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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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nerwürde); und die Wasser der Donau u. a.
dürfen mit keiner Sündfluth kommen. Nur Ge¬
genstände aus der Geschichte des Volks; die
Hermannsschlacht u. s. w.; Heinrichs des Gro¬
ßen Thaten; Otto und Adelheid; Friedrich von
Östreich und Ludwig von Baiern; Konradin;
der Bornhövder Waldemar; der Entsatz von
Wien; die Schlacht von Hochstädt -- und an¬
dere ähnliche sollten dazu bearbeitet, und auch
alsdann ausschließlich an Volksfesten aufgeführt
werden. Bis solche Kunstwerke geschaffen sind,
gebe man die höhern weissagerischen Dichtungen
Schillers: die Jungfrau, den Wallenstein, und
Tell. Und es sei anständig wie in Rom bei
den Attelanen (Livius VII. 2.), daß jeder Kunst¬
liebhaber dabei auftreten könne, versteht sich
ohne Gewinn, bloß zur Verherrlichung des Fe¬
stes. Und es werde Gesetz und Regel, daß wie
in Rom bei den Jahrhundertsfesten nur Jung¬
frauen u. s. w. ausgezeichnet durch Schönheit,
Geschicklichkeit und Tugend dabei Rollen spielen.

Auf die Wandergesellschaften der Schau¬
spieler muß eine strenge Aufsicht sein, und auf
andere Künstler auch. Man verlange mit Recht

nerwürde); und die Waſſer der Donau u. a.
dürfen mit keiner Sündfluth kommen. Nur Ge¬
genſtände aus der Geſchichte des Volks; die
Hermannsſchlacht u. ſ. w.; Heinrichs des Gro¬
ßen Thaten; Otto und Adelheid; Friedrich von
Öſtreich und Ludwig von Baiern; Konradin;
der Bornhövder Waldemar; der Entſatz von
Wien; die Schlacht von Hochſtädt — und an¬
dere ähnliche ſollten dazu bearbeitet, und auch
alsdann ausſchließlich an Volksfeſten aufgeführt
werden. Bis ſolche Kunſtwerke geſchaffen ſind,
gebe man die höhern weiſſageriſchen Dichtungen
Schillers: die Jungfrau, den Wallenſtein, und
Tell. Und es ſei anſtändig wie in Rom bei
den Attelanen (Livius VII. 2.), daß jeder Kunſt¬
liebhaber dabei auftreten könne, verſteht ſich
ohne Gewinn, bloß zur Verherrlichung des Fe¬
ſtes. Und es werde Geſetz und Regel, daß wie
in Rom bei den Jahrhundertsfeſten nur Jung¬
frauen u. ſ. w. ausgezeichnet durch Schönheit,
Geſchicklichkeit und Tugend dabei Rollen ſpielen.

Auf die Wandergeſellſchaften der Schau¬
ſpieler muß eine ſtrenge Aufſicht ſein, und auf
andere Künſtler auch. Man verlange mit Recht

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[359/0389] 359 nerwürde); und die Waſſer der Donau u. a. dürfen mit keiner Sündfluth kommen. Nur Ge¬ genſtände aus der Geſchichte des Volks; die Hermannsſchlacht u. ſ. w.; Heinrichs des Gro¬ ßen Thaten; Otto und Adelheid; Friedrich von Öſtreich und Ludwig von Baiern; Konradin; der Bornhövder Waldemar; der Entſatz von Wien; die Schlacht von Hochſtädt — und an¬ dere ähnliche ſollten dazu bearbeitet, und auch alsdann ausſchließlich an Volksfeſten aufgeführt werden. Bis ſolche Kunſtwerke geſchaffen ſind, gebe man die höhern weiſſageriſchen Dichtungen Schillers: die Jungfrau, den Wallenſtein, und Tell. Und es ſei anſtändig wie in Rom bei den Attelanen (Livius VII. 2.), daß jeder Kunſt¬ liebhaber dabei auftreten könne, verſteht ſich ohne Gewinn, bloß zur Verherrlichung des Fe¬ ſtes. Und es werde Geſetz und Regel, daß wie in Rom bei den Jahrhundertsfeſten nur Jung¬ frauen u. ſ. w. ausgezeichnet durch Schönheit, Geſchicklichkeit und Tugend dabei Rollen ſpielen. Auf die Wandergeſellſchaften der Schau¬ ſpieler muß eine ſtrenge Aufſicht ſein, und auf andere Künſtler auch. Man verlange mit Recht

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/389>, abgerufen am 22.11.2024.