Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.Haben Sie das exegetische Werk schon beendigt, dessen Vortreflich- Eben fält mir aus dem lezten Ihrer schönen Briefe Ihr Versprechen Verzeihen Sie übrigens, daß ich in diesem Briefe von niemand als Empfelen Sie mich Ihrer vortreflichen Gattin, und küssen Sie Ihr35 [Spaltenumbruch] Leipzig den 20 Febr. 1783.[Spaltenumbruch] gehorsamster Diener und Freund J. P. F. Richter Haben Sie das exegetiſche Werk ſchon beendigt, deſſen Vortreflich- Eben fält mir aus dem lezten Ihrer ſchönen Briefe Ihr Verſprechen Verzeihen Sie übrigens, daß ich in dieſem Briefe von niemand als Empfelen Sie mich Ihrer vortreflichen Gattin, und küſſen Sie Ihr35 [Spaltenumbruch] Leipzig den 20 Febr. 1783.[Spaltenumbruch] gehorſamſter Diener und Freund J. P. F. Richter <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0082" n="59"/> <p>Haben Sie das exegetiſche Werk ſchon beendigt, deſſen Vortreflich-<lb/> keit Sie mich blos einmal durch einzelne Bruchſtükke kennen lerten?<lb/> Wenn es ſchon das Licht der Welt erblikt hätte, ſo verzeihen Sie mir,<lb/> daß ich von ſeinem Rume noch nichts weis — denn ich bin ia kein<lb/> Teolog mer, ſondern aus dem Paullus ein Saulus geworden. Sie<lb n="5"/> werden ſich auch unſerer ehmaligen Verabredung in Rükſicht des Ver-<lb/> legers erinnern. Dem meinigen möcht’ ich gar zu gern für ſeine Güte<lb/> dankbar ſein. In dieſer Tugend könten Sie mich unterſtüzen, ob Sie mir<lb/> gleich die Vernachläſſigung dieſer Tugend gegen Sie vorrükken könten.<lb/> Sol ich endlich merere ſchlechte Bücher ſchreiben, als Sie gute? —<lb n="10"/> </p> <p>Eben fält mir aus dem lezten Ihrer ſchönen Briefe Ihr Verſprechen<lb/> ein, mich für ein Jar von 365 Briefen mit einem Schaltjar von<lb/> Briefen zu belonen. Sie ſind mir alſo, wenn wir das beiderſeitige<lb/> iärliche Stilſchweigen abrechnen, noch 1. Brief ſchuldig. Auch hätt’ ich<note place="right"><ref target="1922_Bd#_65">[65]</ref></note><lb/> meinen Feler gewis nicht ſo ſer vergröſſert, wenn Sie ihn einmal durch<lb n="15"/> etwas anders als Ihr Stilſchweigen beſtraft hätten.</p><lb/> <p>Verzeihen Sie übrigens, daß ich in dieſem Briefe von niemand als<lb/> von mir geſchrieben — ich bin ſonſt kein Engländer, der ſein Ich mit<lb/> einem groſſen Buchſtaben ſchreibt — Verzeihen Sie, daß die Güte des<lb/> Drukpapiers des beigelegten Exemplars ſich ſo ungleich iſt — ich<lb n="20"/> konte nämlich die Beendigung des Druks kaum erwarten, und ſchikte<lb/> gleich das erſte, aber vielleicht nicht das ſchönſte Exemplar zum Buch-<lb/> binder. Und wie kont’ ich noch länger zögern, mich bei Ihnen aus dem<lb/> Verdacht der Undankbarkeit zu reiſſen? — Verzeihen Sie, daß ich<lb/> Ihnen ſoviel Langweile gemacht, und verzeihen Sie endlich, daß Sie<lb n="25"/> ſoviel auf einmal zu verzeihen nötig haben.</p><lb/> <p>Empfelen Sie mich Ihrer vortreflichen Gattin, und küſſen Sie<lb/> an meiner ſtat den Nikolai <hi rendition="#aq">in nuce,</hi> und auch die übrigen Kleinen, die<lb/> keine Nikolaiten ſind. Zu ſo vielen Bitten wag’ ichs nicht noch die<lb/> Bitte hinzuzufügen, mich zu empfelen vorzüglich dem Hern D.<lb n="30"/> Doppelmaier und dem Hern Pf<metamark>[</metamark>arrer<metamark>]</metamark> in Schwarzenbach und dem<lb/> Hern Aktuar Vogel und dem H. Gefatter Werner. Auf alle dieſe<lb/> Bitten ſei dieſe das Siegel: ſchreiben Sie mir bald einen langen langen<lb/> Brief. Leben Sie wol und lieben Sie den, der nie auf<metamark>[</metamark>ge<metamark>]</metamark>hört hat zu ſein</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Ihr<lb n="35"/> </hi> <cb/> <date> <hi rendition="#left">Leipzig den 20 Febr.<lb/> 1783.</hi> </date> <cb/> <hi rendition="#right">gehorſamſter Diener und Freund<lb/> J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [59/0082]
Haben Sie das exegetiſche Werk ſchon beendigt, deſſen Vortreflich-
keit Sie mich blos einmal durch einzelne Bruchſtükke kennen lerten?
