vernünftigen Stadt werde: so dürft' ich wol für meinen und für ihren Ruhm aufs beste gesorget haben.
Überdies sind Sie alle wirklich da und sehen umsonst, da die Feier- tage den Zeitungsschreibern die Federn nehmen, auf eine politische Zeitung auf; daher bin ich auch da und schreibe eine wolgerathene5 Festtagszeitung; daher sind sogar auch Hasen da, auf die ich meine Feder losschiesse und welche mir der H. Landeshauptman in einer Werkeltags- und Intelligenzzeitung nicht zu iagen gestatten kan; so wie die Jäger troz des Jagdverbotes an Festtagen dennoch Hasen erlegen dürfen, die man Festhasen nent. Hier komt aber der Pürsch-10 wagen selbst!
Höfer Festtagszeitung.
Die Nachricht bestätigt sich leider, daß gestern der Teufel den Amtsburgermeister Barnikel wirklich geholet. Er wolte gerade sich wie ein ehrlicher Man anstellen; als der Teufel hineintrat und ihn15 dermassen erschrekte, daß er, um sich in die Gunst des bösen Feindes zu sezen, geschwind that als ob er ein ausgemachter Bösewicht wäre. Dieses nahm den Satan für ihn ein und daher hat man es zu erklären, warum, da in der Schuldverschreibung Leib und Seele demselben verpfändet war, der Teufel mit sich handeln lies und so weit von20 seinem Rechte nachlies, daß er sich wirklich nur mit dem schlechtesten Theile des Pfandes abspeisen lassen, nämlich mit der Seele des Burger- [197]meisters. Diese nahm er sogleich mit fort; in den Körper aber sezte er auf solange bis er verfaulen würde, einen woldenkenden und recht- schaffenen Teufel als einen curator bonorum ein. Heute wird derselbe25 mit seinem neuen Körper in die Kirche gehen. ..... Jederman beklagt die Verdamten, welche wol schon in der peinlichen Geselschaft der gedachten Seele leben müssen.... Man kan den bösen Feind in der Vorstadt noch merklich riechen.
Vor 4 Monaten starb ein grosser Edelman auf seinem Raubschlosse30 und gab in Frieden seinen frommen -- Körper auf. Einige suchten bei seinem Tode wirklich über ihn zu weinen; allein sie konten nicht, da sie schon bei seinen Lebzeiten genug über diesen guten Man geweinet hatten.
vernünftigen Stadt werde: ſo dürft’ ich wol für meinen und für ihren Ruhm aufs beſte geſorget haben.
Überdies ſind Sie alle wirklich da und ſehen umſonſt, da die Feier- tage den Zeitungsſchreibern die Federn nehmen, auf eine politiſche Zeitung auf; daher bin ich auch da und ſchreibe eine wolgerathene5 Feſttagszeitung; daher ſind ſogar auch Haſen da, auf die ich meine Feder losſchieſſe und welche mir der H. Landeshauptman in einer Werkeltags- und Intelligenzzeitung nicht zu iagen geſtatten kan; ſo wie die Jäger troz des Jagdverbotes an Feſttagen dennoch Haſen erlegen dürfen, die man Feſthaſen nent. Hier komt aber der Pürſch-10 wagen ſelbſt!
Höfer Feſttagszeitung.
Die Nachricht beſtätigt ſich leider, daß geſtern der Teufel den Amtsburgermeiſter Barnikel wirklich geholet. Er wolte gerade ſich wie ein ehrlicher Man anſtellen; als der Teufel hineintrat und ihn15 dermaſſen erſchrekte, daß er, um ſich in die Gunſt des böſen Feindes zu ſezen, geſchwind that als ob er ein ausgemachter Böſewicht wäre. Dieſes nahm den Satan für ihn ein und daher hat man es zu erklären, warum, da in der Schuldverſchreibung Leib und Seele demſelben verpfändet war, der Teufel mit ſich handeln lies und ſo weit von20 ſeinem Rechte nachlies, daß er ſich wirklich nur mit dem ſchlechteſten Theile des Pfandes abſpeiſen laſſen, nämlich mit der Seele des Burger- [197]meiſters. Dieſe nahm er ſogleich mit fort; in den Körper aber ſezte er auf ſolange bis er verfaulen würde, einen woldenkenden und recht- ſchaffenen Teufel als einen curator bonorum ein. Heute wird derſelbe25 mit ſeinem neuen Körper in die Kirche gehen. ..... Jederman beklagt die Verdamten, welche wol ſchon in der peinlichen Geſelſchaft der gedachten Seele leben müſſen.... Man kan den böſen Feind in der Vorſtadt noch merklich riechen.
Vor 4 Monaten ſtarb ein groſſer Edelman auf ſeinem Raubſchloſſe30 und gab in Frieden ſeinen frommen — Körper auf. Einige ſuchten bei ſeinem Tode wirklich über ihn zu weinen; allein ſie konten nicht, da ſie ſchon bei ſeinen Lebzeiten genug über dieſen guten Man geweinet hatten.
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vernünftigen Stadt werde: ſo dürft’ ich wol für meinen und für ihren
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Überdies ſind Sie alle wirklich da und ſehen umſonſt, da die Feier-
tage den Zeitungsſchreibern die Federn nehmen, auf eine politiſche
Zeitung auf; daher bin ich auch da und ſchreibe eine wolgerathene 5
Feſttagszeitung; daher ſind ſogar auch Haſen da, auf die ich meine
Feder losſchieſſe und welche mir der H. Landeshauptman in einer
Werkeltags- und Intelligenzzeitung nicht zu iagen geſtatten kan; ſo
wie die Jäger troz des Jagdverbotes an Feſttagen dennoch Haſen
erlegen dürfen, die man Feſthaſen nent. Hier komt aber der Pürſch- 10
wagen ſelbſt!
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Die Nachricht beſtätigt ſich leider, daß geſtern der Teufel den
Amtsburgermeiſter Barnikel wirklich geholet. Er wolte gerade ſich
wie ein ehrlicher Man anſtellen; als der Teufel hineintrat und ihn 15
dermaſſen erſchrekte, daß er, um ſich in die Gunſt des böſen Feindes zu
ſezen, geſchwind that als ob er ein ausgemachter Böſewicht wäre.
Dieſes nahm den Satan für ihn ein und daher hat man es zu erklären,
warum, da in der Schuldverſchreibung Leib und Seele demſelben
verpfändet war, der Teufel mit ſich handeln lies und ſo weit von 20
ſeinem Rechte nachlies, daß er ſich wirklich nur mit dem ſchlechteſten
Theile des Pfandes abſpeiſen laſſen, nämlich mit der Seele des Burger-
meiſters. Dieſe nahm er ſogleich mit fort; in den Körper aber ſezte er
auf ſolange bis er verfaulen würde, einen woldenkenden und recht-
ſchaffenen Teufel als einen curator bonorum ein. Heute wird derſelbe 25
mit ſeinem neuen Körper in die Kirche gehen. ..... Jederman beklagt
die Verdamten, welche wol ſchon in der peinlichen Geſelſchaft der
gedachten Seele leben müſſen.... Man kan den böſen Feind in der
Vorſtadt noch merklich riechen.
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Vor 4 Monaten ſtarb ein groſſer Edelman auf ſeinem Raubſchloſſe 30
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/211>, abgerufen am 23.11.2024.
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