Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

völker der Erde in eine einzige Heerde zu brin¬
gen trachtet, ist in Gefahr, bald über den ver¬
ächtlichsten Auskehricht des Menschengeschlechts
zu herrschen. Constantin hat die große Probe
versucht, und Rom und Griechenland sind dar¬
über verprobt. "Seine neue Residenz zu bevöl¬
"kern raffte er Asiater, Thracier, Griechen und
"Römer zusammen; es entstand ein Volkscha¬
"rakter, in welchem sich Asiatische Weichlichkeit,
"Griechische List und Eitelkeit, Thracische Grau¬
"samkeit und Römische Selbstgenügsamkeit auf
"die wunderlichsste Art in einander verwebt zeigten."

Das Spanische Sprichwort: "Traue kei¬
nem Maulesel und keinem Mulatten"

ist sehr treffend, und das Deutsche "nicht Fisch
nicht Fleisch" ist ein warnender Ausdruck. Je
reiner ein Volk, je besser; je vermischter, je ban¬
denmäßiger. Nie hat es Völker gegeben, wie
die Rottungen der Assassinen, Jomsburger, Fli¬
bustier und Paulisten! Nie hat die zahlreichste
Brüderschaft eines einzigen Bundes, der nur auf
Ein Volk sich beschränkte, solch Unheil gestiftet
wie Jesuiten und andere Orden, die unbekannte
Obern durch alle Völker und Staaten gängeln.

völker der Erde in eine einzige Heerde zu brin¬
gen trachtet, iſt in Gefahr, bald über den ver¬
ächtlichſten Auskehricht des Menſchengeſchlechts
zu herrſchen. Conſtantin hat die große Probe
verſucht, und Rom und Griechenland ſind dar¬
über verprobt. „Seine neue Reſidenz zu bevöl¬
„kern raffte er Aſiater, Thracier, Griechen und
„Römer zuſammen; es entſtand ein Volkscha¬
„rakter, in welchem ſich Aſiatiſche Weichlichkeit,
„Griechiſche Liſt und Eitelkeit, Thraciſche Grau¬
„ſamkeit und Römiſche Selbſtgenügſamkeit auf
„die wunderlichſste Art in einander verwebt zeigten.“

Das Spaniſche Sprichwort: „Traue kei¬
nem Mauleſel und keinem Mulatten“

iſt ſehr treffend, und das Deutſche „nicht Fiſch
nicht Fleiſch“ iſt ein warnender Ausdruck. Je
reiner ein Volk, je beſſer; je vermiſchter, je ban¬
denmäßiger. Nie hat es Völker gegeben, wie
die Rottungen der Aſſaſſinen, Jomsburger, Fli¬
buſtier und Pauliſten! Nie hat die zahlreichſte
Brüderſchaft eines einzigen Bundes, der nur auf
Ein Volk ſich beſchränkte, ſolch Unheil geſtiftet
wie Jeſuiten und andere Orden, die unbekannte
Obern durch alle Völker und Staaten gängeln.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0056" n="26"/><fw type="pageNum" place="top">26<lb/></fw>völker der Erde in eine einzige Heerde zu brin¬<lb/>
gen trachtet, i&#x017F;t in Gefahr, bald über den ver¬<lb/>
ächtlich&#x017F;ten Auskehricht des Men&#x017F;chenge&#x017F;chlechts<lb/>
zu herr&#x017F;chen. Con&#x017F;tantin hat die große Probe<lb/>
ver&#x017F;ucht, und Rom und Griechenland &#x017F;ind dar¬<lb/>
über verprobt. &#x201E;Seine neue Re&#x017F;idenz zu bevöl¬<lb/>
&#x201E;kern raffte er A&#x017F;iater, Thracier, Griechen und<lb/>
&#x201E;Römer zu&#x017F;ammen; es ent&#x017F;tand ein Volkscha¬<lb/>
&#x201E;rakter, in welchem &#x017F;ich A&#x017F;iati&#x017F;che Weichlichkeit,<lb/>
&#x201E;Griechi&#x017F;che Li&#x017F;t und Eitelkeit, Thraci&#x017F;che Grau¬<lb/>
&#x201E;&#x017F;amkeit und Römi&#x017F;che Selb&#x017F;tgenüg&#x017F;amkeit auf<lb/>
&#x201E;die wunderlich&#x017F;ste Art in einander verwebt zeigten.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Das Spani&#x017F;che Sprichwort: &#x201E;<hi rendition="#g">Traue kei¬<lb/>
nem Maule&#x017F;el und keinem Mulatten&#x201C;</hi><lb/>
i&#x017F;t &#x017F;ehr treffend, und das Deut&#x017F;che &#x201E;nicht Fi&#x017F;ch<lb/>
nicht Flei&#x017F;ch&#x201C; i&#x017F;t ein warnender Ausdruck. Je<lb/>
reiner ein Volk, je be&#x017F;&#x017F;er; je vermi&#x017F;chter, je ban¬<lb/>
denmäßiger. Nie hat es Völker gegeben, wie<lb/>
die Rottungen der A&#x017F;&#x017F;a&#x017F;&#x017F;inen, Jomsburger, Fli¬<lb/>
bu&#x017F;tier und Pauli&#x017F;ten! Nie hat die zahlreich&#x017F;te<lb/>
Brüder&#x017F;chaft eines einzigen Bundes, der nur auf<lb/>
Ein Volk &#x017F;ich be&#x017F;chränkte, &#x017F;olch Unheil ge&#x017F;tiftet<lb/>
wie Je&#x017F;uiten und andere Orden, die unbekannte<lb/>
Obern durch alle Völker und Staaten gängeln.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0056] 26 völker der Erde in eine einzige Heerde zu brin¬ gen trachtet, iſt in Gefahr, bald über den ver¬ ächtlichſten Auskehricht des Menſchengeſchlechts zu herrſchen. Conſtantin hat die große Probe verſucht, und Rom und Griechenland ſind dar¬ über verprobt. „Seine neue Reſidenz zu bevöl¬ „kern raffte er Aſiater, Thracier, Griechen und „Römer zuſammen; es entſtand ein Volkscha¬ „rakter, in welchem ſich Aſiatiſche Weichlichkeit, „Griechiſche Liſt und Eitelkeit, Thraciſche Grau¬ „ſamkeit und Römiſche Selbſtgenügſamkeit auf „die wunderlichſste Art in einander verwebt zeigten.“ Das Spaniſche Sprichwort: „Traue kei¬ nem Mauleſel und keinem Mulatten“ iſt ſehr treffend, und das Deutſche „nicht Fiſch nicht Fleiſch“ iſt ein warnender Ausdruck. Je reiner ein Volk, je beſſer; je vermiſchter, je ban¬ denmäßiger. Nie hat es Völker gegeben, wie die Rottungen der Aſſaſſinen, Jomsburger, Fli¬ buſtier und Pauliſten! Nie hat die zahlreichſte Brüderſchaft eines einzigen Bundes, der nur auf Ein Volk ſich beſchränkte, ſolch Unheil geſtiftet wie Jeſuiten und andere Orden, die unbekannte Obern durch alle Völker und Staaten gängeln.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/56
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/56>, abgerufen am 24.11.2024.