titel dem Sommer zum -- Verlage.
Thu' es. Überhaupt mit Monatsschriften ists nichts, so giengs mir und30
dir. Ich habe früherer Zeiten an der Jubelpforte des Merkurs -- an
dem Schafthore des Berl[inischen] Archivs -- an der Flügelthür des
Pandämonium des Museums angeklopft -- kein Teufel lies mich

kommen und mein bewegtes Herz wird dir Glük wünſchen; aber meine
Lippe wird es nicht können und wird ſich nicht bewegen — deine Seele
iſt in meiner, meine iſt in deiner ... Wenn dein Jahr um die ſpielende
Erde herumgeflattert iſt, mögeſt du ſagen: wir haben uns oft verkant
und nie vergeſſen und mein Freund iſt noch bei mir. Ja ich bleibe der5
deinige. Ich liebe dich herzlich und wenn ich dich morgen wieder ſehe,
werd’ ich nichts denken als ich liebe dich herzlich.

— Den Funken dieſes Feuers durch Kritik zerdrücken.

*520. An Heinrich von Spangenberg in Gera.
10

... Das Werk wird ſtärker werden, denn der Teig ſchwilt mir unter
dem Knäten.

[297]521. An Chriſtian Otto.

Das bewuſte Logis iſt nicht die Ultima ſondern Penultima, wenn15
nicht Antepenultima. Eben hat mich die Frohnmaderin (eine Schnei-
derin gegen über) aufgegriffen, die mir, da der Penultima-Hausherr
Soldner aus ihren 2 untern Stuben auszieht, die 2 obern Stuben,
wovon eine eine prächtige Ausſicht nach hinten haben ſol, räumen wil.
Am Sontage wollen wir es beſehen. 16 fl. (ſtat der vorgeblichen 20)20
giebt jede im Adler[ſchen] Logis.

