mitgeschikten Satiren im Stande sein werden, mir Ihre Erlaubnis aus- zuwirken, ihnen die gedachte nachfolgen zu lassen.
[134]Übrigens hat mir das Schiksal eine Lage beschieden, die mir es nicht erlaubet, Ihnen zu verschweigen, daß ich es nicht vermag, mir die geschminkte Larve der schriftstellerischen Uneigennüzigkeit zu kaufen5 sondern gezwungen bin, zu iedermans gröstem Erstaunen mit einem entblösten Gesichte herumzulaufen. Mit der grossen Hochachtung, die ieder dem Verf. des Alzibiades schuldig ist, etc.
78. An A. G. Meißner in Dresden.
[Kopie][Leipzig, 24. August 1784]10
Ohne Ihr Stilschweigen auslegen zu wollen, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen eine neue Satire zu schikken. Ihre Algemeinheit, ihre Übertreibung und ihre Länge, der vielleicht eine stükweise Einrükkung abhilft, wird gegen die Fehler betrachtet, die sie einem scharfen Auge wird Preis geben, wol das Geringste sein, was ihrer günstigen Auf-15 nahme entgegensteht. Solten Sie daher ihr und d[en] neulichen Sat[iren] das Urtheil, das ich fürchte, sprechen: so bitte ich Sie mir beide wieder zuzusenden, weil ich von ihnen, wie der Augenschein leider! zu sehr verräth, keine Abschrift genommen. -- In der Hofnung, daß Sie für meine schriftstellerische Zudringlichkeit einige Nachsicht20 haben werden, etc.
79. An A. G. Meißner in Dresden.
[Kopie][Leipzig, 9. Okt. 1784]
Ich wil diesen Brief in dem Tone der Offenherzigkeit schreiben, [zu] welchem mir der Ihrige das Beispiel und die Erlaubnis gegeben.25 Ich danke Ihnen für das nachsichtige Urtheil, das Sie darin über meine kleinen Satiren fällen. Beinahe macht mir Ihr Stilschweigen über die grössere Abhandlung zu einer ähnlichen Gelindigkeit Hofnung... Aber da Sie wahrscheinlich eben so wenig Zeit zum Lesen als zum Schreiben der Briefe haben werden, so wil ich meinen nicht durch ein30 unnöthiges Präludium zu der folgenden Bitte verlängern, um deren willen ich iezt an Sie schreibe.
Ich habe nämlich ein dikkes Pak Satiren für die Presse fertig ge- macht; ich habe aber noch das Wichtigste zu thun, ihnen einen Ver-
mitgeſchikten Satiren im Stande ſein werden, mir Ihre Erlaubnis aus- zuwirken, ihnen die gedachte nachfolgen zu laſſen.
[134]Übrigens hat mir das Schikſal eine Lage beſchieden, die mir es nicht erlaubet, Ihnen zu verſchweigen, daß ich es nicht vermag, mir die geſchminkte Larve der ſchriftſtelleriſchen Uneigennüzigkeit zu kaufen5 ſondern gezwungen bin, zu iedermans gröſtem Erſtaunen mit einem entblöſten Geſichte herumzulaufen. Mit der groſſen Hochachtung, die ieder dem Verf. des Alzibiades ſchuldig iſt, ꝛc.
78. An A. G. Meißner in Dresden.
[Kopie][Leipzig, 24. Auguſt 1784]10
Ohne Ihr Stilſchweigen auslegen zu wollen, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen eine neue Satire zu ſchikken. Ihre Algemeinheit, ihre Übertreibung und ihre Länge, der vielleicht eine ſtükweiſe Einrükkung abhilft, wird gegen die Fehler betrachtet, die ſie einem ſcharfen Auge wird Preis geben, wol das Geringſte ſein, was ihrer günſtigen Auf-15 nahme entgegenſteht. Solten Sie daher ihr und d[en] neulichen Sat[iren] das Urtheil, das ich fürchte, ſprechen: ſo bitte ich Sie mir beide wieder zuzuſenden, weil ich von ihnen, wie der Augenſchein leider! zu ſehr verräth, keine Abſchrift genommen. — In der Hofnung, daß Sie für meine ſchriftſtelleriſche Zudringlichkeit einige Nachſicht20 haben werden, ꝛc.
