P. S. Meine Mutter räth mir an, die Höflichkeit doch nicht so ganz aus den Augen zu sezen: sondern ein schönes Postskript auszufertigen und in demselben Ew. Hochehrw. glükliche Feiertage zu wünschen; ich stelle aber meiner Mutter vor, daß ich Ihnen lieber glükliche Wochen- tage wünschen wil, deren es doch mehrere giebt. Dafür ersuche ich5 Ew. Hochehrw., daß Sie auch höflich sind und mir Verschiedenes wünschen, unter andern dies, daß ich oft von Rehau Briefe bekommen möge; iedoch kein Wunsch trift ein. Ihrer lieben Gemahlin, die ich iezt mit einem h schreibe und an welche ich Sie mich zu empfehlen bitte, wünsch' ich zum neuen Jahre, daß ein gewisser Herr Richter aus Hos10 selten nach Rehau komme: denn der verursacht stets Beschwerlichkeiten, er mag kommen oder schreiben und wil immer was haben, bald Essen, bald Bücher, bald gar -- Briefe. Einige Leute schliessen ihre Post- skripte mit Adieu.
88. An Buchhändler Mylius in Berlin.15
[Kopie][Hof, 18. Dez. 1784]
Vielleicht darf ich nicht einmal von der Erlaubnis Gebrauch machen, die er mir gegeben, mit dem günstigen Urtheile, das er über sie gefället, meine Freiheit zu entschuldigen, Ihnen sie zum Verlage anzutragen.
89. An Oerthel in Leipzig.20
Mein lieber Örthel!
Anstat einer langen Klage über dein Stilschweigen wil ich vielmehr [149]ein Mittel dagegen hersezen. Ich habe nämlich an mich selbst ge- schrieben, wie etwan Sonnenfels seine Werke seinem eignen Herzen zueignete. Diesen Brief, den du an mich ablässest, schliess' ich hier bei;25 es kostet dich mithin, wenn du mir antworten wilst, nichts als die Mühe des Abschreibens. Dein Brief lautet ungefähr so:
"Lieber Richter!
"Endlich fang' ich wieder an zu reden und ich trete aus meiner "einsamen Zelle vor das Sprachgitter, um zu sehen wer da ist und30 "um mit dir zu sprechen. Aber der Herman ist daran schuld, daß ich "mein Gelübde des -- Redens so breche: alle Zeit zum Schreiben "nimt er mir weg und ich lasse sie ihm auch gern.
P. S. Meine Mutter räth mir an, die Höflichkeit doch nicht ſo ganz aus den Augen zu ſezen: ſondern ein ſchönes Poſtſkript auszufertigen und in demſelben Ew. Hochehrw. glükliche Feiertage zu wünſchen; ich ſtelle aber meiner Mutter vor, daß ich Ihnen lieber glükliche Wochen- tage wünſchen wil, deren es doch mehrere giebt. Dafür erſuche ich5 Ew. Hochehrw., daß Sie auch höflich ſind und mir Verſchiedenes wünſchen, unter andern dies, daß ich oft von Rehau Briefe bekommen möge; iedoch kein Wunſch trift ein. Ihrer lieben Gemahlin, die ich iezt mit einem h ſchreibe und an welche ich Sie mich zu empfehlen bitte, wünſch’ ich zum neuen Jahre, daß ein gewiſſer Herr Richter aus Hoſ10 ſelten nach Rehau komme: denn der verurſacht ſtets Beſchwerlichkeiten, er mag kommen oder ſchreiben und wil immer was haben, bald Eſſen, bald Bücher, bald gar — Briefe. Einige Leute ſchlieſſen ihre Poſt- ſkripte mit Adieu.
88. An Buchhändler Mylius in Berlin.15
[Kopie][Hof, 18. Dez. 1784]
Vielleicht darf ich nicht einmal von der Erlaubnis Gebrauch machen, die er mir gegeben, mit dem günſtigen Urtheile, das er über ſie gefället, meine Freiheit zu entſchuldigen, Ihnen ſie zum Verlage anzutragen.
89. An Oerthel in Leipzig.20
Mein lieber Örthel!
Anſtat einer langen Klage über dein Stilſchweigen wil ich vielmehr [149]ein Mittel dagegen herſezen. Ich habe nämlich an mich ſelbſt ge- ſchrieben, wie etwan Sonnenfels ſeine Werke ſeinem eignen Herzen zueignete. Dieſen Brief, den du an mich abläſſeſt, ſchlieſſ’ ich hier bei;25 es koſtet dich mithin, wenn du mir antworten wilſt, nichts als die Mühe des Abſchreibens. Dein Brief lautet ungefähr ſo:
„Lieber Richter!
„Endlich fang’ ich wieder an zu reden und ich trete aus meiner „einſamen Zelle vor das Sprachgitter, um zu ſehen wer da iſt und30 „um mit dir zu ſprechen. Aber der Herman iſt daran ſchuld, daß ich „mein Gelübde des — Redens ſo breche: alle Zeit zum Schreiben „nimt er mir weg und ich laſſe ſie ihm auch gern.
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P. S. Meine Mutter räth mir an, die Höflichkeit doch nicht ſo ganz
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und in demſelben Ew. Hochehrw. glükliche Feiertage zu wünſchen; ich
ſtelle aber meiner Mutter vor, daß ich Ihnen lieber glükliche Wochen-
tage wünſchen wil, deren es doch mehrere giebt. Dafür erſuche ich 5
Ew. Hochehrw., daß Sie auch höflich ſind und mir Verſchiedenes
wünſchen, unter andern dies, daß ich oft von Rehau Briefe bekommen
möge; iedoch kein Wunſch trift ein. Ihrer lieben Gemahlin, die ich
iezt mit einem h ſchreibe und an welche ich Sie mich zu empfehlen bitte,
wünſch’ ich zum neuen Jahre, daß ein gewiſſer Herr Richter aus Hoſ 10
ſelten nach Rehau komme: denn der verurſacht ſtets Beſchwerlichkeiten,
er mag kommen oder ſchreiben und wil immer was haben, bald Eſſen,
bald Bücher, bald gar — Briefe. Einige Leute ſchlieſſen ihre Poſt-
ſkripte mit Adieu.
88. An Buchhändler Mylius in Berlin. 15
[Hof, 18. Dez. 1784]
Vielleicht darf ich nicht einmal von der Erlaubnis Gebrauch machen,
die er mir gegeben, mit dem günſtigen Urtheile, das er über ſie gefället,
meine Freiheit zu entſchuldigen, Ihnen ſie zum Verlage anzutragen.
89. An Oerthel in Leipzig. 20
Mein lieber Örthel!
Anſtat einer langen Klage über dein Stilſchweigen wil ich vielmehr
ein Mittel dagegen herſezen. Ich habe nämlich an mich ſelbſt ge-
ſchrieben, wie etwan Sonnenfels ſeine Werke ſeinem eignen Herzen
zueignete. Dieſen Brief, den du an mich abläſſeſt, ſchlieſſ’ ich hier bei; 25
es koſtet dich mithin, wenn du mir antworten wilſt, nichts als die
Mühe des Abſchreibens. Dein Brief lautet ungefähr ſo:
[149]
„Lieber Richter!
„Endlich fang’ ich wieder an zu reden und ich trete aus meiner
„einſamen Zelle vor das Sprachgitter, um zu ſehen wer da iſt und 30
„um mit dir zu ſprechen. Aber der Herman iſt daran ſchuld, daß ich
„mein Gelübde des — Redens ſo breche: alle Zeit zum Schreiben
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/164>, abgerufen am 04.07.2024.
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