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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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Nicht so viel als ein Tropfen gegen das
grosse Weltmeer. Petrus hat sich ja deut-
lich genug hierüber erkläret. Er weissaget
daß in den letzten Zeiten Spötter kommen
und sagen würden: wo ist die Verheissung
seiner Zukunft? Diesen aber giebet er zu[r]
Antwort, tausend Jahre seyen vor dem
Herrn wie ein Tag *). Jesus hat Ursa[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]
che gehabt, hier nach einer göttlichen, und
nicht nach einer menschlichen Rechnung von
der Zeit seiner Zukunft zu reden. Hätt[e]
er gesaget, daß er nach einigen tausend
Jahren erst den Tod aufheben, und seine
Auserwählten zu den völligen Genuß der
ihnen verheissenen Herrlichkeit bringen wür-
de, so würde solches nicht nur den Feinden
der Religion zu allerhand Spöttereyen
Anlaß gegeben haben, sondern selbst den
ersten Bekennern der Lehre des Heiland[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]
würde es zu lang geschienen haben, wenn
der Tag der völligen Erlösung, dessen sie sich
freueten, und auf welchen sie so sehnlich
warteten, so lange wäre hinaus gesetze[t]
worden. Sie überliessen ihren Leib desto
freudiger der Marter, weil sie hofften, ihn
bald wieder zu erhalten. Sie würden ein
Grosses von ihrem Muthe verlohren ha-
ben, wenn sie gewußt, wie weit der Tag
des Herrn, und der völligen Herrlichkeit
der Kinder Gottes entfernt gewesen. Der

Herr
*) 2 Petr. C. 3. v. 8.

Nicht ſo viel als ein Tropfen gegen das
groſſe Weltmeer. Petrus hat ſich ja deut-
lich genug hieruͤber erklaͤret. Er weiſſaget
daß in den letzten Zeiten Spoͤtter kommen
und ſagen wuͤrden: wo iſt die Verheiſſung
ſeiner Zukunft? Dieſen aber giebet er zu[r]
Antwort, tauſend Jahre ſeyen vor dem
Herrn wie ein Tag *). Jeſus hat Urſa[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]
che gehabt, hier nach einer goͤttlichen, und
nicht nach einer menſchlichen Rechnung von
der Zeit ſeiner Zukunft zu reden. Haͤtt[e]
er geſaget, daß er nach einigen tauſend
Jahren erſt den Tod aufheben, und ſeine
Auserwaͤhlten zu den voͤlligen Genuß der
ihnen verheiſſenen Herrlichkeit bringen wuͤr-
de, ſo wuͤrde ſolches nicht nur den Feinden
der Religion zu allerhand Spoͤttereyen
Anlaß gegeben haben, ſondern ſelbſt den
erſten Bekennern der Lehre des Heiland[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]
wuͤrde es zu lang geſchienen haben, wenn
der Tag der voͤlligen Erloͤſung, deſſen ſie ſich
freueten, und auf welchen ſie ſo ſehnlich
warteten, ſo lange waͤre hinaus geſetze[t]
worden. Sie uͤberlieſſen ihren Leib deſto
freudiger der Marter, weil ſie hofften, ihn
bald wieder zu erhalten. Sie wuͤrden ein
Groſſes von ihrem Muthe verlohren ha-
ben, wenn ſie gewußt, wie weit der Tag
des Herrn, und der voͤlligen Herrlichkeit
der Kinder Gottes entfernt geweſen. Der

Herr
*) 2 Petr. C. 3. v. 8.
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[448/0468] Nicht ſo viel als ein Tropfen gegen das groſſe Weltmeer. Petrus hat ſich ja deut- lich genug hieruͤber erklaͤret. Er weiſſaget daß in den letzten Zeiten Spoͤtter kommen und ſagen wuͤrden: wo iſt die Verheiſſung ſeiner Zukunft? Dieſen aber giebet er zur Antwort, tauſend Jahre ſeyen vor dem Herrn wie ein Tag *). Jeſus hat Urſa_ che gehabt, hier nach einer goͤttlichen, und nicht nach einer menſchlichen Rechnung von der Zeit ſeiner Zukunft zu reden. Haͤtte er geſaget, daß er nach einigen tauſend Jahren erſt den Tod aufheben, und ſeine Auserwaͤhlten zu den voͤlligen Genuß der ihnen verheiſſenen Herrlichkeit bringen wuͤr- de, ſo wuͤrde ſolches nicht nur den Feinden der Religion zu allerhand Spoͤttereyen Anlaß gegeben haben, ſondern ſelbſt den erſten Bekennern der Lehre des Heiland__ wuͤrde es zu lang geſchienen haben, wenn der Tag der voͤlligen Erloͤſung, deſſen ſie ſich freueten, und auf welchen ſie ſo ſehnlich warteten, ſo lange waͤre hinaus geſetzet worden. Sie uͤberlieſſen ihren Leib deſto freudiger der Marter, weil ſie hofften, ihn bald wieder zu erhalten. Sie wuͤrden ein Groſſes von ihrem Muthe verlohren ha- ben, wenn ſie gewußt, wie weit der Tag des Herrn, und der voͤlligen Herrlichkeit der Kinder Gottes entfernt geweſen. Der Herr *) 2 Petr. C. 3. v. 8.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/468>, abgerufen am 28.11.2024.