unzerstörbar bleibt? Und wenn die Antwort Trost giebt, soll man sie dann nicht dem zweifel¬ müthigen Zeitalter hinterbringen? Es giebt einen Mittelzustand, wo man ausgefürchtet zur Furcht, ausgehofft zur Hoffnung hindämmert; sich durch Unthätigseinmüssen, durch stummes Warten der Dinge, zur gänzlichen Stumpfheit hinbrütet; in dem leeren Dasein zu einem abgestandenen We¬ sen sich auslebt. Dann kommen Schreckens¬ träume, stören den Schlaf, verdüstern das Wa¬ chen. Und es hat der Mensch eben so gut ein Vorgefühl vom Nochschlimmern, als eine Ah¬ nung vom Einstbessern. Und da mag es gut sein, wenn in diesen Völkernöthen jemand hin¬ absichwagt in die Schattenwelt der Geschichte, dort nach einem Ausweg und Ausgang fragt, und auf ihre Sehersprüche für die Zukunft horcht.
Mein Beruf zu diesem Unternehmen liegt in meiner Erziehung, und in meinen Erlebnissen. Jn früher Jugend pflanzte mein Vater in mein Herz ein untilgbares Gefühl von Recht und Unrecht; die Quelle meines nachherigen innern Wohls, und äußern Wehs. Schon in Kna¬
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unzerſtörbar bleibt? Und wenn die Antwort Troſt giebt, ſoll man ſie dann nicht dem zweifel¬ müthigen Zeitalter hinterbringen? Es giebt einen Mittelzuſtand, wo man ausgefürchtet zur Furcht, ausgehofft zur Hoffnung hindämmert; ſich durch Unthätigſeinmüſſen, durch ſtummes Warten der Dinge, zur gänzlichen Stumpfheit hinbrütet; in dem leeren Daſein zu einem abgeſtandenen We¬ ſen ſich auslebt. Dann kommen Schreckens¬ träume, ſtören den Schlaf, verdüſtern das Wa¬ chen. Und es hat der Menſch eben ſo gut ein Vorgefühl vom Nochſchlimmern, als eine Ah¬ nung vom Einſtbeſſern. Und da mag es gut ſein, wenn in dieſen Völkernöthen jemand hin¬ abſichwagt in die Schattenwelt der Geſchichte, dort nach einem Ausweg und Ausgang fragt, und auf ihre Seherſprüche für die Zukunft horcht.
Mein Beruf zu dieſem Unternehmen liegt in meiner Erziehung, und in meinen Erlebniſſen. Jn früher Jugend pflanzte mein Vater in mein Herz ein untilgbares Gefühl von Recht und Unrecht; die Quelle meines nachherigen innern Wohls, und äußern Wehs. Schon in Kna¬
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[XVII/0023]
XVII
unzerſtörbar bleibt? Und wenn die Antwort
Troſt giebt, ſoll man ſie dann nicht dem zweifel¬
müthigen Zeitalter hinterbringen? Es giebt einen
Mittelzuſtand, wo man ausgefürchtet zur Furcht,
ausgehofft zur Hoffnung hindämmert; ſich durch
Unthätigſeinmüſſen, durch ſtummes Warten der
Dinge, zur gänzlichen Stumpfheit hinbrütet; in
dem leeren Daſein zu einem abgeſtandenen We¬
ſen ſich auslebt. Dann kommen Schreckens¬
träume, ſtören den Schlaf, verdüſtern das Wa¬
chen. Und es hat der Menſch eben ſo gut ein
Vorgefühl vom Nochſchlimmern, als eine Ah¬
nung vom Einſtbeſſern. Und da mag es gut
ſein, wenn in dieſen Völkernöthen jemand hin¬
abſichwagt in die Schattenwelt der Geſchichte,
dort nach einem Ausweg und Ausgang fragt,
und auf ihre Seherſprüche für die Zukunft
horcht.
Mein Beruf zu dieſem Unternehmen liegt
in meiner Erziehung, und in meinen Erlebniſſen.
Jn früher Jugend pflanzte mein Vater in mein
Herz ein untilgbares Gefühl von Recht und
Unrecht; die Quelle meines nachherigen innern
Wohls, und äußern Wehs. Schon in Kna¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. XVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/23>, abgerufen am 24.11.2024.
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