Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.liche Mutter wurde gestern begraben) 3) die Amtmanstochter in (Dein Kästgen geht heute ab. An der neulichen Verzögerung des- 83. An Oerthel in Leipzig. Mein lieber Örthel! Es ist mir ordentlich als wenn ich nach langer Zeit dich wieder Angenehmes Gespräch, das dieser Brief mit deinem (Die beiden Briefe gehen mit einander die Stube auf und nieder liche Mutter wurde geſtern begraben) 3) die Amtmanstochter in (Dein Käſtgen geht heute ab. An der neulichen Verzögerung deſ- 83. An Oerthel in Leipzig. Mein lieber Örthel! Es iſt mir ordentlich als wenn ich nach langer Zeit dich wieder Angenehmes Geſpräch, das dieſer Brief mit deinem (Die beiden Briefe gehen mit einander die Stube auf und nieder <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <postscript> <p><pb facs="#f0156" n="132"/> liche Mutter wurde geſtern begraben) 3) die Amtmanstochter in<lb/> Hirſchberg, über deren Hofnung dein H. Vater ſelber lacht. Mein<lb/> Rath wäre indeſſen doch, nur eine einzige von dieſen zu heirathen. —<lb/> Meine Skizen ſind in 2. Gelehrten Zeitungen, in einer Gothaiſchen,<lb/> und Berliniſchen, beurtheilet worden: ich wünſchte aber, ſie hätten in<lb n="5"/> dem Lobe, das ſie mir gaben, meine Beſcheidenheit mehr geſchonet und<lb/> mich nicht in die Nothwendigkeit geſezet, dreimal ſitſam zu erröthen.<lb/> In der Hofnung, daß du dieſesmal es nicht wie alzeit mit dem Brief-<lb/> ſchreiben halten, ſondern mir ſo ſelten als möglich eine Zeile ſchikken<lb/> werdeſt, ſchlieſſe ich dieſen Brief noch einmal, aber ohne den gewöhn-<lb n="10"/> lichen Endtriller. Leb wol, mein guter Örthel.</p><lb/> <p>(Dein Käſtgen geht heute ab. An der neulichen Verzögerung deſ-<lb/> ſelben war nur dies ſchuld, daß du deinem Hern Vater nicht ge-<lb/> ſchrieben, wo es anzutreffen; es lag 2 Wochen in Gera: meines<lb/> Erachtens ſolteſt du dies aber nicht thun.)</p> </postscript> <lb n="15"/> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>83. An <hi rendition="#g">Oerthel in Leipzig.</hi></head><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Mein lieber Örthel!</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Es iſt mir ordentlich als wenn ich nach langer Zeit dich wieder<lb/> einmal ſähe, da ich dir ſchreibe. Aber wir wollen iezt noch nichts mit<lb/> einander reden, ſondern ſtilſchweigend zuhören, was unſere Briefe,<lb n="20"/> dieſer und dein lezter, mit einander reden werden. Doch kan ich auch<lb/> protokolliren was ſie ſagen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Angenehmes Geſpräch, das dieſer Brief mit deinem<lb/> leztern</hi> (vom 24 Nov.) <hi rendition="#g">gehalten hat; dein vorvoriger Brief<lb/> komt zulezt auch dazu und macht die Unterredung noch</hi><lb n="25"/> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">lebhafter und lauter.</hi></hi></p><lb/> <p>(Die beiden Briefe gehen mit einander die Stube auf und nieder<lb/> und meiner fähret ſo fort:) Aber, lieber Brief, ſag’ mir, von wem haſt<lb/> du dein Deutſch gelernet. — Dein Brief: Warum? — Mein Brief:<lb/> weil du einen guten Sprachmeiſter muſt gehabt haben. — Dein Brief:<lb n="30"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd#_141">[141]</ref></note>ich habe gar keinen gehabt: mein Bisgen Deutſch hat mir mein Vater,<lb/> der Herr von Örthel, beigebracht; es iſt nur meine <hi rendition="#g">Vaterſ</hi>prache. —<lb/> Mein Brief: So iſt dein H. Vater ein geſchikter Man und er ſolte ein<lb/> Sprachmeiſter werden. Ich habe in der vorigen Meſſe mit ver-<lb/> ſchiedenen geſchikten Büchern zu ſprechen Gelegenheit gehabt; aber<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0156]
liche Mutter wurde geſtern begraben) 3) die Amtmanstochter in
Hirſchberg, über deren Hofnung dein H. Vater ſelber lacht. Mein
Rath wäre indeſſen doch, nur eine einzige von dieſen zu heirathen. —
Meine Skizen ſind in 2. Gelehrten Zeitungen, in einer Gothaiſchen,
und Berliniſchen, beurtheilet worden: ich wünſchte aber, ſie hätten in 5
dem Lobe, das ſie mir gaben, meine Beſcheidenheit mehr geſchonet und
mich nicht in die Nothwendigkeit geſezet, dreimal ſitſam zu erröthen.
In der Hofnung, daß du dieſesmal es nicht wie alzeit mit dem Brief-
ſchreiben halten, ſondern mir ſo ſelten als möglich eine Zeile ſchikken
werdeſt, ſchlieſſe ich dieſen Brief noch einmal, aber ohne den gewöhn- 10
lichen Endtriller. Leb wol, mein guter Örthel.
(Dein Käſtgen geht heute ab. An der neulichen Verzögerung deſ-
ſelben war nur dies ſchuld, daß du deinem Hern Vater nicht ge-
ſchrieben, wo es anzutreffen; es lag 2 Wochen in Gera: meines
Erachtens ſolteſt du dies aber nicht thun.)
15
83. An Oerthel in Leipzig.
Mein lieber Örthel!
Es iſt mir ordentlich als wenn ich nach langer Zeit dich wieder
einmal ſähe, da ich dir ſchreibe. Aber wir wollen iezt noch nichts mit
einander reden, ſondern ſtilſchweigend zuhören, was unſere Briefe, 20
dieſer und dein lezter, mit einander reden werden. Doch kan ich auch
protokolliren was ſie ſagen.
Angenehmes Geſpräch, das dieſer Brief mit deinem
leztern (vom 24 Nov.) gehalten hat; dein vorvoriger Brief
komt zulezt auch dazu und macht die Unterredung noch 25
lebhafter und lauter.
(Die beiden Briefe gehen mit einander die Stube auf und nieder
und meiner fähret ſo fort:) Aber, lieber Brief, ſag’ mir, von wem haſt
du dein Deutſch gelernet. — Dein Brief: Warum? — Mein Brief:
weil du einen guten Sprachmeiſter muſt gehabt haben. — Dein Brief: 30
ich habe gar keinen gehabt: mein Bisgen Deutſch hat mir mein Vater,
der Herr von Örthel, beigebracht; es iſt nur meine Vaterſprache. —
Mein Brief: So iſt dein H. Vater ein geſchikter Man und er ſolte ein
Sprachmeiſter werden. Ich habe in der vorigen Meſſe mit ver-
ſchiedenen geſchikten Büchern zu ſprechen Gelegenheit gehabt; aber 35
[141]
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |