Museum bekömst und die ich dem H. Fleischer zu danken habe, der sonst fast noch reinlicher ist als ich und doch etwas beflekt hat wie ich. Nims ia nicht übel und besorge keine Wiederholungen des Verleihens und Besudelns.
368. An Christian Otto.5
Schwarzenbach den 23 März 91 [Mittwoch].
Jezt läutets 12; um 1/4 kam mein Bruder; und 130 Seiten hab' ich durch; und ich schreibe dirs, damit ich nur ein Paar Seiten auf Nach- mittags übrigbehalte. Ich wil mich so oft wie ein iüdischer Apostat wiedertaufen lassen auf den Armen eines solchen Pathens wie du, in10 dessen Hand ein solches Eingebinde stekt, ein Buch von soviel Eleganz, soviel Gedrungenheit der Ideen, soviel Plan (der nichts ist als ein herliches Kniestük eines Hypochondristen) und überhaupt ein Buch, wie noch aus keinem deutschen Seekiel eines von der Eleganz heraus- getröpfelt ist. So ein Genus berauscht mich ordentlich. Am Freitag15 bring ichs wieder; und am Sontag Aben[d]s ist nicht daran zu denken, daß ich ohne den zweiten Theil wiederwegzubringen bin. -- Ich hoffe heute Abends krieg ich noch etwas von dir.
369. An Christian Otto.
Am 9 Apr. 1791 [Sonnabend].20
Die heutigen Preisfragen (eine Akademie kan kaum fragen ge- schweige antworten) sind keine andern als die:
I. Was thun die Reichsdörfer in Regenspurg auf der Städtebank[348] und warum kan iezt der Kaiser keine Reichsstädte, und nur R[eichs]- dörfer zu R[eichs]städten machen?25
II. Da er nobiles creandi facultatem verkauft wie das Münz- recht: wer darf Käufer sein?
III. Wenn ein Fürstenbastard von ihm legitimiert wird für 3300 fl.: wie gros sind die Wirkungen der Legitimazion in Beziehung auf Erbschaft etc.30
IV. Die Privilegien des Milit. Testaments sind nicht konsequent: denn wenn die Nähe der Gefahr sie ihm giebt: warum mus gerade der Testierer darin umkommen -- oder warum darf er unerbfähige ein- sezen oder pro parte t. und p. p. intestatus sterben oder gar mehrere
Muſeum bekömſt und die ich dem H. Fleiſcher zu danken habe, der ſonſt faſt noch reinlicher iſt als ich und doch etwas beflekt hat wie ich. Nims ia nicht übel und beſorge keine Wiederholungen des Verleihens und Beſudelns.
368. An Chriſtian Otto.5
Schwarzenbach den 23 März 91 [Mittwoch].
Jezt läutets 12; um ¼ kam mein Bruder; und 130 Seiten hab’ ich durch; und ich ſchreibe dirs, damit ich nur ein Paar Seiten auf Nach- mittags übrigbehalte. Ich wil mich ſo oft wie ein iüdiſcher Apoſtat wiedertaufen laſſen auf den Armen eines ſolchen Pathens wie du, in10 deſſen Hand ein ſolches Eingebinde ſtekt, ein Buch von ſoviel Eleganz, ſoviel Gedrungenheit der Ideen, ſoviel Plan (der nichts iſt als ein herliches Knieſtük eines Hypochondriſten) und überhaupt ein Buch, wie noch aus keinem deutſchen Seekiel eines von der Eleganz heraus- getröpfelt iſt. So ein Genus berauſcht mich ordentlich. Am Freitag15 bring ichs wieder; und am Sontag Aben[d]s iſt nicht daran zu denken, daß ich ohne den zweiten Theil wiederwegzubringen bin. — Ich hoffe heute Abends krieg ich noch etwas von dir.
369. An Chriſtian Otto.
Am 9 Apr. 1791 [Sonnabend].20
Die heutigen Preisfragen (eine Akademie kan kaum fragen ge- ſchweige antworten) ſind keine andern als die:
I. Was thun die Reichsdörfer in Regenſpurg auf der Städtebank[348] und warum kan iezt der Kaiſer keine Reichsſtädte, und nur R[eichs]- dörfer zu R[eichs]ſtädten machen?25
II. Da er nobiles creandi facultatem verkauft wie das Münz- recht: wer darf Käufer ſein?
III. Wenn ein Fürſtenbaſtard von ihm legitimiert wird für 3300 fl.: wie gros ſind die Wirkungen der Legitimazion in Beziehung auf Erbſchaft ꝛc.30
IV. Die Privilegien des Milit. Teſtaments ſind nicht konſequent: denn wenn die Nähe der Gefahr ſie ihm giebt: warum mus gerade der Teſtierer darin umkommen — oder warum darf er unerbfähige ein- ſezen oder pro parte t. und p. p. intestatus ſterben oder gar mehrere
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Muſeum bekömſt und die ich dem H. Fleiſcher zu danken habe, der
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Nims ia nicht übel und beſorge keine Wiederholungen des Verleihens
und Beſudelns.
368. An Chriſtian Otto. 5
Schwarzenbach den 23 März 91 [Mittwoch].
Jezt läutets 12; um ¼ kam mein Bruder; und 130 Seiten hab’ ich
durch; und ich ſchreibe dirs, damit ich nur ein Paar Seiten auf Nach-
mittags übrigbehalte. Ich wil mich ſo oft wie ein iüdiſcher Apoſtat
wiedertaufen laſſen auf den Armen eines ſolchen Pathens wie du, in 10
deſſen Hand ein ſolches Eingebinde ſtekt, ein Buch von ſoviel Eleganz,
ſoviel Gedrungenheit der Ideen, ſoviel Plan (der nichts iſt als ein
herliches Knieſtük eines Hypochondriſten) und überhaupt ein Buch, wie
noch aus keinem deutſchen Seekiel eines von der Eleganz heraus-
getröpfelt iſt. So ein Genus berauſcht mich ordentlich. Am Freitag 15
bring ichs wieder; und am Sontag Aben[d]s iſt nicht daran zu denken,
daß ich ohne den zweiten Theil wiederwegzubringen bin. — Ich hoffe
heute Abends krieg ich noch etwas von dir.
369. An Chriſtian Otto.
Am 9 Apr. 1791 [Sonnabend]. 20
Die heutigen Preisfragen (eine Akademie kan kaum fragen ge-
ſchweige antworten) ſind keine andern als die:
I. Was thun die Reichsdörfer in Regenſpurg auf der Städtebank
und warum kan iezt der Kaiſer keine Reichsſtädte, und nur R[eichs]-
dörfer zu R[eichs]ſtädten machen? 25
II. Da er nobiles creandi facultatem verkauft wie das Münz-
recht: wer darf Käufer ſein?
III. Wenn ein Fürſtenbaſtard von ihm legitimiert wird für 3300 fl.:
wie gros ſind die Wirkungen der Legitimazion in Beziehung auf
Erbſchaft ꝛc. 30
IV. Die Privilegien des Milit. Teſtaments ſind nicht konſequent:
denn wenn die Nähe der Gefahr ſie ihm giebt: warum mus gerade der
Teſtierer darin umkommen — oder warum darf er unerbfähige ein-
ſezen oder pro parte t. und p. p. intestatus ſterben oder gar mehrere
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/355>, abgerufen am 04.07.2024.
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