Hier wird abermals versichert, daß die treuen Verehrer Jesu allein in das himm- lische Jerusalem hineingehen, und an dem Holze des Lebens Antheil haben sollen. Das niederträchtige Geschlecht der Laster- haften aber solle nicht hinein kommen. Wo hat aber die Kirche Christi hier auf Erden jemals eine solche Absonderung der Heili- gen von den Unheiligen zu erwarten? Sa- get nicht Jesus selber, daß das Unkraut unter dem Weizen bleiben werde, bis an jenen Tag *)? Es kommt hinzu, daß in eben dieser Offenbarung das Holz des Le- bens in das Paradies Gottes gesetzet wird **). Jst aber dieses Paradies in dieser Welt? Jesus zeiget uns den Ort desselben, wenn er zu dem Schächer spricht: Heute wirst du mit mir im Paradiese seyn.
§. 21.
Noch ein starker Grund, daß hierFortsetzung des vori- gen. von jenem grossen Tage und der zukünfti- gen Welt die Rede sey, ist dieser. Jesus setzet hinzu ***): siehe, ich komme bald, oder plötzlich, und mein Lohn mit mir zu geben einem jeglichen, wie seine Werke seyn werden. Nirgend hat Jesus
gesaget,
*) Matth. C. 13. v. 30.
**) Offenb. Joh. C. 2. v. 7.
***) Offenb. Joh. C. 22. v. 12.
Hier wird abermals verſichert, daß die treuen Verehrer Jeſu allein in das himm- liſche Jeruſalem hineingehen, und an dem Holze des Lebens Antheil haben ſollen. Das niedertraͤchtige Geſchlecht der Laſter- haften aber ſolle nicht hinein kommen. Wo hat aber die Kirche Chriſti hier auf Erden jemals eine ſolche Abſonderung der Heili- gen von den Unheiligen zu erwarten? Sa- get nicht Jeſus ſelber, daß das Unkraut unter dem Weizen bleiben werde, bis an jenen Tag *)? Es kommt hinzu, daß in eben dieſer Offenbarung das Holz des Le- bens in das Paradies Gottes geſetzet wird **). Jſt aber dieſes Paradies in dieſer Welt? Jeſus zeiget uns den Ort deſſelben, wenn er zu dem Schaͤcher ſpricht: Heute wirſt du mit mir im Paradieſe ſeyn.
§. 21.
Noch ein ſtarker Grund, daß hierFortſetzung des vori- gen. von jenem groſſen Tage und der zukuͤnfti- gen Welt die Rede ſey, iſt dieſer. Jeſus ſetzet hinzu ***): ſiehe, ich komme bald, oder ploͤtzlich, und mein Lohn mit mir zu geben einem jeglichen, wie ſeine Werke ſeyn werden. Nirgend hat Jeſus
geſaget,
*) Matth. C. 13. v. 30.
**) Offenb. Joh. C. 2. v. 7.
***) Offenb. Joh. C. 22. v. 12.
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Hier wird abermals verſichert, daß die
treuen Verehrer Jeſu allein in das himm-
liſche Jeruſalem hineingehen, und an dem
Holze des Lebens Antheil haben ſollen.
Das niedertraͤchtige Geſchlecht der Laſter-
haften aber ſolle nicht hinein kommen. Wo
hat aber die Kirche Chriſti hier auf Erden
jemals eine ſolche Abſonderung der Heili-
gen von den Unheiligen zu erwarten? Sa-
get nicht Jeſus ſelber, daß das Unkraut
unter dem Weizen bleiben werde, bis an
jenen Tag *)? Es kommt hinzu, daß in
eben dieſer Offenbarung das Holz des Le-
bens in das Paradies Gottes geſetzet
wird **). Jſt aber dieſes Paradies in
dieſer Welt? Jeſus zeiget uns den Ort
deſſelben, wenn er zu dem Schaͤcher ſpricht:
Heute wirſt du mit mir im Paradieſe
ſeyn.
§. 21.
Noch ein ſtarker Grund, daß hier
von jenem groſſen Tage und der zukuͤnfti-
gen Welt die Rede ſey, iſt dieſer. Jeſus
ſetzet hinzu ***): ſiehe, ich komme bald,
oder ploͤtzlich, und mein Lohn mit mir
zu geben einem jeglichen, wie ſeine
Werke ſeyn werden. Nirgend hat Jeſus
geſaget,
Fortſetzung
des vori-
gen.
*) Matth. C. 13. v. 30.
**) Offenb. Joh. C. 2. v. 7.
***) Offenb. Joh. C. 22. v. 12.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/463>, abgerufen am 27.11.2024.
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