heit ihr heiliges inneres Band, und in ihrem Hochpanier stammt die Strahlenschrift: Unsterb¬ lichkeit.
Und was uns erinnert, daß der Mensch mehr ist als Weidethier, und besser als Schlacht¬ vieh; was die übersinnliche Welt mit der sinn¬ lichen in Verbindung bringt, die durch düstere Abgründe getrennten Dießseits und Jenseits zu¬ sammenbrückt; was einen unzerreißbaren Faden reicht zum Leitband für die Wanderschaft der langen Nacht -- Religion sollte bloß als ein frommgläubiges Kinderspiel geduldet werden? Und der Religion äußere Stellvertreterin, und öffentliche Anwaltin, die Kirche nur als ein altfränkisches Staatsgeräth der Merkwürdigkeit wegen annoch beibehalten, als leidliches Schau¬ spiel gestattet, und als ungefährliches Spielzeug vergönnt?
Die Kirche ist dem Staat nicht übergeord¬ net, weder unter- noch neben-geordnet; sie ist ingeordnet. Aber vorwürken muß der Staat, daß sie selbst nachwürken kann. Er soll ihre Tugendlehre nicht als Zaum und Gebiß nützen, und dieses Lenkmittels halber lieber ein fröm¬
heit ihr heiliges inneres Band, und in ihrem Hochpanier ſtammt die Strahlenſchrift: Unſterb¬ lichkeit.
Und was uns erinnert, daß der Menſch mehr iſt als Weidethier, und beſſer als Schlacht¬ vieh; was die überſinnliche Welt mit der ſinn¬ lichen in Verbindung bringt, die durch düſtere Abgründe getrennten Dießſeits und Jenſeits zu¬ ſammenbrückt; was einen unzerreißbaren Faden reicht zum Leitband für die Wanderſchaft der langen Nacht — Religion ſollte bloß als ein frommgläubiges Kinderſpiel geduldet werden? Und der Religion äußere Stellvertreterin, und öffentliche Anwaltin, die Kirche nur als ein altfränkiſches Staatsgeräth der Merkwürdigkeit wegen annoch beibehalten, als leidliches Schau¬ ſpiel geſtattet, und als ungefährliches Spielzeug vergönnt?
Die Kirche iſt dem Staat nicht übergeord¬ net, weder unter- noch neben-geordnet; ſie iſt ingeordnet. Aber vorwürken muß der Staat, daß ſie ſelbſt nachwürken kann. Er ſoll ihre Tugendlehre nicht als Zaum und Gebiß nützen, und dieſes Lenkmittels halber lieber ein fröm¬
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heit ihr heiliges inneres Band, und in ihrem
Hochpanier ſtammt die Strahlenſchrift: Unſterb¬
lichkeit.
Und was uns erinnert, daß der Menſch
mehr iſt als Weidethier, und beſſer als Schlacht¬
vieh; was die überſinnliche Welt mit der ſinn¬
lichen in Verbindung bringt, die durch düſtere
Abgründe getrennten Dießſeits und Jenſeits zu¬
ſammenbrückt; was einen unzerreißbaren Faden
reicht zum Leitband für die Wanderſchaft der
langen Nacht — Religion ſollte bloß als ein
frommgläubiges Kinderſpiel geduldet werden?
Und der Religion äußere Stellvertreterin, und
öffentliche Anwaltin, die Kirche nur als ein
altfränkiſches Staatsgeräth der Merkwürdigkeit
wegen annoch beibehalten, als leidliches Schau¬
ſpiel geſtattet, und als ungefährliches Spielzeug
vergönnt?
Die Kirche iſt dem Staat nicht übergeord¬
net, weder unter- noch neben-geordnet; ſie iſt
ingeordnet. Aber vorwürken muß der Staat,
daß ſie ſelbſt nachwürken kann. Er ſoll ihre
Tugendlehre nicht als Zaum und Gebiß nützen,
und dieſes Lenkmittels halber lieber ein fröm¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/160>, abgerufen am 24.11.2024.
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