keineswegs immer durch Punkte oder Striche angedeutet. Nachträg- liche An-, Unter- und Ausstreichungen zeugen davon, daß Jean Paul die Hefte dauernd für seine dichterischen Arbeiten benutzte.
Die Kopien geben aber nicht nur einen verkürzten, sondern nicht selten auch einen vom Original abweichenden Text. Es erklärt sich das wohl daraus, daß zuweilen die Kopie erst nach Absendung des Originals aus dem Gedächtnis niedergeschrieben oder daß der Brief mehrfach ab- gefaßt und der Kopie eine nicht abgegangene Fassung zugrunde gelegt wurde. Manchmal mag auch die bloße Freude an Abwechslung mit- gespielt haben1).
Die Überschriften der einzelnen Kopien geben gewöhnlich den Namen, zuweilen auch Titel und Wohnort des Empfängers und das Datum (das Jahr meist nur bei Beginn eines neuen) an, sind aber oft unvollständig oder fehlen ganz; es ist dann anzunehmen, aber keines- wegs ausgemacht, daß Empfänger und Datum die gleichen sind wie bei der vorhergehenden Kopie. Wie der Text, so weicht auch das Datum der Kopie nicht selten von dem des Originals ab, was sich vielleicht auch aus mehrfacher Abfassung eines Briefes erklärt. Wenn ein Brief in Zeitabständen geschrieben wurde, gibt die Kopie bald das Anfangs-, bald das Schlußdatum an, auch wohl den Absendungstag.
Die Reihenfolge der Kopien in den Briefbüchern ist im allgemeinen chronologisch, doch kommen kleine Umstellungen vor. Zuweilen ließ sich Jean Paul unkopierte Briefe später zurückgeben und trug die Kopien nach2), leider dann oft ohne Angabe des Datums, das sich in diesen Fällen nicht, wie sonst, aus der Stellung im Briefbuch ergibt.
Vereinzelt fanden sich Kopien oder Konzepte von Briefen auch außerhalb der Briefbücher im Nachlaß. Dem früheren Verwalter des Nachlasses, Ernst Förster, müssen noch mehr solche vorgelegen haben, besonders Konzepte zu Briefen an Charlotte von Kalb, die in Berlin nicht mehr aufzufinden waren.
C. Drucke
Jean Paul selber hat, wenn wir von dem absehen, was er unver- merkt aus seinen Briefen in seine Werke übernahm, nur seinen Brief-
1) Vgl. II. Abt., V, 95,11: "Man muß seine Briefe kopieren, um nicht sich ähnliche Wendungen geläufig zu machen."
2) Vgl. 136,36ff. und 146,26ff. dieses Bandes.
keineswegs immer durch Punkte oder Striche angedeutet. Nachträg- liche An-, Unter- und Ausſtreichungen zeugen davon, daß Jean Paul die Hefte dauernd für ſeine dichteriſchen Arbeiten benutzte.
Die Kopien geben aber nicht nur einen verkürzten, ſondern nicht ſelten auch einen vom Original abweichenden Text. Es erklärt ſich das wohl daraus, daß zuweilen die Kopie erſt nach Abſendung des Originals aus dem Gedächtnis niedergeſchrieben oder daß der Brief mehrfach ab- gefaßt und der Kopie eine nicht abgegangene Faſſung zugrunde gelegt wurde. Manchmal mag auch die bloße Freude an Abwechslung mit- geſpielt haben1).
Die Überſchriften der einzelnen Kopien geben gewöhnlich den Namen, zuweilen auch Titel und Wohnort des Empfängers und das Datum (das Jahr meiſt nur bei Beginn eines neuen) an, ſind aber oft unvollſtändig oder fehlen ganz; es iſt dann anzunehmen, aber keines- wegs ausgemacht, daß Empfänger und Datum die gleichen ſind wie bei der vorhergehenden Kopie. Wie der Text, ſo weicht auch das Datum der Kopie nicht ſelten von dem des Originals ab, was ſich vielleicht auch aus mehrfacher Abfaſſung eines Briefes erklärt. Wenn ein Brief in Zeitabſtänden geſchrieben wurde, gibt die Kopie bald das Anfangs-, bald das Schlußdatum an, auch wohl den Abſendungstag.
