ben Bergen zu machen, da doch Jerusa- lem nie sieben Berge zugeeignet werden, von Rom aber bekannt ist, daß es die sie- benbergigte Stadt genennet worden, weil sie auf sieben Bergen lag. Man kann auch nicht sagen, daß die Juden jemand gezwungen ein Bild anzubeten. Die Christen aber sollten die Bildsäulen der Kaiser verehren und ihnen räuchern. Was man hier also von dem siebenköpfigten Thier lieset, kann ohne den gewaltsamsten Zwang, auf keinen andern Staat, als den Römi- schen gezogen werden. Am mehresten ge- het mir nahe, wenn einige recht grosse Ge- lehrte die herrlichen und prächtigen Vor- stellungen von der künftigen triumphirenden Kirche auf einen beglückten Zustand der Kirche auf Erden deuten, der entweder zu den Zeiten des Constantins angefangen ha- ben oder noch kommen soll. Wie verdre- het man da nicht die drey letzten Capitel der Offenbarung, welche doch so gar deut- lich von der Auferstehung der Todten, und dem seligen Zustande der triumphirenden Kirche im Himmel zeugen?
§. 15.
Anwen- dung der sechsten Re- gel.
Nach der sechsten Regel muß man sich überhaupt mit der Sprache der Propheten bekannt machen, und aus selbigen lernen, wie man die Begriffe ihrer Bilder zu be-
stim-
ben Bergen zu machen, da doch Jeruſa- lem nie ſieben Berge zugeeignet werden, von Rom aber bekannt iſt, daß es die ſie- benbergigte Stadt genennet worden, weil ſie auf ſieben Bergen lag. Man kann auch nicht ſagen, daß die Juden jemand gezwungen ein Bild anzubeten. Die Chriſten aber ſollten die Bildſaͤulen der Kaiſer verehren und ihnen raͤuchern. Was man hier alſo von dem ſiebenkoͤpfigten Thier lieſet, kann ohne den gewaltſamſten Zwang, auf keinen andern Staat, als den Roͤmi- ſchen gezogen werden. Am mehreſten ge- het mir nahe, wenn einige recht groſſe Ge- lehrte die herrlichen und praͤchtigen Vor- ſtellungen von der kuͤnftigen triumphirenden Kirche auf einen begluͤckten Zuſtand der Kirche auf Erden deuten, der entweder zu den Zeiten des Conſtantins angefangen ha- ben oder noch kommen ſoll. Wie verdre- het man da nicht die drey letzten Capitel der Offenbarung, welche doch ſo gar deut- lich von der Auferſtehung der Todten, und dem ſeligen Zuſtande der triumphirenden Kirche im Himmel zeugen?
§. 15.
Anwen- dung der ſechſten Re- gel.
Nach der ſechſten Regel muß man ſich uͤberhaupt mit der Sprache der Propheten bekannt machen, und aus ſelbigen lernen, wie man die Begriffe ihrer Bilder zu be-
ſtim-
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ben Bergen zu machen, da doch Jeruſa-
lem nie ſieben Berge zugeeignet werden,
von Rom aber bekannt iſt, daß es die ſie-
benbergigte Stadt genennet worden, weil
ſie auf ſieben Bergen lag. Man kann
auch nicht ſagen, daß die Juden jemand
gezwungen ein Bild anzubeten. Die
Chriſten aber ſollten die Bildſaͤulen der
Kaiſer verehren und ihnen raͤuchern. Was
man hier alſo von dem ſiebenkoͤpfigten Thier
lieſet, kann ohne den gewaltſamſten Zwang,
auf keinen andern Staat, als den Roͤmi-
ſchen gezogen werden. Am mehreſten ge-
het mir nahe, wenn einige recht groſſe Ge-
lehrte die herrlichen und praͤchtigen Vor-
ſtellungen von der kuͤnftigen triumphirenden
Kirche auf einen begluͤckten Zuſtand der
Kirche auf Erden deuten, der entweder zu
den Zeiten des Conſtantins angefangen ha-
ben oder noch kommen ſoll. Wie verdre-
het man da nicht die drey letzten Capitel
der Offenbarung, welche doch ſo gar deut-
lich von der Auferſtehung der Todten, und
dem ſeligen Zuſtande der triumphirenden
Kirche im Himmel zeugen?
§. 15.
Nach der ſechſten Regel muß man ſich
uͤberhaupt mit der Sprache der Propheten
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/444>, abgerufen am 22.11.2024.
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