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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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und ihm seine Macht genommen. Die
Macht des Satans, so er durch die Juden
wider die Kirche Christi ausgeübet, ist un-
ter der Regierung des zehnten Kaisers in
den Staub geleget, indem unter demselben
Jerusalem zerstöret, und die Jüdische
Macht völlig über den Haufen geworfen
worden. Als der Drache, der Satan
sahe, daß er durch die Juden weder Chri-
stum verschlingen, noch die ersten Lehrer
des Christenthums besiegen können, son-
dern daß seine Macht, die er unter den
Juden hatte in den Staub geleget, so
machte er seinen Anschlag wider die durch
die ersten Lehrer ausgebreitete Kirche, und
bediente sich darzu nach Cap. 13. der heid-
nischen Macht zu Rom. Dieses sind mei-
ne Muthmassungen über die eigentliche
Bedeutung des Gesichtes, so sich in dem
zwölften Capitel der Offenbarung befindet.
Jch suche selbige aber niemanden, als ei-
ne ausgemachte Wahrheit aufzudringen.
Jch disputire nicht einmal mit jemanden
darüber. Am wenigsten bringe ich davon
etwas auf die Canzel. Muß ich ja an ei-
nem Michaelistage über diesen Text, wor-
über man so viele wunderbare Predigten
höret und lieset, öffentlich reden, so han-
dele dabey folgende wichtige und erbauli-
che Materien ab. Jch rede von der Ab-
sicht der Offenbarung Johannis über-
haupt, und wie man selbige zur Erbauung

zu
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und ihm ſeine Macht genommen. Die
Macht des Satans, ſo er durch die Juden
wider die Kirche Chriſti ausgeuͤbet, iſt un-
ter der Regierung des zehnten Kaiſers in
den Staub geleget, indem unter demſelben
Jeruſalem zerſtoͤret, und die Juͤdiſche
Macht voͤllig uͤber den Haufen geworfen
worden. Als der Drache, der Satan
ſahe, daß er durch die Juden weder Chri-
ſtum verſchlingen, noch die erſten Lehrer
des Chriſtenthums beſiegen koͤnnen, ſon-
dern daß ſeine Macht, die er unter den
Juden hatte in den Staub geleget, ſo
machte er ſeinen Anſchlag wider die durch
die erſten Lehrer ausgebreitete Kirche, und
bediente ſich darzu nach Cap. 13. der heid-
niſchen Macht zu Rom. Dieſes ſind mei-
ne Muthmaſſungen uͤber die eigentliche
Bedeutung des Geſichtes, ſo ſich in dem
zwoͤlften Capitel der Offenbarung befindet.
Jch ſuche ſelbige aber niemanden, als ei-
ne ausgemachte Wahrheit aufzudringen.
Jch diſputire nicht einmal mit jemanden
daruͤber. Am wenigſten bringe ich davon
etwas auf die Canzel. Muß ich ja an ei-
nem Michaelistage uͤber dieſen Text, wor-
uͤber man ſo viele wunderbare Predigten
hoͤret und lieſet, oͤffentlich reden, ſo han-
dele dabey folgende wichtige und erbauli-
che Materien ab. Jch rede von der Ab-
ſicht der Offenbarung Johannis uͤber-
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[419/0439] und ihm ſeine Macht genommen. Die Macht des Satans, ſo er durch die Juden wider die Kirche Chriſti ausgeuͤbet, iſt un- ter der Regierung des zehnten Kaiſers in den Staub geleget, indem unter demſelben Jeruſalem zerſtoͤret, und die Juͤdiſche Macht voͤllig uͤber den Haufen geworfen worden. Als der Drache, der Satan ſahe, daß er durch die Juden weder Chri- ſtum verſchlingen, noch die erſten Lehrer des Chriſtenthums beſiegen koͤnnen, ſon- dern daß ſeine Macht, die er unter den Juden hatte in den Staub geleget, ſo machte er ſeinen Anſchlag wider die durch die erſten Lehrer ausgebreitete Kirche, und bediente ſich darzu nach Cap. 13. der heid- niſchen Macht zu Rom. Dieſes ſind mei- ne Muthmaſſungen uͤber die eigentliche Bedeutung des Geſichtes, ſo ſich in dem zwoͤlften Capitel der Offenbarung befindet. Jch ſuche ſelbige aber niemanden, als ei- ne ausgemachte Wahrheit aufzudringen. Jch diſputire nicht einmal mit jemanden daruͤber. Am wenigſten bringe ich davon etwas auf die Canzel. Muß ich ja an ei- nem Michaelistage uͤber dieſen Text, wor- uͤber man ſo viele wunderbare Predigten hoͤret und lieſet, oͤffentlich reden, ſo han- dele dabey folgende wichtige und erbauli- che Materien ab. Jch rede von der Ab- ſicht der Offenbarung Johannis uͤber- haupt, und wie man ſelbige zur Erbauung zu D d 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/439>, abgerufen am 17.05.2024.