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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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"anfangs gehörig vor, da sie allein den Patri¬
"ciern den Zutritt zum Consulat und zum Se¬
"natorstande öffneten, und dagegen die Plebejer
"(die doch in Rom wie überall den größesten
"Haufen ausmachten), gänzlich davon aus¬
"schlossen."

Muret. in Taciti Annal. Comment.

Nie darf das Streben im Staate still stehn!
Das Blut fließet nicht bloß zum Herzen hin, es
strömet auch von ihm aus, und jeder Staat muß
dem Kreislauf der Dinge huldigen. Jeder muß
nach seiner Kräfte Maaß aufwärts streben, der
Eine mit den Schwingen des Adlers, mit den
Fittigen des zarten Geflügels der Andere.
Der Mensch soll hienieden keinen Stillstand
machen, keinen Feierabend träumen; soll die We¬
senleiter hinaufklimmen: Und kein Staat darf
austilgen wollen, was die Menschenbrust aus
der Thierwelt emporhebt, und des Sterblichen
Auge, zum Seherblick ins Jenseits hinüber, be¬
waffnet.

c) Verdienstadel.

Des Staates wohlfeilster Lohn ist Ehre,
darum muß sie das Allerkostbarste sein, und nim¬

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„anfangs gehörig vor, da ſie allein den Patri¬
„ciern den Zutritt zum Conſulat und zum Se¬
„natorſtande öffneten, und dagegen die Plebejer
„(die doch in Rom wie überall den größeſten
„Haufen ausmachten), gänzlich davon aus¬
„ſchloſſen.“

Muret. in Taciti Annal. Comment.

Nie darf das Streben im Staate ſtill ſtehn!
Das Blut fließet nicht bloß zum Herzen hin, es
ſtrömet auch von ihm aus, und jeder Staat muß
dem Kreislauf der Dinge huldigen. Jeder muß
nach ſeiner Kräfte Maaß aufwärts ſtreben, der
Eine mit den Schwingen des Adlers, mit den
Fittigen des zarten Geflügels der Andere.
Der Menſch ſoll hienieden keinen Stillſtand
machen, keinen Feierabend träumen; ſoll die We¬
ſenleiter hinaufklimmen: Und kein Staat darf
austilgen wollen, was die Menſchenbruſt aus
der Thierwelt emporhebt, und des Sterblichen
Auge, zum Seherblick ins Jenſeits hinüber, be¬
waffnet.

c) Verdienſtadel.

Des Staates wohlfeilſter Lohn iſt Ehre,
darum muß ſie das Allerkoſtbarſte ſein, und nim¬

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[291/0321] 291 „anfangs gehörig vor, da ſie allein den Patri¬ „ciern den Zutritt zum Conſulat und zum Se¬ „natorſtande öffneten, und dagegen die Plebejer „(die doch in Rom wie überall den größeſten „Haufen ausmachten), gänzlich davon aus¬ „ſchloſſen.“ Muret. in Taciti Annal. Comment. Nie darf das Streben im Staate ſtill ſtehn! Das Blut fließet nicht bloß zum Herzen hin, es ſtrömet auch von ihm aus, und jeder Staat muß dem Kreislauf der Dinge huldigen. Jeder muß nach ſeiner Kräfte Maaß aufwärts ſtreben, der Eine mit den Schwingen des Adlers, mit den Fittigen des zarten Geflügels der Andere. Der Menſch ſoll hienieden keinen Stillſtand machen, keinen Feierabend träumen; ſoll die We¬ ſenleiter hinaufklimmen: Und kein Staat darf austilgen wollen, was die Menſchenbruſt aus der Thierwelt emporhebt, und des Sterblichen Auge, zum Seherblick ins Jenſeits hinüber, be¬ waffnet. c) Verdienſtadel. Des Staates wohlfeilſter Lohn iſt Ehre, darum muß ſie das Allerkoſtbarſte ſein, und nim¬ T 2

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/321>, abgerufen am 24.11.2024.