des Weibes Bestimmung ein untergeordneter kleinlicher Würkungskreis sei; sein ganzes Leben wird nur ein nebengeordneter, wichtiger, großer, nothwendiger, wenn gleich nicht mit Rauschtha¬ ten lärmmachender, nieruhender Geschäftsgang. Nicht für die grübelnde Wissenschaft, nicht für die große Weltbühne schuf die Natur das Weib. Sie meinte es besser mit ihm, als seine locken¬ den Weltverführer. Einen mildern menschheitli¬ chern Boden vertraute sie seiner Bearbeitung. Und dazu genügt, wenn der Verstand zur Un¬ terscheidung des Wahren und Rechten gebildet, das Herz zur Güte und zum Wohlgefallen am Schönen veredelt wird. Das ist der Weiber Gelehrsamkeit! Und besitzen sie diese, so kann ihnen niemahls die Gabe fehlen, Freude und Froh¬ sinn um sich zu verbreiten. Dann machen sie ih¬ rem Altdeutschen Ehrennahmen Ehre, bleiben Frauen, frohe, frohmachende Wesen.
"Die dem Würdigsten sich giebt, Standhaft bis zum Tode liebt, Söhne stark dem Vaterland Zuführt stolz an Mutterhand, Sei vor allen Frau'n geehrt.
E e 2
des Weibes Beſtimmung ein untergeordneter kleinlicher Würkungskreis ſei; ſein ganzes Leben wird nur ein nebengeordneter, wichtiger, großer, nothwendiger, wenn gleich nicht mit Rauſchtha¬ ten lärmmachender, nieruhender Geſchäftsgang. Nicht für die grübelnde Wiſſenſchaft, nicht für die große Weltbühne ſchuf die Natur das Weib. Sie meinte es beſſer mit ihm, als ſeine locken¬ den Weltverführer. Einen mildern menſchheitli¬ chern Boden vertraute ſie ſeiner Bearbeitung. Und dazu genügt, wenn der Verſtand zur Un¬ terſcheidung des Wahren und Rechten gebildet, das Herz zur Güte und zum Wohlgefallen am Schönen veredelt wird. Das iſt der Weiber Gelehrſamkeit! Und beſitzen ſie dieſe, ſo kann ihnen niemahls die Gabe fehlen, Freude und Froh¬ ſinn um ſich zu verbreiten. Dann machen ſie ih¬ rem Altdeutſchen Ehrennahmen Ehre, bleiben Frauen, frohe, frohmachende Weſen.
„Die dem Würdigſten ſich giebt, Standhaft bis zum Tode liebt, Söhne ſtark dem Vaterland Zuführt ſtolz an Mutterhand, Sei vor allen Frau’n geehrt.
E e 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0465"n="435"/><fwtype="pageNum"place="top">435<lb/></fw>des Weibes Beſtimmung ein untergeordneter<lb/>
kleinlicher Würkungskreis ſei; ſein ganzes Leben<lb/>
wird nur ein nebengeordneter, wichtiger, großer,<lb/>
nothwendiger, wenn gleich nicht mit Rauſchtha¬<lb/>
ten lärmmachender, nieruhender Geſchäftsgang.<lb/>
Nicht für die grübelnde Wiſſenſchaft, nicht für<lb/>
die große Weltbühne ſchuf die Natur das Weib.<lb/>
Sie meinte es beſſer mit ihm, als ſeine locken¬<lb/>
den Weltverführer. Einen mildern menſchheitli¬<lb/>
chern Boden vertraute ſie ſeiner Bearbeitung.<lb/>
Und dazu genügt, wenn der Verſtand zur Un¬<lb/>
terſcheidung des Wahren und Rechten gebildet,<lb/>
das Herz zur Güte und zum Wohlgefallen am<lb/>
Schönen veredelt wird. Das iſt der Weiber<lb/>
Gelehrſamkeit! Und beſitzen ſie dieſe, ſo kann<lb/>
ihnen niemahls die Gabe fehlen, Freude und Froh¬<lb/>ſinn um ſich zu verbreiten. Dann machen ſie ih¬<lb/>
rem Altdeutſchen Ehrennahmen Ehre, bleiben<lb/><hirendition="#g">Frauen</hi>, frohe, frohmachende Weſen.</p><lb/><cit><quote><lgtype="poem"><l>„Die dem Würdigſten ſich giebt,</l><lb/><l>Standhaft bis zum Tode liebt,</l><lb/><l>Söhne ſtark dem Vaterland</l><lb/><l>Zuführt ſtolz an Mutterhand,</l><lb/><l>Sei vor allen Frau’n geehrt.</l><lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e 2<lb/></fw></lg></quote></cit></div></div></body></text></TEI>
[435/0465]
435
des Weibes Beſtimmung ein untergeordneter
kleinlicher Würkungskreis ſei; ſein ganzes Leben
wird nur ein nebengeordneter, wichtiger, großer,
nothwendiger, wenn gleich nicht mit Rauſchtha¬
ten lärmmachender, nieruhender Geſchäftsgang.
Nicht für die grübelnde Wiſſenſchaft, nicht für
die große Weltbühne ſchuf die Natur das Weib.
Sie meinte es beſſer mit ihm, als ſeine locken¬
den Weltverführer. Einen mildern menſchheitli¬
chern Boden vertraute ſie ſeiner Bearbeitung.
Und dazu genügt, wenn der Verſtand zur Un¬
terſcheidung des Wahren und Rechten gebildet,
das Herz zur Güte und zum Wohlgefallen am
Schönen veredelt wird. Das iſt der Weiber
Gelehrſamkeit! Und beſitzen ſie dieſe, ſo kann
ihnen niemahls die Gabe fehlen, Freude und Froh¬
ſinn um ſich zu verbreiten. Dann machen ſie ih¬
rem Altdeutſchen Ehrennahmen Ehre, bleiben
Frauen, frohe, frohmachende Weſen.
„Die dem Würdigſten ſich giebt,
Standhaft bis zum Tode liebt,
Söhne ſtark dem Vaterland
Zuführt ſtolz an Mutterhand,
Sei vor allen Frau’n geehrt.
E e 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/465>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.