von Laudon schreibt? "Er war einer meiner ersten und liebsten Gesellschaften. Er redete rich¬ tig und wahr. -- Jch habe aus seinem Munde nichts als Gutes gehört, und immer gemerkt, daß er religiös war."
Nur im vaterländischen Schutzkrieg, in der Landwehr allein, kann der Mensch mit Ehre und Pflicht einstimmig, streiten, siegen und fal¬ len. Nur da ist des Kriegers Herz im Ein¬ klange mit dem Verstande, ohne erkältet zu sein; es empört sich nicht wider die Vernunft, und hat doch Leben; es brennt fürs Große und glüht fürs Gute, und wird nicht von außenher ein¬ gegeistert, sondern von Jnnen kommt die Be¬ geisterung. Dagegen sind die Eingeisterungs¬ mittel der Kriegsfürsten bald verraucht und ver¬ braucht. Über die Natur wird nie die Unnatur siegen, das Laster mächtiger sein als die Tu¬ gend! Kriegsgurgeln entmenschten ihre Solda¬ ten zu lebendigen wandelnden Waffen, ließen sie nicht Gatten und Väter werden, sondern ver¬ mählten sie mit dem Krieg. Sie sollten aus dem Friedenszwinger ins freie Kriegsfeld hin¬ ausgelassene reißende Menschenthiere werden.
von Laudon ſchreibt? „Er war einer meiner erſten und liebſten Geſellſchaften. Er redete rich¬ tig und wahr. — Jch habe aus ſeinem Munde nichts als Gutes gehört, und immer gemerkt, daß er religiös war.“
Nur im vaterländiſchen Schutzkrieg, in der Landwehr allein, kann der Menſch mit Ehre und Pflicht einſtimmig, ſtreiten, ſiegen und fal¬ len. Nur da iſt des Kriegers Herz im Ein¬ klange mit dem Verſtande, ohne erkältet zu ſein; es empört ſich nicht wider die Vernunft, und hat doch Leben; es brennt fürs Große und glüht fürs Gute, und wird nicht von außenher ein¬ gegeiſtert, ſondern von Jnnen kommt die Be¬ geiſterung. Dagegen ſind die Eingeiſterungs¬ mittel der Kriegsfürſten bald verraucht und ver¬ braucht. Über die Natur wird nie die Unnatur ſiegen, das Laſter mächtiger ſein als die Tu¬ gend! Kriegsgurgeln entmenſchten ihre Solda¬ ten zu lebendigen wandelnden Waffen, ließen ſie nicht Gatten und Väter werden, ſondern ver¬ mählten ſie mit dem Krieg. Sie ſollten aus dem Friedenszwinger ins freie Kriegsfeld hin¬ ausgelaſſene reißende Menſchenthiere werden.
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von Laudon ſchreibt? „Er war einer meiner
erſten und liebſten Geſellſchaften. Er redete rich¬
tig und wahr. — Jch habe aus ſeinem Munde
nichts als Gutes gehört, und immer gemerkt,
daß er religiös war.“
Nur im vaterländiſchen Schutzkrieg, in der
Landwehr allein, kann der Menſch mit Ehre
und Pflicht einſtimmig, ſtreiten, ſiegen und fal¬
len. Nur da iſt des Kriegers Herz im Ein¬
klange mit dem Verſtande, ohne erkältet zu ſein;
es empört ſich nicht wider die Vernunft, und hat
doch Leben; es brennt fürs Große und glüht
fürs Gute, und wird nicht von außenher ein¬
gegeiſtert, ſondern von Jnnen kommt die Be¬
geiſterung. Dagegen ſind die Eingeiſterungs¬
mittel der Kriegsfürſten bald verraucht und ver¬
braucht. Über die Natur wird nie die Unnatur
ſiegen, das Laſter mächtiger ſein als die Tu¬
gend! Kriegsgurgeln entmenſchten ihre Solda¬
ten zu lebendigen wandelnden Waffen, ließen
ſie nicht Gatten und Väter werden, ſondern ver¬
mählten ſie mit dem Krieg. Sie ſollten aus
dem Friedenszwinger ins freie Kriegsfeld hin¬
ausgelaſſene reißende Menſchenthiere werden.
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/330>, abgerufen am 24.11.2024.
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