ander für Zeitwelt und Nachwelt verständigen: "Was gehört zu einem folgerechten Volk? was waren wir vormahls? was sind wir nun? wie kamen wir dahin? was sollten wir sein? wie können wir es werden? und, wenn wir es ge¬ worden sind, bleiben?" Hatte der Römer sein ewiges Rom -- für die Menschheit eine nim¬ mersatte Völkerhölle -- im Tichten und Trach¬ ten zum Vorbild: So ist unser Erbtheil, die Deutschheit, ein menschheitliches Volksthum. Das ist es, wovon unsere verklärten Barden, Kramer und Klopstock singen:
"Thuiskons Volk spricht keinem Volke Hohn; Reich ohne Stolz, ehrt jede Nation Wenn auch der Neid von seinem Werthe schweiget."
"Nie war gegen das Ausland Ein anderes Land gerecht wie Du, Sei nicht allzugerecht. Sie denken nicht edel genug, Zu sehen, wie schön Dein Fehler ist! Einfältiger Sitte bist Du und weise, Bist ernstes tieferes Geistes. Kraft ist Dein Wort, Entscheidung Dein Schwert. Doch wandelst gern es in die Sichel, und triefst Wohl Dir! von dem Blute nicht der andern Welten."
ander für Zeitwelt und Nachwelt verſtändigen: „Was gehört zu einem folgerechten Volk? was waren wir vormahls? was ſind wir nun? wie kamen wir dahin? was ſollten wir ſein? wie können wir es werden? und, wenn wir es ge¬ worden ſind, bleiben?“ Hatte der Römer ſein ewiges Rom — für die Menſchheit eine nim¬ merſatte Völkerhölle — im Tichten und Trach¬ ten zum Vorbild: So iſt unſer Erbtheil, die Deutſchheit, ein menſchheitliches Volksthum. Das iſt es, wovon unſere verklärten Barden, Kramer und Klopſtock ſingen:
„Thuiskons Volk ſpricht keinem Volke Hohn; Reich ohne Stolz, ehrt jede Nation Wenn auch der Neid von ſeinem Werthe ſchweiget.“
„Nie war gegen das Ausland Ein anderes Land gerecht wie Du, Sei nicht allzugerecht. Sie denken nicht edel genug, Zu ſehen, wie ſchön Dein Fehler iſt! Einfältiger Sitte biſt Du und weiſe, Biſt ernſtes tieferes Geiſtes. Kraft iſt Dein Wort, Entſcheidung Dein Schwert. Doch wandelſt gern es in die Sichel, und triefſt Wohl Dir! von dem Blute nicht der andern Welten.“
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ander für Zeitwelt und Nachwelt verſtändigen:
„Was gehört zu einem folgerechten Volk? was
waren wir vormahls? was ſind wir nun? wie
kamen wir dahin? was ſollten wir ſein? wie
können wir es werden? und, wenn wir es ge¬
worden ſind, bleiben?“ Hatte der Römer ſein
ewiges Rom — für die Menſchheit eine nim¬
merſatte Völkerhölle — im Tichten und Trach¬
ten zum Vorbild: So iſt unſer Erbtheil, die
Deutſchheit, ein menſchheitliches Volksthum.
Das iſt es, wovon unſere verklärten Barden,
Kramer und Klopſtock ſingen:
„Thuiskons Volk ſpricht keinem Volke Hohn;
Reich ohne Stolz, ehrt jede Nation
Wenn auch der Neid von ſeinem Werthe ſchweiget.“
„Nie war gegen das Ausland
Ein anderes Land gerecht wie Du,
Sei nicht allzugerecht. Sie denken nicht edel genug,
Zu ſehen, wie ſchön Dein Fehler iſt!
Einfältiger Sitte biſt Du und weiſe,
Biſt ernſtes tieferes Geiſtes. Kraft iſt Dein Wort,
Entſcheidung Dein Schwert. Doch wandelſt gern es
in die Sichel, und triefſt
Wohl Dir! von dem Blute nicht der andern Welten.“
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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