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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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"zu Haus erzogen werden (hiemfödninge),
"sind dumm." So das Schwedische hemsk,
halb blöde, halb schwermüthig, wie das Sassi¬
sche blott. Aber gegen eine unverständige Aus¬
häusigkeit eifern Sprichwörter eben so sehr:

"Es flog ein Gänschen über den Rhein
Und kam als Gigak wieder heim."

Die alte Sitte, daß der Wandersmann die
sogenannten Wahrzeichen der Städte behalten
mußte, wollte wahrscheinlich die Wahrneh¬
mungsgabe, und das Beobachtungsvermögen
durch sinnliche Anschauung erwecken. Noch jetzt
ist der Urdeutsche Reisetrieb bei uns nicht aus¬
gestorben, und lebt in allen Deutschen Abkömm¬
lingen. "Die Eingeschränktheit des Geistes al¬
"ler Völker, welche die uninteressirte Neube¬
"gierde nicht anwandelt, die Außenwelt mit ei¬
"genen Augen kennen zu lernen, noch weniger
"sich dahin (als Weltbürger) zu verpflanzen, ist
"etwas Charakteristisches von denselben, wodurch
"sich Franzosen, Engländer und Deutsche vor
"andern vortheilhaft unterscheiden." (Kant's
Anthropologie. 306.)

Schlözer's Privatleben. Erstes Fragment. [Schluß.]

„zu Haus erzogen werden (hiemfödninge),
„ſind dumm.“ So das Schwediſche hemsk,
halb blöde, halb ſchwermüthig, wie das Saſſi¬
ſche blott. Aber gegen eine unverſtändige Aus¬
häuſigkeit eifern Sprichwörter eben ſo ſehr:

„Es flog ein Gänſchen über den Rhein
Und kam als Gigak wieder heim.“

Die alte Sitte, daß der Wandersmann die
ſogenannten Wahrzeichen der Städte behalten
mußte, wollte wahrſcheinlich die Wahrneh¬
mungsgabe, und das Beobachtungsvermögen
durch ſinnliche Anſchauung erwecken. Noch jetzt
iſt der Urdeutſche Reiſetrieb bei uns nicht aus¬
geſtorben, und lebt in allen Deutſchen Abkömm¬
lingen. „Die Eingeſchränktheit des Geiſtes al¬
„ler Völker, welche die unintereſſirte Neube¬
„gierde nicht anwandelt, die Außenwelt mit ei¬
„genen Augen kennen zu lernen, noch weniger
„ſich dahin (als Weltbürger) zu verpflanzen, iſt
„etwas Charakteriſtiſches von denſelben, wodurch
„ſich Franzoſen, Engländer und Deutſche vor
„andern vortheilhaft unterſcheiden.“ (Kant's
Anthropologie. 306.)

Schlözer's Privatleben. Erſtes Fragment. [Schluß.]

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[445/0475] 445 „zu Haus erzogen werden (hiemfödninge), „ſind dumm.“ So das Schwediſche hemsk, halb blöde, halb ſchwermüthig, wie das Saſſi¬ ſche blott. Aber gegen eine unverſtändige Aus¬ häuſigkeit eifern Sprichwörter eben ſo ſehr: „Es flog ein Gänſchen über den Rhein Und kam als Gigak wieder heim.“ Die alte Sitte, daß der Wandersmann die ſogenannten Wahrzeichen der Städte behalten mußte, wollte wahrſcheinlich die Wahrneh¬ mungsgabe, und das Beobachtungsvermögen durch ſinnliche Anſchauung erwecken. Noch jetzt iſt der Urdeutſche Reiſetrieb bei uns nicht aus¬ geſtorben, und lebt in allen Deutſchen Abkömm¬ lingen. „Die Eingeſchränktheit des Geiſtes al¬ „ler Völker, welche die unintereſſirte Neube¬ „gierde nicht anwandelt, die Außenwelt mit ei¬ „genen Augen kennen zu lernen, noch weniger „ſich dahin (als Weltbürger) zu verpflanzen, iſt „etwas Charakteriſtiſches von denſelben, wodurch „ſich Franzoſen, Engländer und Deutſche vor „andern vortheilhaft unterſcheiden.“ (Kant's Anthropologie. 306.) Schlözer's Privatleben. Erſtes Fragment. [Schluß.]

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/475>, abgerufen am 28.11.2024.