nach und nach eine grössere Zärtlichkeit ein- flössen. Sie sollten sogar gegen das Vieh mitleidig seyn und einem dreschenden Ochsen das Maul nicht verbinden*). Sie sollten ferner den Thieren, die ihre Arbeit verrich- teten und ihre Lasten trugen, eine Ruhe gön- nen**). Alle solche Gesetze führen zum Mitleiden, und helfen zu einem zärtlichen Gefühl, und folglich auch zur Menschen- liebe.
§. 27.
Verboth mit den Heiden sich nicht zu verehli- chen.
Alle diese höchst weisen Ordnungen wür- den aber wenig gefruchtet und ihren Zweck niemahls erreichet haben, wenn der Herr nicht noch andere Veranstaltungen damit verbunden. So bald die Jsraeliten mit den Heiden in Gemeinschaft traten, und sich besonders mit selbigen verehlichten, so gien- gen sie von der Verehrung eines einigen Gottes gar bald ab, und verliessen entwe- der den Dienst des unsichtbaren Gottes ganz, oder baueten den Götzen sowol Al- täre als dem Jehova+). So gar der wei- se Salomo ließ sich durch heidnische Ge- mahlinnen zu dieser Thorheit verführen++). Sollte derowegen der Götzendienst und die heidnischen Sitten irgend einmahl aus dem
Jsraeli-
*) 5 B. Mos. C. 25. v. 4.
**) 2 B. Mos. 23. v. 12.
+) B. d. Richter Cap. 3. v. 5. 6. 7.
++) 1 Könige Cap. 11. v. 4. 5.
nach und nach eine groͤſſere Zaͤrtlichkeit ein- floͤſſen. Sie ſollten ſogar gegen das Vieh mitleidig ſeyn und einem dreſchenden Ochſen das Maul nicht verbinden*). Sie ſollten ferner den Thieren, die ihre Arbeit verrich- teten und ihre Laſten trugen, eine Ruhe goͤn- nen**). Alle ſolche Geſetze fuͤhren zum Mitleiden, und helfen zu einem zaͤrtlichen Gefuͤhl, und folglich auch zur Menſchen- liebe.
§. 27.
Verboth mit den Heiden ſich nicht zu verehli- chen.
Alle dieſe hoͤchſt weiſen Ordnungen wuͤr- den aber wenig gefruchtet und ihren Zweck niemahls erreichet haben, wenn der Herr nicht noch andere Veranſtaltungen damit verbunden. So bald die Jſraeliten mit den Heiden in Gemeinſchaft traten, und ſich beſonders mit ſelbigen verehlichten, ſo gien- gen ſie von der Verehrung eines einigen Gottes gar bald ab, und verlieſſen entwe- der den Dienſt des unſichtbaren Gottes ganz, oder baueten den Goͤtzen ſowol Al- taͤre als dem Jehova†). So gar der wei- ſe Salomo ließ ſich durch heidniſche Ge- mahlinnen zu dieſer Thorheit verfuͤhren††). Sollte derowegen der Goͤtzendienſt und die heidniſchen Sitten irgend einmahl aus dem
Jſraeli-
*) 5 B. Moſ. C. 25. v. 4.
**) 2 B. Moſ. 23. v. 12.
†) B. d. Richter Cap. 3. v. 5. 6. 7.
††) 1 Koͤnige Cap. 11. v. 4. 5.
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nach und nach eine groͤſſere Zaͤrtlichkeit ein-
floͤſſen. Sie ſollten ſogar gegen das Vieh
mitleidig ſeyn und einem dreſchenden Ochſen
das Maul nicht verbinden *). Sie ſollten
ferner den Thieren, die ihre Arbeit verrich-
teten und ihre Laſten trugen, eine Ruhe goͤn-
nen **). Alle ſolche Geſetze fuͤhren zum
Mitleiden, und helfen zu einem zaͤrtlichen
Gefuͤhl, und folglich auch zur Menſchen-
liebe.
§. 27.
Alle dieſe hoͤchſt weiſen Ordnungen wuͤr-
den aber wenig gefruchtet und ihren Zweck
niemahls erreichet haben, wenn der Herr
nicht noch andere Veranſtaltungen damit
verbunden. So bald die Jſraeliten mit
den Heiden in Gemeinſchaft traten, und ſich
beſonders mit ſelbigen verehlichten, ſo gien-
gen ſie von der Verehrung eines einigen
Gottes gar bald ab, und verlieſſen entwe-
der den Dienſt des unſichtbaren Gottes
ganz, oder baueten den Goͤtzen ſowol Al-
taͤre als dem Jehova †). So gar der wei-
ſe Salomo ließ ſich durch heidniſche Ge-
mahlinnen zu dieſer Thorheit verfuͤhren ††).
Sollte derowegen der Goͤtzendienſt und die
heidniſchen Sitten irgend einmahl aus dem
Jſraeli-
*) 5 B. Moſ. C. 25. v. 4.
**) 2 B. Moſ. 23. v. 12.
†) B. d. Richter Cap. 3. v. 5. 6. 7.
††) 1 Koͤnige Cap. 11. v. 4. 5.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/90>, abgerufen am 26.11.2024.
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