Die Reihenfolge der Kopien in den Briefbüchern iſt im allgemeinen chronologiſch, doch kommen kleine Umſtellungen vor. Zuweilen ließ ſich Jean Paul unkopierte Briefe ſpäter zurückgeben und trug die Kopien nach2), leider dann oft ohne Angabe des Datums, das ſich in dieſen Fällen nicht, wie ſonſt, aus der Stellung im Briefbuch ergibt.
Vereinzelt fanden ſich Kopien oder Konzepte von Briefen auch außerhalb der Briefbücher im Nachlaß. Dem früheren Verwalter des Nachlaſſes, Ernſt Förſter, müſſen noch mehr ſolche vorgelegen haben, beſonders Konzepte zu Briefen an Charlotte von Kalb, die in Berlin nicht mehr aufzufinden waren.
C. Drucke
Jean Paul ſelber hat, wenn wir von dem abſehen, was er unver- merkt aus ſeinen Briefen in ſeine Werke übernahm, nur ſeinen Brief-
1) Vgl. II. Abt., V, 95,11: „Man muß ſeine Briefe kopieren, um nicht ſich ähnliche Wendungen geläufig zu machen.“
2) Vgl. 136,36ff. und 146,26ff. dieſes Bandes.
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[XI/0010]
keineswegs immer durch Punkte oder Striche angedeutet. Nachträg-
liche An-, Unter- und Ausſtreichungen zeugen davon, daß Jean Paul
die Hefte dauernd für ſeine dichteriſchen Arbeiten benutzte.
Die Kopien geben aber nicht nur einen verkürzten, ſondern nicht
ſelten auch einen vom Original abweichenden Text. Es erklärt ſich das
wohl daraus, daß zuweilen die Kopie erſt nach Abſendung des Originals
aus dem Gedächtnis niedergeſchrieben oder daß der Brief mehrfach ab-
gefaßt und der Kopie eine nicht abgegangene Faſſung zugrunde gelegt
wurde. Manchmal mag auch die bloße Freude an Abwechslung mit-
geſpielt haben 1).
Die Überſchriften der einzelnen Kopien geben gewöhnlich den
Namen, zuweilen auch Titel und Wohnort des Empfängers und das
Datum (das Jahr meiſt nur bei Beginn eines neuen) an, ſind aber oft
unvollſtändig oder fehlen ganz; es iſt dann anzunehmen, aber keines-
wegs ausgemacht, daß Empfänger und Datum die gleichen ſind wie
bei der vorhergehenden Kopie. Wie der Text, ſo weicht auch das Datum
der Kopie nicht ſelten von dem des Originals ab, was ſich vielleicht
auch aus mehrfacher Abfaſſung eines Briefes erklärt. Wenn ein Brief
in Zeitabſtänden geſchrieben wurde, gibt die Kopie bald das Anfangs-,
bald das Schlußdatum an, auch wohl den Abſendungstag.
Die Reihenfolge der Kopien in den Briefbüchern iſt im allgemeinen
chronologiſch, doch kommen kleine Umſtellungen vor. Zuweilen ließ
ſich Jean Paul unkopierte Briefe ſpäter zurückgeben und trug die
Kopien nach 2), leider dann oft ohne Angabe des Datums, das ſich
in dieſen Fällen nicht, wie ſonſt, aus der Stellung im Briefbuch ergibt.
Vereinzelt fanden ſich Kopien oder Konzepte von Briefen auch
außerhalb der Briefbücher im Nachlaß. Dem früheren Verwalter des
Nachlaſſes, Ernſt Förſter, müſſen noch mehr ſolche vorgelegen haben,
beſonders Konzepte zu Briefen an Charlotte von Kalb, die in Berlin
nicht mehr aufzufinden waren.
C. Drucke
Jean Paul ſelber hat, wenn wir von dem abſehen, was er unver-
merkt aus ſeinen Briefen in ſeine Werke übernahm, nur ſeinen Brief-
1) Vgl. II. Abt., V, 95,11: „Man muß ſeine Briefe kopieren, um nicht ſich
ähnliche Wendungen geläufig zu machen.“
2) Vgl. 136,36ff. und 146,26ff. dieſes Bandes.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/10>, abgerufen am 04.07.2024.
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