Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.Ach lieber Örthel ziehe sie daraus durch zwei oder drei Gulden, die Schikke mir die Bücher, die du dir ausgezeichnet. Lebe recht wol. [Spaltenumbruch]
Am Dienstage. [Spaltenumbruch]
Richter5 160. An Wieland in Weimar. [Kopie][Hof, 26. März 1786]Lieber Merkur, Selten wird einer an dich sehr gut geschrieben haben, der nicht Ach lieber Örthel ziehe ſie daraus durch zwei oder drei Gulden, die Schikke mir die Bücher, die du dir ausgezeichnet. Lebe recht wol. [Spaltenumbruch]
Am Dienſtage. [Spaltenumbruch]
Richter5 160. An Wieland in Weimar. [Kopie][Hof, 26. März 1786]Lieber Merkur, Selten wird einer an dich ſehr gut geſchrieben haben, der nicht <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0230" n="205"/> Ach lieber Örthel ziehe ſie daraus durch zwei oder drei Gulden, die<lb/> du eher wiederbekommen ſolſt, weil du ſie nicht mir, ſondern ihr<lb/> leiheſt … Wie viel hab’ ich nicht ſchon von dir verlangen müſſen ..</p><lb/> <p>Schikke mir die Bücher, die du dir ausgezeichnet. Lebe recht wol.</p><lb/> <closer> <salute> <cb/> <date> <hi rendition="#left">Am Dienſtage.</hi> </date> <cb/> <hi rendition="#right">Richter</hi> <lb n="5"/> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>160. An <hi rendition="#g">Wieland in Weimar.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Hof, 26. März 1786<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Lieber Merkur,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Selten wird einer an dich ſehr gut geſchrieben haben, der nicht<lb/> vorher den <hi rendition="#aq">Comes Natalis</hi> vor ſich hingeleget; aus dem ſchöpft man<lb n="10"/> den ganzen Brief an dich, der aus lauter Anſpielungen auf deine<note place="right"><ref target="1922_Bd#_216">[216]</ref></note><lb/> mythologiſche Biographie gewebet ſein mus. Da man ſich gewöhnlich<lb/> der Gunſt deſſen, mit dem man umgeht, dadurch bemächtigt, daß man<lb/> ſeinen Sitten nachahmt: ſo haben die gröſten Autoren geglaubet, dich<lb/> durch eine ähnliche Nachahmung beſtechen zu können und hoften ſich<lb n="15"/> die Liebe des Gottes der Beredſamkeit zu erſchmeicheln, wenn ſie offen-<lb/> bar beredt an ihn ſchrieben. Ich laſſe das: denn du warſt wol fähig in<lb/> deiner Jugend vor vielen 100 Jahren und zum 2tenmal in deinem<lb/> Alter vor einigen Jahren der Venus den koſtbaren Gürtel zu ſtehlen;<lb/> allein es ſcheint, daß ich nicht im Stande bin zu ſtehlen.... In der That<lb n="20"/> es iſt äuſſerſt ſchlim, daß du aufgehöret, der Poſtbote aller Götter zu<lb/> ſein und nur von Apollo und den Muſen noch Beſtellungen annimſt:<lb/> ſonſt zwäng’ ich dich ſicher, dieſen <metamark>[</metamark>Aufſaz<metamark>]</metamark> in die Welt zu tragen. Da<lb/> man indeſſen ſehr gut aus einer Allegorie in die andre kommen kan: ſo<lb/> kan ich noch ſagen, daß es dem, der die Seelen ſowol in die Hölle als<lb n="25"/> in dieſe Welt zu führen vermocht, überlaſſen <metamark>[</metamark>bleibt<metamark>]</metamark>, wohin er dieſen<lb/> ſenden wil, ob mit der nächſten Poſt zu mir oder zum Publikum.<lb/> Ungemein ſelten komt ein Unglük allein; wenn du z. B. iezt dich mit der<lb/> Bekantmachung dieſes Aufſazes belädſt, wird dir nicht ſofort ſein<lb/> Verfaſſer die Aufnahme einer Satire über die Damen, die ihre<lb n="30"/> Tugend beſiegen laſſen wollen — ohne Bedenken zumuthen? Ich wolte<lb/> darauf wetten. — Ich habe noch eine Bitte an dich: denn ich bin zu<lb/> arm; aber dieſe iſt klein. Es wäre ſonderbar, wenn ich mich nennen<lb/> wolte ꝛc.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [205/0230]
Ach lieber Örthel ziehe ſie daraus durch zwei oder drei Gulden, die
du eher wiederbekommen ſolſt, weil du ſie nicht mir, ſondern ihr
leiheſt … Wie viel hab’ ich nicht ſchon von dir verlangen müſſen ..
Schikke mir die Bücher, die du dir ausgezeichnet. Lebe recht wol.
Am Dienſtage.
Richter 5
160. An Wieland in Weimar.
[Hof, 26. März 1786]
Lieber Merkur,
Selten wird einer an dich ſehr gut geſchrieben haben, der nicht
vorher den Comes Natalis vor ſich hingeleget; aus dem ſchöpft man 10
den ganzen Brief an dich, der aus lauter Anſpielungen auf deine
mythologiſche Biographie gewebet ſein mus. Da man ſich gewöhnlich
der Gunſt deſſen, mit dem man umgeht, dadurch bemächtigt, daß man
ſeinen Sitten nachahmt: ſo haben die gröſten Autoren geglaubet, dich
durch eine ähnliche Nachahmung beſtechen zu können und hoften ſich 15
die Liebe des Gottes der Beredſamkeit zu erſchmeicheln, wenn ſie offen-
bar beredt an ihn ſchrieben. Ich laſſe das: denn du warſt wol fähig in
deiner Jugend vor vielen 100 Jahren und zum 2tenmal in deinem
Alter vor einigen Jahren der Venus den koſtbaren Gürtel zu ſtehlen;
allein es ſcheint, daß ich nicht im Stande bin zu ſtehlen.... In der That 20
es iſt äuſſerſt ſchlim, daß du aufgehöret, der Poſtbote aller Götter zu
ſein und nur von Apollo und den Muſen noch Beſtellungen annimſt:
ſonſt zwäng’ ich dich ſicher, dieſen [Aufſaz] in die Welt zu tragen. Da
man indeſſen ſehr gut aus einer Allegorie in die andre kommen kan: ſo
kan ich noch ſagen, daß es dem, der die Seelen ſowol in die Hölle als 25
in dieſe Welt zu führen vermocht, überlaſſen [bleibt], wohin er dieſen
ſenden wil, ob mit der nächſten Poſt zu mir oder zum Publikum.
Ungemein ſelten komt ein Unglük allein; wenn du z. B. iezt dich mit der
Bekantmachung dieſes Aufſazes belädſt, wird dir nicht ſofort ſein
Verfaſſer die Aufnahme einer Satire über die Damen, die ihre 30
Tugend beſiegen laſſen wollen — ohne Bedenken zumuthen? Ich wolte
darauf wetten. — Ich habe noch eine Bitte an dich: denn ich bin zu
arm; aber dieſe iſt klein. Es wäre ſonderbar, wenn ich mich nennen
wolte ꝛc.
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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