Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.453. An Friedrich von Oertel in Leipzig. [Kopie][Hof, 7. (?) Nov. 1796]Jeden Tag wird für mein Auge der doppelte Gipfel des Helikons 454. An Christian Otto.5 [Hof, 8. Nov. 1796]Bringe den Almanach bis morgen Mittags durch, weil ich ihn dan *455. An Emanuel. Hof d. 8 Nov. 1796.Mein guter Emanuel! Meine Hofnung, Ihnen die Blumenstücke und einen Brief zu15 Sagen Sie Elrodt auf seinen Brief, daß ich das Blätgen, das er Ach mein Emanuel, ich denke immer an die lezte schöne zerrinnende Ich habe Sie, was noch bei wenig Menschen möglich war, jedes 453. An Friedrich von Oertel in Leipzig. [Kopie][Hof, 7. (?) Nov. 1796]Jeden Tag wird für mein Auge der doppelte Gipfel des Helikons 454. An Chriſtian Otto.5 [Hof, 8. Nov. 1796]Bringe den Almanach bis morgen Mittags durch, weil ich ihn dan *455. An Emanuel. Hof d. 8 Nov. 1796.Mein guter Emanuel! Meine Hofnung, Ihnen die Blumenſtücke und einen Brief zu15 Sagen Sie Elrodt auf ſeinen Brief, daß ich das Blätgen, das er Ach mein Emanuel, ich denke immer an die lezte ſchöne zerrinnende Ich habe Sie, was noch bei wenig Menſchen möglich war, jedes <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0284" n="269"/> <div type="letter" n="1"> <head>453. An <hi rendition="#g">Friedrich von Oertel in Leipzig.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 7. (?) Nov. 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Jeden Tag wird für mein Auge der doppelte Gipfel des Helikons<lb/> kahler und zu einem Kreidenberg.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>454. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><lb n="5"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 8. Nov. 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Bringe den Almanach bis morgen Mittags durch, weil ich ihn dan<lb/> hinausleſen und mit der nächſten Poſt ſchicken wil. Wär’ er nicht ſpas-<lb/> haft, ſo würde mich das Doppelporto für das Poetiſche reuen. Das von<note place="right"><ref target="1922_Bd2_269">[269]</ref></note><lb/> Oertel ſteht <hi rendition="#aq">p.</hi> 94, er las mirs aus ſeiner Ueberſezung vor: es iſt öde<lb n="10"/> und leer. Jezt kriegt man überal Gemälde, und keine Bilder.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*455. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">Hof d. 8 Nov. 1796.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Mein guter Emanuel!</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Meine Hofnung, Ihnen die Blumenſtücke und einen Brief zu<lb n="15"/> ſchicken, löſete ſich ſehr ſpät in den Empfang der bloſſen Aushänge-<lb/> bogen auf, aus denen erſt in 3 Wochen der entpupte Sommervogel<lb/> bricht. So lange kont’ ich nun nicht ſchweigen. Aber was hab’ ich zu<lb/> reden? oder über was? Bei der Wahl zwiſchen Univerſum und Nichts,<lb/> zwiſchen Abhandlungen und Einfällen — denn das iſt die meinige —<lb n="20"/> kan ich ſie auf nichts als auf das Schlimſte richten. Ich beantworte<lb/> jezt allen meinen Freunden kaum den dritten Brief. Ich habe ſo viel zu<lb/> leſen, zu exzerpieren, zu viſitieren, Papier und Feder zu ſchneiden,<lb/> manchmal Athem zu holen, Gänge auf der Chauſſ<hi rendition="#aq">é</hi>e und auf dem<lb/> Klavier und zuweilen wohl gar ein Buch zu machen, daß ich mir offen-<lb n="25"/> bar nichts leichter machen kan als Feind-innen durch Schweigen:<lb/> Feinde nicht, mein Emanuel iſt ein Man und alſo — ein vergebender<lb/> Beichtvater.</p><lb/> <p>Sagen Sie Elrodt auf ſeinen Brief, daß ich das Blätgen, das er<lb/> fodert, machen wil.<lb n="30"/> </p> <p>Ach mein Emanuel, ich denke immer an die lezte ſchöne zerrinnende<lb/> Stunde bei Ihnen.</p><lb/> <p>Ich habe Sie, was noch bei wenig Menſchen möglich war, jedes<lb/> Jahr ſtärker geliebt. Achtung und <hi rendition="#g">erotiſche</hi> Liebe kan die ſchnelle<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [269/0284]
453. An Friedrich von Oertel in Leipzig.
[Hof, 7. (?) Nov. 1796]
Jeden Tag wird für mein Auge der doppelte Gipfel des Helikons
kahler und zu einem Kreidenberg.
454. An Chriſtian Otto. 5
[Hof, 8. Nov. 1796]
Bringe den Almanach bis morgen Mittags durch, weil ich ihn dan
hinausleſen und mit der nächſten Poſt ſchicken wil. Wär’ er nicht ſpas-
haft, ſo würde mich das Doppelporto für das Poetiſche reuen. Das von
Oertel ſteht p. 94, er las mirs aus ſeiner Ueberſezung vor: es iſt öde 10
und leer. Jezt kriegt man überal Gemälde, und keine Bilder.
[269]
*455. An Emanuel.
Hof d. 8 Nov. 1796.
Mein guter Emanuel!
Meine Hofnung, Ihnen die Blumenſtücke und einen Brief zu 15
ſchicken, löſete ſich ſehr ſpät in den Empfang der bloſſen Aushänge-
bogen auf, aus denen erſt in 3 Wochen der entpupte Sommervogel
bricht. So lange kont’ ich nun nicht ſchweigen. Aber was hab’ ich zu
reden? oder über was? Bei der Wahl zwiſchen Univerſum und Nichts,
zwiſchen Abhandlungen und Einfällen — denn das iſt die meinige — 20
kan ich ſie auf nichts als auf das Schlimſte richten. Ich beantworte
jezt allen meinen Freunden kaum den dritten Brief. Ich habe ſo viel zu
leſen, zu exzerpieren, zu viſitieren, Papier und Feder zu ſchneiden,
manchmal Athem zu holen, Gänge auf der Chauſſée und auf dem
Klavier und zuweilen wohl gar ein Buch zu machen, daß ich mir offen- 25
bar nichts leichter machen kan als Feind-innen durch Schweigen:
Feinde nicht, mein Emanuel iſt ein Man und alſo — ein vergebender
Beichtvater.
Sagen Sie Elrodt auf ſeinen Brief, daß ich das Blätgen, das er
fodert, machen wil. 30
Ach mein Emanuel, ich denke immer an die lezte ſchöne zerrinnende
Stunde bei Ihnen.
Ich habe Sie, was noch bei wenig Menſchen möglich war, jedes
Jahr ſtärker geliebt. Achtung und erotiſche Liebe kan die ſchnelle
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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