aus dem Auge rücken; keinen rothen Hahn in der Fibel dulden, weil ihn jeder Dorfknabe tag¬ täglich im Leben anders und schöner sieht; keine Abbildung von der Dreieinigkeit in den soge¬ nannten Evangelienbüchern, wo durch erzgroben Holzschnitt der eingeborne Sohn in des Vaters Schooß sitzend vorgestellt wird; kein Zerrbild von Luther, den die Kinder -- ich weiß nicht warum -- den Speckfresser nennen. Nie dür¬ fen die Schulen Mistbeeten des Ungeschmacks bleiben, denn Schulzeit ist das Vorderleben.
Krause Rede über den Einfluß, den das Locale einer Schule auf die wissenschaftliche und mo¬ ralische Bildung der Zöglinge hat. Weißen¬ fels 1807.
Halbe Maßregeln schaden überall, den Kün¬ sten geben sie den Todesstreich. Vereinigung von Nutzen und Schönheit, das ist die Seele (Ho¬ raz Epist. II. 3. v. 343.) -- damit muß ange¬ fangen werden. Rom hatte eher die Mauer, die es einhegte, dann Wasserleitungen und Ab¬ zuchten, was wir jetzt in Trümmern bewundern sind spätere Baue. Ein großer Vertrauter der Ge¬ heimnisse der Völkerwelt in Sprache, Volksthum
aus dem Auge rücken; keinen rothen Hahn in der Fibel dulden, weil ihn jeder Dorfknabe tag¬ täglich im Leben anders und ſchöner ſieht; keine Abbildung von der Dreieinigkeit in den ſoge¬ nannten Evangelienbüchern, wo durch erzgroben Holzſchnitt der eingeborne Sohn in des Vaters Schooß ſitzend vorgeſtellt wird; kein Zerrbild von Luther, den die Kinder — ich weiß nicht warum — den Speckfreſſer nennen. Nie dür¬ fen die Schulen Miſtbeeten des Ungeſchmacks bleiben, denn Schulzeit iſt das Vorderleben.
Krauſe Rede über den Einfluß, den das Locale einer Schule auf die wiſſenſchaftliche und mo¬ raliſche Bildung der Zöglinge hat. Weißen¬ fels 1807.
Halbe Maßregeln ſchaden überall, den Kün¬ ſten geben ſie den Todesſtreich. Vereinigung von Nutzen und Schönheit, das iſt die Seele (Ho¬ raz Epist. II. 3. v. 343.) — damit muß ange¬ fangen werden. Rom hatte eher die Mauer, die es einhegte, dann Waſſerleitungen und Ab¬ zuchten, was wir jetzt in Trümmern bewundern ſind ſpätere Baue. Ein großer Vertrauter der Ge¬ heimniſſe der Völkerwelt in Sprache, Volksthum
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0263"n="233"/><fwtype="pageNum"place="top">233<lb/></fw>aus dem Auge rücken; keinen rothen Hahn in<lb/>
der Fibel dulden, weil ihn jeder Dorfknabe tag¬<lb/>
täglich im Leben anders und ſchöner ſieht; keine<lb/>
Abbildung von der Dreieinigkeit in den ſoge¬<lb/>
nannten Evangelienbüchern, wo durch erzgroben<lb/>
Holzſchnitt der eingeborne Sohn in des Vaters<lb/>
Schooß ſitzend vorgeſtellt wird; kein Zerrbild<lb/>
von Luther, den die Kinder — ich weiß nicht<lb/>
warum — den Speckfreſſer nennen. Nie dür¬<lb/>
fen die Schulen Miſtbeeten des Ungeſchmacks<lb/>
bleiben, denn Schulzeit iſt das Vorderleben.</p><lb/><listBibl><bibl>Krauſe Rede über den Einfluß, den das Locale<lb/>
einer Schule auf die wiſſenſchaftliche und mo¬<lb/>
raliſche Bildung der Zöglinge hat. Weißen¬<lb/>
fels 1807.</bibl></listBibl><lb/><p>Halbe Maßregeln ſchaden überall, den Kün¬<lb/>ſten geben ſie den Todesſtreich. Vereinigung von<lb/>
Nutzen und Schönheit, das iſt die Seele (Ho¬<lb/>
raz <hirendition="#aq">Epist</hi>. <hirendition="#aq">II</hi>. 3. <hirendition="#aq">v</hi>. 343.) — damit muß ange¬<lb/>
fangen werden. Rom hatte eher die Mauer,<lb/>
die es einhegte, dann Waſſerleitungen und Ab¬<lb/>
zuchten, was wir jetzt in Trümmern bewundern ſind<lb/>ſpätere Baue. Ein großer Vertrauter der Ge¬<lb/>
heimniſſe der Völkerwelt in Sprache, Volksthum<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[233/0263]
233
aus dem Auge rücken; keinen rothen Hahn in
der Fibel dulden, weil ihn jeder Dorfknabe tag¬
täglich im Leben anders und ſchöner ſieht; keine
Abbildung von der Dreieinigkeit in den ſoge¬
nannten Evangelienbüchern, wo durch erzgroben
Holzſchnitt der eingeborne Sohn in des Vaters
Schooß ſitzend vorgeſtellt wird; kein Zerrbild
von Luther, den die Kinder — ich weiß nicht
warum — den Speckfreſſer nennen. Nie dür¬
fen die Schulen Miſtbeeten des Ungeſchmacks
bleiben, denn Schulzeit iſt das Vorderleben.
Krauſe Rede über den Einfluß, den das Locale
einer Schule auf die wiſſenſchaftliche und mo¬
raliſche Bildung der Zöglinge hat. Weißen¬
fels 1807.
Halbe Maßregeln ſchaden überall, den Kün¬
ſten geben ſie den Todesſtreich. Vereinigung von
Nutzen und Schönheit, das iſt die Seele (Ho¬
raz Epist. II. 3. v. 343.) — damit muß ange¬
fangen werden. Rom hatte eher die Mauer,
die es einhegte, dann Waſſerleitungen und Ab¬
zuchten, was wir jetzt in Trümmern bewundern ſind
ſpätere Baue. Ein großer Vertrauter der Ge¬
heimniſſe der Völkerwelt in Sprache, Volksthum
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/263>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.