unvermischt bleibt, ist er seiner großen Ahnherrn werth. Welch edel Volk der eigentliche Kaf¬ fer, welche gute harmlose Natur der Hotten¬ tott; und wieder welche Teufelwesen die Ba¬ starde, und Buschmänner. An der Völker¬ mischung wird der Nordamerikanische Freistaa¬ tenbund lange kranken, und Ungarn wird nie davon gesunden. Und Rußland, wenn es nicht seine Kraft ins Jnnere drängt, und ostwärts sie richtend, dort die mancherlei Völkerschaften zu einem Russischen Volksthum zusammenbildet, wie sein großer Neu-Schöpfer es auch wollte -- läuft die Gefahr der Morgenländischen Großreiche.
Es baut kein Vogel sein Nest, wie der an¬ dere; es baut kein Baukünstler ein Haus, pa߬ lich für alle Erdgürtel; der Samojedenschneider taugt nicht zum Kleidermacher für den Guinea¬ wohner; kein Gewächs und kein Thier wird ge¬ funden, was überall gleich gut gedeiht. Zwar ist der Mensch von Pol zu Pol verbreitet, aber in leicht begreiflichen Verschiedenheiten. Nur wer Spitzbergen zu einem Tahiti erwärmt, die Sahara zu einem Ägypten gewässert, das Moh¬ renland zu einem Jonien gekühlt, und die Fir¬ nen aller Hochgebürge zu Wonnegärten befruch¬
unvermiſcht bleibt, iſt er ſeiner großen Ahnherrn werth. Welch edel Volk der eigentliche Kaf¬ fer, welche gute harmloſe Natur der Hotten¬ tott; und wieder welche Teufelweſen die Ba¬ ſtarde, und Buſchmänner. An der Völker¬ miſchung wird der Nordamerikaniſche Freiſtaa¬ tenbund lange kranken, und Ungarn wird nie davon geſunden. Und Rußland, wenn es nicht ſeine Kraft ins Jnnere drängt, und oſtwärts ſie richtend, dort die mancherlei Völkerſchaften zu einem Ruſſiſchen Volksthum zuſammenbildet, wie ſein großer Neu-Schöpfer es auch wollte — läuft die Gefahr der Morgenländiſchen Großreiche.
Es baut kein Vogel ſein Neſt, wie der an¬ dere; es baut kein Baukünſtler ein Haus, pa߬ lich für alle Erdgürtel; der Samojedenſchneider taugt nicht zum Kleidermacher für den Guinea¬ wohner; kein Gewächs und kein Thier wird ge¬ funden, was überall gleich gut gedeiht. Zwar iſt der Menſch von Pol zu Pol verbreitet, aber in leicht begreiflichen Verſchiedenheiten. Nur wer Spitzbergen zu einem Tahiti erwärmt, die Sahara zu einem Ägypten gewäſſert, das Moh¬ renland zu einem Jonien gekühlt, und die Fir¬ nen aller Hochgebürge zu Wonnegärten befruch¬
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unvermiſcht bleibt, iſt er ſeiner großen Ahnherrn
werth. Welch edel Volk der eigentliche Kaf¬
fer, welche gute harmloſe Natur der Hotten¬
tott; und wieder welche Teufelweſen die Ba¬
ſtarde, und Buſchmänner. An der Völker¬
miſchung wird der Nordamerikaniſche Freiſtaa¬
tenbund lange kranken, und Ungarn wird nie
davon geſunden. Und Rußland, wenn es nicht
ſeine Kraft ins Jnnere drängt, und oſtwärts ſie
richtend, dort die mancherlei Völkerſchaften zu
einem Ruſſiſchen Volksthum zuſammenbildet, wie
ſein großer Neu-Schöpfer es auch wollte — läuft
die Gefahr der Morgenländiſchen Großreiche.
Es baut kein Vogel ſein Neſt, wie der an¬
dere; es baut kein Baukünſtler ein Haus, pa߬
lich für alle Erdgürtel; der Samojedenſchneider
taugt nicht zum Kleidermacher für den Guinea¬
wohner; kein Gewächs und kein Thier wird ge¬
funden, was überall gleich gut gedeiht. Zwar
iſt der Menſch von Pol zu Pol verbreitet, aber
in leicht begreiflichen Verſchiedenheiten. Nur
wer Spitzbergen zu einem Tahiti erwärmt, die
Sahara zu einem Ägypten gewäſſert, das Moh¬
renland zu einem Jonien gekühlt, und die Fir¬
nen aller Hochgebürge zu Wonnegärten befruch¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/58>, abgerufen am 23.11.2024.
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