eine Genferin, Mümpelgarderin und Stockfran¬ zösin das Meiste leistet -- so bildet sie aufs Höchste ein uns entfremdetes verfranzösischtes Wesen. Und je menschlicher und Deutscher der Mann sich fühlt, desto härter muß solch Zerr¬ weib ihn abstoßen, weil er beide Männin und Buhlin verabscheut, und im Weibe nach einer Gattin sich sehnt, die den vaterländischen Eichen¬ kranz mit Veilchen, Vergißmeinnicht und Deut¬ schem Jmmergrün umwinde.
Dazu braucht es nicht ausländisches Plap¬ perwerk, mit der Muttersprache begeistert und beseelt sich Alles leichter. Diese zu lernen, sie in ihrer Fülle gebrauchen können, hat das Weib als geborne Menschenbildnerin eine heilige Ver¬ pflichtung. Das war es, was der edle Volks¬ freund Pestalozzi, in dem mißgerathenen "Buch der Mütter" ans Herz legen wollte. An der Muttersprache hat jedes Weib genug, und das Deutsche besonders. Es ist keine Sprache auf der Erde, die das Weib mehr ehrt. (Siehe IX. 7.) Die Huldigung des Weibes beginnt in den Uranfängen der Sprache. Was von den Na¬ turkräften, Erscheinungen, Erzeugnissen, mit Stär¬
eine Genferin, Mümpelgarderin und Stockfran¬ zöſin das Meiſte leiſtet — ſo bildet ſie aufs Höchſte ein uns entfremdetes verfranzöſiſchtes Weſen. Und je menſchlicher und Deutſcher der Mann ſich fühlt, deſto härter muß ſolch Zerr¬ weib ihn abſtoßen, weil er beide Männin und Buhlin verabſcheut, und im Weibe nach einer Gattin ſich ſehnt, die den vaterländiſchen Eichen¬ kranz mit Veilchen, Vergißmeinnicht und Deut¬ ſchem Jmmergrün umwinde.
Dazu braucht es nicht ausländiſches Plap¬ perwerk, mit der Mutterſprache begeiſtert und beſeelt ſich Alles leichter. Dieſe zu lernen, ſie in ihrer Fülle gebrauchen können, hat das Weib als geborne Menſchenbildnerin eine heilige Ver¬ pflichtung. Das war es, was der edle Volks¬ freund Peſtalozzi, in dem mißgerathenen „Buch der Mütter“ ans Herz legen wollte. An der Mutterſprache hat jedes Weib genug, und das Deutſche beſonders. Es iſt keine Sprache auf der Erde, die das Weib mehr ehrt. (Siehe IX. 7.) Die Huldigung des Weibes beginnt in den Uranfängen der Sprache. Was von den Na¬ turkräften, Erſcheinungen, Erzeugniſſen, mit Stär¬
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eine Genferin, Mümpelgarderin und Stockfran¬
zöſin das Meiſte leiſtet — ſo bildet ſie aufs
Höchſte ein uns entfremdetes verfranzöſiſchtes
Weſen. Und je menſchlicher und Deutſcher der
Mann ſich fühlt, deſto härter muß ſolch Zerr¬
weib ihn abſtoßen, weil er beide Männin und
Buhlin verabſcheut, und im Weibe nach einer
Gattin ſich ſehnt, die den vaterländiſchen Eichen¬
kranz mit Veilchen, Vergißmeinnicht und Deut¬
ſchem Jmmergrün umwinde.
Dazu braucht es nicht ausländiſches Plap¬
perwerk, mit der Mutterſprache begeiſtert und
beſeelt ſich Alles leichter. Dieſe zu lernen, ſie in
ihrer Fülle gebrauchen können, hat das Weib
als geborne Menſchenbildnerin eine heilige Ver¬
pflichtung. Das war es, was der edle Volks¬
freund Peſtalozzi, in dem mißgerathenen „Buch
der Mütter“ ans Herz legen wollte. An der
Mutterſprache hat jedes Weib genug, und das
Deutſche beſonders. Es iſt keine Sprache auf
der Erde, die das Weib mehr ehrt. (Siehe IX.
7.) Die Huldigung des Weibes beginnt in den
Uranfängen der Sprache. Was von den Na¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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