Hainen. Und wir wagen es die Natur zu be¬ hofmeistern, und wollen sie nicht gelten lassen, als in unserer Verschroben- und Verschraubtheit.
Der Garten zu Beloeil, nebst einer kritischen Übersicht der meisten Gärten Europens. Er¬ ster und zweiter Theil. Aus dem Französi¬ schen des Herrn Fürsten de Ligne übersetzt u. s. w. von W. G. Becker. Dresden bei Walther 1799. [Jedem Grundbesitzer nicht genug zu empfehlen.]
Als Zerstörer ist der Deutsche verrufen; aber er kämpft noch mit der Natur, und sie soll schon in einem kleinlichen Putze, nicht in wahrem Na¬ turschmuck erscheinen. Nur erst mehr Anlagen von denen jeder fühlt, daß sie vom Gemeingeist eingegeben sind: Umpflanzung der Wege mit Schattenbäumen, Einfassung von Quellen, Trän¬ kenbereitung, Stege mit festem Geländer, leser¬ liche Wegweisersäulen, Schutzhütten an Fähr¬ stellen -- keine künstlichen Ruinen, so lange noch Menschenwohnungen in Schutt liegen; keine Chinesischen Tempel und anderer Baukram, so lange noch die Armuth ohne Obdach irrt.
Wieland's Merkur 1781. Was hilft dem Un¬ glücklichen der Geschmack am Schönen.
Hainen. Und wir wagen es die Natur zu be¬ hofmeiſtern, und wollen ſie nicht gelten laſſen, als in unſerer Verſchroben- und Verſchraubtheit.
Der Garten zu Beloeil, nebſt einer kritiſchen Überſicht der meiſten Gärten Europens. Er¬ ſter und zweiter Theil. Aus dem Franzöſi¬ ſchen des Herrn Fürſten de Ligne überſetzt u. ſ. w. von W. G. Becker. Dresden bei Walther 1799. [Jedem Grundbeſitzer nicht genug zu empfehlen.]
Als Zerſtörer iſt der Deutſche verrufen; aber er kämpft noch mit der Natur, und ſie ſoll ſchon in einem kleinlichen Putze, nicht in wahrem Na¬ turſchmuck erſcheinen. Nur erſt mehr Anlagen von denen jeder fühlt, daß ſie vom Gemeingeiſt eingegeben ſind: Umpflanzung der Wege mit Schattenbäumen, Einfaſſung von Quellen, Trän¬ kenbereitung, Stege mit feſtem Geländer, leſer¬ liche Wegweiſerſäulen, Schutzhütten an Fähr¬ ſtellen — keine künſtlichen Ruinen, ſo lange noch Menſchenwohnungen in Schutt liegen; keine Chineſiſchen Tempel und anderer Baukram, ſo lange noch die Armuth ohne Obdach irrt.
Wieland’s Merkur 1781. Was hilft dem Un¬ glücklichen der Geſchmack am Schönen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0265"n="235"/><fwtype="pageNum"place="top">235<lb/></fw>Hainen. Und wir wagen es die Natur zu be¬<lb/>
hofmeiſtern, und wollen ſie nicht gelten laſſen,<lb/>
als in unſerer Verſchroben- und Verſchraubtheit.</p><lb/><listBibl><bibl>Der Garten zu Beloeil, nebſt einer kritiſchen<lb/>
Überſicht der meiſten Gärten Europens. Er¬<lb/>ſter und zweiter Theil. Aus dem Franzöſi¬<lb/>ſchen des Herrn Fürſten <hirendition="#aq">de Ligne</hi> überſetzt<lb/>
u. ſ. w. von W. G. Becker. Dresden bei<lb/>
Walther 1799. [Jedem Grundbeſitzer nicht<lb/>
genug zu empfehlen.]</bibl></listBibl><lb/><p>Als Zerſtörer iſt der Deutſche verrufen; aber<lb/>
er kämpft noch mit der Natur, und ſie ſoll ſchon<lb/>
in einem kleinlichen Putze, nicht in wahrem Na¬<lb/>
turſchmuck erſcheinen. Nur erſt mehr Anlagen<lb/>
von denen jeder fühlt, daß ſie vom Gemeingeiſt<lb/>
eingegeben ſind: Umpflanzung der Wege mit<lb/>
Schattenbäumen, Einfaſſung von Quellen, Trän¬<lb/>
kenbereitung, Stege mit feſtem Geländer, leſer¬<lb/>
liche Wegweiſerſäulen, Schutzhütten an Fähr¬<lb/>ſtellen — keine künſtlichen Ruinen, ſo lange noch<lb/>
Menſchenwohnungen in Schutt liegen; keine<lb/>
Chineſiſchen Tempel und anderer Baukram, ſo<lb/>
lange noch die Armuth ohne Obdach irrt.</p><lb/><listBibl><bibl>Wieland’s Merkur 1781. Was hilft dem Un¬<lb/>
glücklichen der Geſchmack am Schönen.</bibl></listBibl><lb/></div></div></body></text></TEI>
[235/0265]
235
Hainen. Und wir wagen es die Natur zu be¬
hofmeiſtern, und wollen ſie nicht gelten laſſen,
als in unſerer Verſchroben- und Verſchraubtheit.
Der Garten zu Beloeil, nebſt einer kritiſchen
Überſicht der meiſten Gärten Europens. Er¬
ſter und zweiter Theil. Aus dem Franzöſi¬
ſchen des Herrn Fürſten de Ligne überſetzt
u. ſ. w. von W. G. Becker. Dresden bei
Walther 1799. [Jedem Grundbeſitzer nicht
genug zu empfehlen.]
Als Zerſtörer iſt der Deutſche verrufen; aber
er kämpft noch mit der Natur, und ſie ſoll ſchon
in einem kleinlichen Putze, nicht in wahrem Na¬
turſchmuck erſcheinen. Nur erſt mehr Anlagen
von denen jeder fühlt, daß ſie vom Gemeingeiſt
eingegeben ſind: Umpflanzung der Wege mit
Schattenbäumen, Einfaſſung von Quellen, Trän¬
kenbereitung, Stege mit feſtem Geländer, leſer¬
liche Wegweiſerſäulen, Schutzhütten an Fähr¬
ſtellen — keine künſtlichen Ruinen, ſo lange noch
Menſchenwohnungen in Schutt liegen; keine
Chineſiſchen Tempel und anderer Baukram, ſo
lange noch die Armuth ohne Obdach irrt.
Wieland’s Merkur 1781. Was hilft dem Un¬
glücklichen der Geſchmack am Schönen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/265>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.