Wenn es ſchon das Licht der Welt erblikt hätte, ſo verzeihen Sie mir,
daß ich von ſeinem Rume noch nichts weis — denn ich bin ia kein
Teolog mer, ſondern aus dem Paullus ein Saulus geworden. Sie 5
werden ſich auch unſerer ehmaligen Verabredung in Rükſicht des Ver-
legers erinnern. Dem meinigen möcht’ ich gar zu gern für ſeine Güte
dankbar ſein. In dieſer Tugend könten Sie mich unterſtüzen, ob Sie mir
gleich die Vernachläſſigung dieſer Tugend gegen Sie vorrükken könten.
Sol ich endlich merere ſchlechte Bücher ſchreiben, als Sie gute? — 10
Eben fält mir aus dem lezten Ihrer ſchönen Briefe Ihr Verſprechen
ein, mich für ein Jar von 365 Briefen mit einem Schaltjar von
Briefen zu belonen. Sie ſind mir alſo, wenn wir das beiderſeitige
iärliche Stilſchweigen abrechnen, noch 1. Brief ſchuldig. Auch hätt’ ich
meinen Feler gewis nicht ſo ſer vergröſſert, wenn Sie ihn einmal durch 15
etwas anders als Ihr Stilſchweigen beſtraft hätten.
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Verzeihen Sie übrigens, daß ich in dieſem Briefe von niemand als
von mir geſchrieben — ich bin ſonſt kein Engländer, der ſein Ich mit
einem groſſen Buchſtaben ſchreibt — Verzeihen Sie, daß die Güte des
Drukpapiers des beigelegten Exemplars ſich ſo ungleich iſt — ich 20
konte nämlich die Beendigung des Druks kaum erwarten, und ſchikte
gleich das erſte, aber vielleicht nicht das ſchönſte Exemplar zum Buch-
binder. Und wie kont’ ich noch länger zögern, mich bei Ihnen aus dem
Verdacht der Undankbarkeit zu reiſſen? — Verzeihen Sie, daß ich
Ihnen ſoviel Langweile gemacht, und verzeihen Sie endlich, daß Sie 25
ſoviel auf einmal zu verzeihen nötig haben.
Empfelen Sie mich Ihrer vortreflichen Gattin, und küſſen Sie
an meiner ſtat den Nikolai in nuce, und auch die übrigen Kleinen, die
keine Nikolaiten ſind. Zu ſo vielen Bitten wag’ ichs nicht noch die
Bitte hinzuzufügen, mich zu empfelen vorzüglich dem Hern D. 30
Doppelmaier und dem Hern Pf[arrer] in Schwarzenbach und dem
Hern Aktuar Vogel und dem H. Gefatter Werner. Auf alle dieſe
Bitten ſei dieſe das Siegel: ſchreiben Sie mir bald einen langen langen
Brief. Leben Sie wol und lieben Sie den, der nie auf[ge]hört hat zu ſein
Ihr 35
Leipzig den 20 Febr.
1783.
gehorſamſter Diener und Freund
J. P. F. Richter
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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