79. An A. G. Meißner in Dresden.
[Kopie][Leipzig, 9. Okt. 1784]
Ich wil dieſen Brief in dem Tone der Offenherzigkeit ſchreiben, [zu] welchem mir der Ihrige das Beiſpiel und die Erlaubnis gegeben.25 Ich danke Ihnen für das nachſichtige Urtheil, das Sie darin über meine kleinen Satiren fällen. Beinahe macht mir Ihr Stilſchweigen über die gröſſere Abhandlung zu einer ähnlichen Gelindigkeit Hofnung… Aber da Sie wahrſcheinlich eben ſo wenig Zeit zum Leſen als zum Schreiben der Briefe haben werden, ſo wil ich meinen nicht durch ein30 unnöthiges Präludium zu der folgenden Bitte verlängern, um deren willen ich iezt an Sie ſchreibe.
Ich habe nämlich ein dikkes Pak Satiren für die Preſſe fertig ge- macht; ich habe aber noch das Wichtigſte zu thun, ihnen einen Ver-
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mitgeſchikten Satiren im Stande ſein werden, mir Ihre Erlaubnis aus-
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Übrigens hat mir das Schikſal eine Lage beſchieden, die mir es nicht
erlaubet, Ihnen zu verſchweigen, daß ich es nicht vermag, mir die
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ſondern gezwungen bin, zu iedermans gröſtem Erſtaunen mit einem
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ieder dem Verf. des Alzibiades ſchuldig iſt, ꝛc.
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78. An A. G. Meißner in Dresden.
[Leipzig, 24. Auguſt 1784] 10
Ohne Ihr Stilſchweigen auslegen zu wollen, nehme ich mir die
Freiheit, Ihnen eine neue Satire zu ſchikken. Ihre Algemeinheit, ihre
Übertreibung und ihre Länge, der vielleicht eine ſtükweiſe Einrükkung
abhilft, wird gegen die Fehler betrachtet, die ſie einem ſcharfen Auge
wird Preis geben, wol das Geringſte ſein, was ihrer günſtigen Auf- 15
nahme entgegenſteht. Solten Sie daher ihr und d[en] neulichen
Sat[iren] das Urtheil, das ich fürchte, ſprechen: ſo bitte ich Sie mir
beide wieder zuzuſenden, weil ich von ihnen, wie der Augenſchein leider!
zu ſehr verräth, keine Abſchrift genommen. — In der Hofnung, daß
Sie für meine ſchriftſtelleriſche Zudringlichkeit einige Nachſicht 20
haben werden, ꝛc.
79. An A. G. Meißner in Dresden.
[Leipzig, 9. Okt. 1784]
Ich wil dieſen Brief in dem Tone der Offenherzigkeit ſchreiben, [zu]
welchem mir der Ihrige das Beiſpiel und die Erlaubnis gegeben. 25
Ich danke Ihnen für das nachſichtige Urtheil, das Sie darin über
meine kleinen Satiren fällen. Beinahe macht mir Ihr Stilſchweigen
über die gröſſere Abhandlung zu einer ähnlichen Gelindigkeit Hofnung…
Aber da Sie wahrſcheinlich eben ſo wenig Zeit zum Leſen als zum
Schreiben der Briefe haben werden, ſo wil ich meinen nicht durch ein 30
unnöthiges Präludium zu der folgenden Bitte verlängern, um deren
willen ich iezt an Sie ſchreibe.
Ich habe nämlich ein dikkes Pak Satiren für die Preſſe fertig ge-
macht; ich habe aber noch das Wichtigſte zu thun, ihnen einen Ver-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/150>, abgerufen am 16.02.2025.
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