522. An Chriſtian Otto.

Denke dir meine Qual, bis ich aus den untereinandergeworfenen
Gliedern der zerlegten Statue die wahre Geſtalt zuſammengeſezt25
[hatte]. Die Rezenſion über Fichte iſt zu lang und ernſt für [eine]
Monatsſchrift. Das gegen Lichtenberg nehmen die Leute aus Furcht
nicht an. Kurz ich gäbe [an] deiner Stelle die 3 Aufſäze und noch ein
P[aar] unter einem ſonderbaren Titel dem Sommer zum — Verlage.
Thu’ es. Überhaupt mit Monatsſchriften iſts nichts, ſo giengs mir und30
dir. Ich habe früherer Zeiten an der Jubelpforte des Merkurs — an
dem Schafthore des Berl[iniſchen] Archivs — an der Flügelthür des
Pandämonium des Muſeums angeklopft — kein Teufel lies mich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0311" n="296"/>
kommen und mein bewegtes Herz wird dir Glük wün&#x017F;chen; aber meine<lb/>
Lippe wird es nicht können und wird &#x017F;ich nicht bewegen &#x2014; deine Seele<lb/>
i&#x017F;t in meiner, meine i&#x017F;t in deiner ... Wenn dein Jahr um die &#x017F;pielende<lb/>
Erde herumgeflattert i&#x017F;t, möge&#x017F;t du &#x017F;agen: wir haben uns oft verkant<lb/>
und nie verge&#x017F;&#x017F;en und mein Freund i&#x017F;t noch bei mir. Ja ich bleibe der<lb n="5"/>
deinige. Ich liebe dich herzlich und wenn ich dich morgen wieder &#x017F;ehe,<lb/>
werd&#x2019; ich nichts denken als ich liebe dich herzlich.</p><lb/>
        <p>&#x2014; Den Funken die&#x017F;es Feuers durch Kritik zerdrücken.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*520. An <hi rendition="#g">Heinrich von Spangenberg in Gera.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, Anfang Febr. 1797]</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>... Das Werk wird &#x017F;tärker werden, denn der Teig &#x017F;chwilt mir unter<lb/>
dem Knäten.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head><note place="left"><ref target="1922_Bd2_297">[297]</ref></note>521. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 3. Febr. 1797. Freitag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Das bewu&#x017F;te Logis i&#x017F;t nicht die Ultima &#x017F;ondern Penultima, wenn<lb n="15"/>
nicht Antepenultima. Eben hat mich die Frohnmaderin (eine Schnei-<lb/>
derin gegen über) aufgegriffen, die mir, da der Penultima-Hausherr<lb/>
Soldner aus ihren 2 untern Stuben auszieht, die 2 obern Stuben,<lb/>
wovon eine eine prächtige Aus&#x017F;icht nach hinten haben &#x017F;ol, räumen wil.<lb/>
Am Sontage wollen wir es be&#x017F;ehen. 16 fl. (&#x017F;tat der vorgeblichen 20)<lb n="20"/>
giebt jede im Adler[&#x017F;chen] Logis.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>522. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 4. Febr. 1797]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Denke dir meine Qual, bis ich aus den untereinandergeworfenen<lb/>
Gliedern der zerlegten Statue die wahre Ge&#x017F;talt zu&#x017F;ammenge&#x017F;ezt<lb n="25"/>
[hatte]. Die Rezen&#x017F;ion über Fichte i&#x017F;t zu lang und ern&#x017F;t für [eine]<lb/>
Monats&#x017F;chrift. Das gegen Lichtenberg nehmen die Leute aus Furcht<lb/>
nicht an. Kurz ich gäbe [an] deiner Stelle die 3 Auf&#x017F;äze und noch ein<lb/>
P[aar] unter einem &#x017F;onderbaren Titel dem Sommer zum &#x2014; Verlage.<lb/>
Thu&#x2019; es. Überhaupt mit Monats&#x017F;chriften i&#x017F;ts nichts, &#x017F;o giengs mir und<lb n="30"/>
dir. Ich habe früherer Zeiten an der Jubelpforte des Merkurs &#x2014; an<lb/>
dem Schafthore des Berl[ini&#x017F;chen] Archivs &#x2014; an der Flügelthür des<lb/>
Pandämonium des Mu&#x017F;eums angeklopft &#x2014; kein Teufel lies mich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0311] kommen und mein bewegtes Herz wird dir Glük wünſchen; aber meine Lippe wird es nicht können und wird ſich nicht bewegen — deine Seele iſt in meiner, meine iſt in deiner ... Wenn dein Jahr um die ſpielende Erde herumgeflattert iſt, mögeſt du ſagen: wir haben uns oft verkant und nie vergeſſen und mein Freund iſt noch bei mir. Ja ich bleibe der 5 deinige. Ich liebe dich herzlich und wenn ich dich morgen wieder ſehe, werd’ ich nichts denken als ich liebe dich herzlich. — Den Funken dieſes Feuers durch Kritik zerdrücken. *520. An Heinrich von Spangenberg in Gera. [Hof, Anfang Febr. 1797] 10 ... Das Werk wird ſtärker werden, denn der Teig ſchwilt mir unter dem Knäten. 521. An Chriſtian Otto. [Hof, 3. Febr. 1797. Freitag] Das bewuſte Logis iſt nicht die Ultima ſondern Penultima, wenn 15 nicht Antepenultima. Eben hat mich die Frohnmaderin (eine Schnei- derin gegen über) aufgegriffen, die mir, da der Penultima-Hausherr Soldner aus ihren 2 untern Stuben auszieht, die 2 obern Stuben, wovon eine eine prächtige Ausſicht nach hinten haben ſol, räumen wil. Am Sontage wollen wir es beſehen. 16 fl. (ſtat der vorgeblichen 20) 20 giebt jede im Adler[ſchen] Logis. 522. An Chriſtian Otto. [Hof, 4. Febr. 1797] Denke dir meine Qual, bis ich aus den untereinandergeworfenen Gliedern der zerlegten Statue die wahre Geſtalt zuſammengeſezt 25 [hatte]. Die Rezenſion über Fichte iſt zu lang und ernſt für [eine] Monatsſchrift. Das gegen Lichtenberg nehmen die Leute aus Furcht nicht an. Kurz ich gäbe [an] deiner Stelle die 3 Aufſäze und noch ein P[aar] unter einem ſonderbaren Titel dem Sommer zum — Verlage. Thu’ es. Überhaupt mit Monatsſchriften iſts nichts, ſo giengs mir und 30 dir. Ich habe früherer Zeiten an der Jubelpforte des Merkurs — an dem Schafthore des Berl[iniſchen] Archivs — an der Flügelthür des Pandämonium des Muſeums angeklopft — kein Teufel lies mich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/311
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/311>, abgerufen am 22.11.2024.