chen lassen. Der Tag des Gerichtes wür- de nicht aussen bleiben, sondern zu seiner Zeit kommen, und alsdenn würden er- schrecken alle diejenigen, die sie verfolget, und den Tag fürchten, welchen sie verspot- tet. Wer auf eine solche Art dieses Ca- pitel betrachtet, wird dabey keinen Anstoß finden, und viele Erbauung daraus schö- pfen können.
§. 10.
Nach der zwoten Regel habe ich michAnwen- dung der zwoten Re- gel. überhaupt an diejenigen Stellen am meh- resten, die den deutlichsten Unterricht ge- ben, und den Willen bewegen und heili- gen. Und dergleichen hat die Offenbarung Johannis eine sehr grosse Menge. Sie hat eine grosse Anzahl solcher Stellen, die so deutlich, daß sie auch ein Einfältiger verstehen kann, und haben doch eine solche Hoheit, Pracht und Nachdruck, daß wir mit Wahrheit sagen können, daß nicht ei- ne menschliche, sondern göttliche Beredsam- keit darinne liege. Es empfinden aber nicht alle die grosse Kraft derselben, weil sie sich bey Bildern aufhalten, deren in- nere Beschaffenheit ihnen mit Fleiß ver- decket worden. Jhre Neubegierde grübelt in Geheimnissen, die sie weder errathen können noch sollen. Hier zerstreuen sie ihre Gedanken, und hindern die Absicht dieses erhabenen Buches. Mit solchen er-
habenen
chen laſſen. Der Tag des Gerichtes wuͤr- de nicht auſſen bleiben, ſondern zu ſeiner Zeit kommen, und alsdenn wuͤrden er- ſchrecken alle diejenigen, die ſie verfolget, und den Tag fuͤrchten, welchen ſie verſpot- tet. Wer auf eine ſolche Art dieſes Ca- pitel betrachtet, wird dabey keinen Anſtoß finden, und viele Erbauung daraus ſchoͤ- pfen koͤnnen.
§. 10.
Nach der zwoten Regel habe ich michAnwen- dung der zwoten Re- gel. uͤberhaupt an diejenigen Stellen am meh- reſten, die den deutlichſten Unterricht ge- ben, und den Willen bewegen und heili- gen. Und dergleichen hat die Offenbarung Johannis eine ſehr groſſe Menge. Sie hat eine groſſe Anzahl ſolcher Stellen, die ſo deutlich, daß ſie auch ein Einfaͤltiger verſtehen kann, und haben doch eine ſolche Hoheit, Pracht und Nachdruck, daß wir mit Wahrheit ſagen koͤnnen, daß nicht ei- ne menſchliche, ſondern goͤttliche Beredſam- keit darinne liege. Es empfinden aber nicht alle die groſſe Kraft derſelben, weil ſie ſich bey Bildern aufhalten, deren in- nere Beſchaffenheit ihnen mit Fleiß ver- decket worden. Jhre Neubegierde gruͤbelt in Geheimniſſen, die ſie weder errathen koͤnnen noch ſollen. Hier zerſtreuen ſie ihre Gedanken, und hindern die Abſicht dieſes erhabenen Buches. Mit ſolchen er-
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[411/0431]
chen laſſen. Der Tag des Gerichtes wuͤr-
de nicht auſſen bleiben, ſondern zu ſeiner
Zeit kommen, und alsdenn wuͤrden er-
ſchrecken alle diejenigen, die ſie verfolget,
und den Tag fuͤrchten, welchen ſie verſpot-
tet. Wer auf eine ſolche Art dieſes Ca-
pitel betrachtet, wird dabey keinen Anſtoß
finden, und viele Erbauung daraus ſchoͤ-
pfen koͤnnen.
§. 10.
Nach der zwoten Regel habe ich mich
uͤberhaupt an diejenigen Stellen am meh-
reſten, die den deutlichſten Unterricht ge-
ben, und den Willen bewegen und heili-
gen. Und dergleichen hat die Offenbarung
Johannis eine ſehr groſſe Menge. Sie
hat eine groſſe Anzahl ſolcher Stellen, die
ſo deutlich, daß ſie auch ein Einfaͤltiger
verſtehen kann, und haben doch eine ſolche
Hoheit, Pracht und Nachdruck, daß wir
mit Wahrheit ſagen koͤnnen, daß nicht ei-
ne menſchliche, ſondern goͤttliche Beredſam-
keit darinne liege. Es empfinden aber
nicht alle die groſſe Kraft derſelben, weil
ſie ſich bey Bildern aufhalten, deren in-
nere Beſchaffenheit ihnen mit Fleiß ver-
decket worden. Jhre Neubegierde gruͤbelt
in Geheimniſſen, die ſie weder errathen
koͤnnen noch ſollen. Hier zerſtreuen ſie
ihre Gedanken, und hindern die Abſicht
dieſes erhabenen Buches. Mit ſolchen er-
habenen
Anwen-
dung der
zwoten Re-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/431>, abgerufen am 22.11.2024.
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