Herzen sagt und klagt, und in dem Augenblick nicht bedenkt, ob er auch ein anderes dadurch bedrängt.
Wundervoll besaitet ist des Menschen Herz. Manche Saiten rührt ein Sonnenstrahl zur Wohlbewegung, und lebhafter noch selbst das matteste Durchschimmern des Morgensterns der Hoffnung; andere hingegen erklingen am Lau¬ testen im Lebenssturm, gewisse aber auch nur dann allein.
Darum dürfen Leidende, Unglückliche, Jm¬ lebenverarmte, nicht unter das gewöhnliche Men¬ schenmaaß gestellt werden. So müssen sie aber auch wieder ihr Armenrecht ehren, nicht mit der Menschheit grollen, die doch nie ihnen was zu Leide gethan. Ein Mann muß immerfort der Verderbniß entgegnen, widerstehen bis zum Hin¬ schwinden, und ereilt ihn auf seiner Heldenbahn endlich der Unglückstag; so sei der Fall kein Sturz, nur ein edles Sinken mit Anstand. Es kann ja doch Keinem etwas Höheres begegnen, als Lieben und Leiden. Und liebend und lei¬ dend ist der Mensch der höchsten Gedanken em¬ pfänglich, mit Jnbrunst und Andacht umfaßt er
Herzen ſagt und klagt, und in dem Augenblick nicht bedenkt, ob er auch ein anderes dadurch bedrängt.
Wundervoll beſaitet iſt des Menſchen Herz. Manche Saiten rührt ein Sonnenſtrahl zur Wohlbewegung, und lebhafter noch ſelbſt das matteſte Durchſchimmern des Morgenſterns der Hoffnung; andere hingegen erklingen am Lau¬ teſten im Lebensſturm, gewiſſe aber auch nur dann allein.
Darum dürfen Leidende, Unglückliche, Jm¬ lebenverarmte, nicht unter das gewöhnliche Men¬ ſchenmaaß geſtellt werden. So müſſen ſie aber auch wieder ihr Armenrecht ehren, nicht mit der Menſchheit grollen, die doch nie ihnen was zu Leide gethan. Ein Mann muß immerfort der Verderbniß entgegnen, widerſtehen bis zum Hin¬ ſchwinden, und ereilt ihn auf ſeiner Heldenbahn endlich der Unglückstag; ſo ſei der Fall kein Sturz, nur ein edles Sinken mit Anſtand. Es kann ja doch Keinem etwas Höheres begegnen, als Lieben und Leiden. Und liebend und lei¬ dend iſt der Menſch der höchſten Gedanken em¬ pfänglich, mit Jnbrunſt und Andacht umfaßt er
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Herzen ſagt und klagt, und in dem Augenblick
nicht bedenkt, ob er auch ein anderes dadurch
bedrängt.
Wundervoll beſaitet iſt des Menſchen Herz.
Manche Saiten rührt ein Sonnenſtrahl zur
Wohlbewegung, und lebhafter noch ſelbſt das
matteſte Durchſchimmern des Morgenſterns der
Hoffnung; andere hingegen erklingen am Lau¬
teſten im Lebensſturm, gewiſſe aber auch nur
dann allein.
Darum dürfen Leidende, Unglückliche, Jm¬
lebenverarmte, nicht unter das gewöhnliche Men¬
ſchenmaaß geſtellt werden. So müſſen ſie aber
auch wieder ihr Armenrecht ehren, nicht mit der
Menſchheit grollen, die doch nie ihnen was zu
Leide gethan. Ein Mann muß immerfort der
Verderbniß entgegnen, widerſtehen bis zum Hin¬
ſchwinden, und ereilt ihn auf ſeiner Heldenbahn
endlich der Unglückstag; ſo ſei der Fall kein
Sturz, nur ein edles Sinken mit Anſtand. Es
kann ja doch Keinem etwas Höheres begegnen,
als Lieben und Leiden. Und liebend und lei¬
dend iſt der Menſch der höchſten Gedanken em¬
pfänglich, mit Jnbrunſt und Andacht umfaßt er
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/448>, abgerufen am 22.11.2024.
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