Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.411. An Buchhändler Matzdorff in Berlin. [Nicht abgeschickt]Hof im Voigtland d. 18 Oct. 1792.Unter allen närrischen Geschöpfen, die ein Autor malt, ist er selber Ich bitte Sie, mich auch für so närrisch zu halten, und mir einige10 Alles was Freundschaft und Dankbarkeit in eine jämmerliche Ew. HochEdelgeboren gehors. Diener Fried. Richter [Adr.] An die vornehme Mazdorfische Buchhandlung in Berlin.25 Frei. 412. An Amöne Herold. Für meine Freundin 30Amoene am Ende des Jahrs 1792. Es giebt keinen schönern Gedanken als den der Griechen -- hinter 411. An Buchhändler Matzdorff in Berlin. [Nicht abgeſchickt]Hof im Voigtland d. 18 Oct. 1792.Unter allen närriſchen Geſchöpfen, die ein Autor malt, iſt er ſelber Ich bitte Sie, mich auch für ſo närriſch zu halten, und mir einige10 Alles was Freundſchaft und Dankbarkeit in eine jämmerliche Ew. HochEdelgeboren gehorſ. Diener Fried. Richter [Adr.] An die vornehme Mazdorfische Buchhandlung in Berlin.25 Frei. 412. An Amöne Herold. Für meine Freundin 30Amoene am Ende des Jahrs 1792. Es giebt keinen ſchönern Gedanken als den der Griechen — hinter <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0395" n="368"/> <div type="letter" n="1"> <head>411. An <hi rendition="#g">Buchhändler Matzdorff in Berlin.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Nicht abgeſchickt<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof im Voigtland d. 18 Oct.</hi> 1792.</hi> </dateline><lb/> <p>Unter allen närriſchen Geſchöpfen, die ein Autor malt, iſt er ſelber<lb/> das tolſte: man muß einer ſein (oder von einem einen Brief be-<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd#_387">[387]</ref></note>kommen), um ſich von der Neugierde einen Begrif zu machen, mit<lb n="5"/> der er auf das typographiſche Schikſal ſeiner Leibesfrucht, auf die<lb/> Lettern, die Kupferſtiche und den ganzen Gipsabdruk derſelben auf-<lb/> paſſet. Hat er vollends den Inhalt ein wenig vergeſſen und wil ihn<lb/> wieder leſen: ſo iſts kaum auszuhalten.</p><lb/> <p>Ich bitte Sie, mich auch für ſo närriſch zu halten, und mir einige<lb n="10"/> Nachrichten von den <hi rendition="#aq">fatis</hi> meines Abkömlings zu geben. Ich ſolte Sie<lb/> zwar in dem Strudel von Mesgeſchäften, durch den Sie jezt durch-<lb/> zurudern haben, nicht mit dieſer Bitte plagen; aber eben in dieſem<lb/> Wirbel iſt ſo eine kleine Angelegenheit wie die meinige am leichteſten<lb/> zu vergeſſen. —<lb n="15"/> </p> <p>Alles was Freundſchaft und Dankbarkeit in eine jämmerliche<lb/> epiſtolariſche Empfehlung drängen können, übergeben Sie in meinem<lb/> Namen dem H. Hofrath <hi rendition="#aq">Moriz.</hi> — Auch Ihrem vortreflichen la<lb/> Fontaine möcht’ ich mich hier empfehlen, der weniger als der franzö-<lb/> ſiſche Fabuliſt auf die Namensvetterſchaft ſich ein<metamark>[</metamark>zu<metamark>]</metamark>bilden hat. —<lb n="20"/> Ich habe die Ehre zu ſein mit beſondrer Hochachtung</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ew. HochEdelgeboren<lb/> gehorſ. Diener<lb/> Fried. Richter</hi> </salute><lb/> <address> <addrLine><metamark>[</metamark>Adr.<metamark>]</metamark> An die vornehme <hi rendition="#aq">Mazdorfische</hi> Buchhandlung in <hi rendition="#aq">Berlin.</hi><lb n="25"/> <hi rendition="#g">Frei.</hi></addrLine> </address> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>412. An <hi rendition="#g">Amöne Herold.</hi></head><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Für meine Freundin<lb/><hi rendition="#g">Amoene</hi></hi> </hi><lb/> <date> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">am Ende des Jahrs</hi> 1792.</hi> </date> </salute> </opener> <lb n="30"/> <p>Es giebt keinen ſchönern Gedanken als den der Griechen — hinter<lb/> denen wir in der Schönheit der Ideen und der Körper bleiben —,<lb/> daß jeden Menſchen ein Genius umgebe, der ihn mit ſeinen unſicht-<lb/> baren Flügeln kühlet, hebt und bedekt. Wenigſtens möglich iſts, daß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [368/0395]
411. An Buchhändler Matzdorff in Berlin.
Hof im Voigtland d. 18 Oct. 1792.
Unter allen närriſchen Geſchöpfen, die ein Autor malt, iſt er ſelber
das tolſte: man muß einer ſein (oder von einem einen Brief be-
kommen), um ſich von der Neugierde einen Begrif zu machen, mit 5
der er auf das typographiſche Schikſal ſeiner Leibesfrucht, auf die
Lettern, die Kupferſtiche und den ganzen Gipsabdruk derſelben auf-
paſſet. Hat er vollends den Inhalt ein wenig vergeſſen und wil ihn
wieder leſen: ſo iſts kaum auszuhalten.
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Ich bitte Sie, mich auch für ſo närriſch zu halten, und mir einige 10
Nachrichten von den fatis meines Abkömlings zu geben. Ich ſolte Sie
zwar in dem Strudel von Mesgeſchäften, durch den Sie jezt durch-
zurudern haben, nicht mit dieſer Bitte plagen; aber eben in dieſem
Wirbel iſt ſo eine kleine Angelegenheit wie die meinige am leichteſten
zu vergeſſen. — 15
Alles was Freundſchaft und Dankbarkeit in eine jämmerliche
epiſtolariſche Empfehlung drängen können, übergeben Sie in meinem
Namen dem H. Hofrath Moriz. — Auch Ihrem vortreflichen la
Fontaine möcht’ ich mich hier empfehlen, der weniger als der franzö-
ſiſche Fabuliſt auf die Namensvetterſchaft ſich ein[zu]bilden hat. — 20
Ich habe die Ehre zu ſein mit beſondrer Hochachtung
Ew. HochEdelgeboren
gehorſ. Diener
Fried. Richter
[Adr.] An die vornehme Mazdorfische Buchhandlung in Berlin. 25
Frei.
412. An Amöne Herold.
Für meine Freundin
Amoene
am Ende des Jahrs 1792. 30
Es giebt keinen ſchönern Gedanken als den der Griechen — hinter
denen wir in der Schönheit der Ideen und der Körper bleiben —,
daß jeden Menſchen ein Genius umgebe, der ihn mit ſeinen unſicht-
baren Flügeln kühlet, hebt und bedekt. Wenigſtens möglich iſts, daß
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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