"Allen immer gefallen, ist ein Glücksspiel! Wenigen gefallen, ist ein Werk der Tugend: Wenn's die Bessern sind! Gefallen Niemand, schmerzt und kränket. Sollt ich wählen, ich wählte gerne die Mitte: Wenigen gefallen, und nur den Besten! Doch Allen gefallen, oder Keinem? O Keinem!"
Jakob Balde nach Herder.
4. Eheverächter.
Nicht alle Ehlose sind Eheverächter; schon die Sprache unterscheidet sie, in alte Jung¬ gesellen und Hagestolzen. Fast alle hat der Staat auf sein Gewissen, die erstern durch Druck, die letztern durch Schwäche. Wenn der Staat die Gesammtkraft von Menschen ins Joch spannt, Krieger, Geschäftsleute und Staatsdiener um's tägliche Brot frohnen läßt, bis der Lebens¬ winter herannaht: so versündigt er sich an der Menschheit, und schändet sich als Selbstbeflecker. Wir haben mehr Mönche, als vor Luther, nur
„Allen immer gefallen, iſt ein Glücksſpiel! Wenigen gefallen, iſt ein Werk der Tugend: Wenn's die Beſſern ſind! Gefallen Niemand, ſchmerzt und kränket. Sollt ich wählen, ich wählte gerne die Mitte: Wenigen gefallen, und nur den Beſten! Doch Allen gefallen, oder Keinem? O Keinem!″
Jakob Balde nach Herder.
4. Eheveraͤchter.
Nicht alle Ehloſe ſind Eheverächter; ſchon die Sprache unterſcheidet ſie, in alte Jung¬ geſellen und Hageſtolzen. Faſt alle hat der Staat auf ſein Gewiſſen, die erſtern durch Druck, die letztern durch Schwäche. Wenn der Staat die Geſammtkraft von Menſchen ins Joch ſpannt, Krieger, Geſchäftsleute und Staatsdiener um's tägliche Brot frohnen läßt, bis der Lebens¬ winter herannaht: ſo verſündigt er ſich an der Menſchheit, und ſchändet ſich als Selbſtbeflecker. Wir haben mehr Mönche, als vor Luther, nur
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„Allen immer gefallen, iſt ein Glücksſpiel!
Wenigen gefallen, iſt ein Werk der Tugend:
Wenn's die Beſſern ſind!
Gefallen Niemand, ſchmerzt und kränket.
Sollt ich wählen, ich wählte gerne die Mitte:
Wenigen gefallen, und nur den Beſten!
Doch Allen gefallen, oder Keinem?
O Keinem!″
Jakob Balde nach Herder.
4. Eheveraͤchter.
Nicht alle Ehloſe ſind Eheverächter; ſchon
die Sprache unterſcheidet ſie, in alte Jung¬
geſellen und Hageſtolzen. Faſt alle hat der
Staat auf ſein Gewiſſen, die erſtern durch
Druck, die letztern durch Schwäche. Wenn der
Staat die Geſammtkraft von Menſchen ins Joch
ſpannt, Krieger, Geſchäftsleute und Staatsdiener
um's tägliche Brot frohnen läßt, bis der Lebens¬
winter herannaht: ſo verſündigt er ſich an der
Menſchheit, und ſchändet ſich als Selbſtbeflecker.
Wir haben mehr Mönche, als vor Luther, nur
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/453>, abgerufen am 23.11.2024.
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