und gnädigen Vorsehung Gottes gemäß gewesen, dem Grase und denjenigen Ge- wächsen, so wir Unkraut nennen, eine vorzügliche Fruchtbarkeit beyzulegen, da- mit unzählige lebendige Geschöpfe, ohne Zuthun des Menschen, ihre Nahrung hät- ten, und unsere Arbeit dadurch nicht über- häufet und unerträglich würde, wenn wir auch das Futter für das Vieh durch einen schwehren Bau herbey schaffen müßten. Das Gras und andere wilde Gewächse be- mächtigen sich daher so gleich eines Bo- dens, welchen Menschen-Hände nicht be- arbeiten, und überwältigen gar bald den guten Saamen. Selbiger wird sich schwehrlich über drey Jahre ohne Pflege und Wartung erhalten. Wie viele von solchen Saamen würden ausgegangen seyn, wenn der Erdboden gleich vom Anfange in der jetzigen Verfassung gewesen wäre. Wie schwehr würde dem Menschen die Arbeit worden seyn, da er noch nicht das geringste Jnstrument hatte, wenn der Acker damals mit eben so vieler Mühe hätte müs-
sen
dem sehr fruchtbaren Ungarn leicht ein Mangel an denselben, indem sie nicht mehr zu bauen pflegten, als sie auf ein Jahr nö- thig hätten, weil sie das Uebrige nicht wol absetzen könnten. Ein einiges unfruchtbah- res Jahr verursache daher leicht einen Mangel.
B 4
und gnaͤdigen Vorſehung Gottes gemaͤß geweſen, dem Graſe und denjenigen Ge- waͤchſen, ſo wir Unkraut nennen, eine vorzuͤgliche Fruchtbarkeit beyzulegen, da- mit unzaͤhlige lebendige Geſchoͤpfe, ohne Zuthun des Menſchen, ihre Nahrung haͤt- ten, und unſere Arbeit dadurch nicht uͤber- haͤufet und unertraͤglich wuͤrde, wenn wir auch das Futter fuͤr das Vieh durch einen ſchwehren Bau herbey ſchaffen muͤßten. Das Gras und andere wilde Gewaͤchſe be- maͤchtigen ſich daher ſo gleich eines Bo- dens, welchen Menſchen-Haͤnde nicht be- arbeiten, und uͤberwaͤltigen gar bald den guten Saamen. Selbiger wird ſich ſchwehrlich uͤber drey Jahre ohne Pflege und Wartung erhalten. Wie viele von ſolchen Saamen wuͤrden ausgegangen ſeyn, wenn der Erdboden gleich vom Anfange in der jetzigen Verfaſſung geweſen waͤre. Wie ſchwehr wuͤrde dem Menſchen die Arbeit worden ſeyn, da er noch nicht das geringſte Jnſtrument hatte, wenn der Acker damals mit eben ſo vieler Muͤhe haͤtte muͤſ-
ſen
dem ſehr fruchtbaren Ungarn leicht ein Mangel an denſelben, indem ſie nicht mehr zu bauen pflegten, als ſie auf ein Jahr noͤ- thig haͤtten, weil ſie das Uebrige nicht wol abſetzen koͤnnten. Ein einiges unfruchtbah- res Jahr verurſache daher leicht einen Mangel.
B 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0043"n="23"/>
und gnaͤdigen Vorſehung Gottes gemaͤß<lb/>
geweſen, dem Graſe und denjenigen Ge-<lb/>
waͤchſen, ſo wir Unkraut nennen, eine<lb/>
vorzuͤgliche Fruchtbarkeit beyzulegen, da-<lb/>
mit unzaͤhlige lebendige Geſchoͤpfe, ohne<lb/>
Zuthun des Menſchen, ihre Nahrung haͤt-<lb/>
ten, und unſere Arbeit dadurch nicht uͤber-<lb/>
haͤufet und unertraͤglich wuͤrde, wenn wir<lb/>
auch das Futter fuͤr das Vieh durch einen<lb/>ſchwehren Bau herbey ſchaffen muͤßten.<lb/>
Das Gras und andere wilde Gewaͤchſe be-<lb/>
maͤchtigen ſich daher ſo gleich eines Bo-<lb/>
dens, welchen Menſchen-Haͤnde nicht be-<lb/>
arbeiten, und uͤberwaͤltigen gar bald den<lb/>
guten Saamen. Selbiger wird ſich<lb/>ſchwehrlich uͤber drey Jahre ohne Pflege<lb/>
und Wartung erhalten. Wie viele von<lb/>ſolchen Saamen wuͤrden ausgegangen ſeyn,<lb/>
wenn der Erdboden gleich vom Anfange in<lb/>
der jetzigen Verfaſſung geweſen waͤre.<lb/>
Wie ſchwehr wuͤrde dem Menſchen die<lb/>
Arbeit worden ſeyn, da er noch nicht das<lb/>
geringſte Jnſtrument hatte, wenn der Acker<lb/>
damals mit eben ſo vieler Muͤhe haͤtte muͤſ-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſen</fw><lb/><notexml:id="a02"prev="#a01"place="foot"n="*)">dem ſehr fruchtbaren Ungarn leicht ein<lb/>
Mangel an denſelben, indem ſie nicht mehr<lb/>
zu bauen pflegten, als ſie auf ein Jahr noͤ-<lb/>
thig haͤtten, weil ſie das Uebrige nicht wol<lb/>
abſetzen koͤnnten. Ein einiges unfruchtbah-<lb/>
res Jahr verurſache daher leicht einen<lb/>
Mangel.</note><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[23/0043]
und gnaͤdigen Vorſehung Gottes gemaͤß
geweſen, dem Graſe und denjenigen Ge-
waͤchſen, ſo wir Unkraut nennen, eine
vorzuͤgliche Fruchtbarkeit beyzulegen, da-
mit unzaͤhlige lebendige Geſchoͤpfe, ohne
Zuthun des Menſchen, ihre Nahrung haͤt-
ten, und unſere Arbeit dadurch nicht uͤber-
haͤufet und unertraͤglich wuͤrde, wenn wir
auch das Futter fuͤr das Vieh durch einen
ſchwehren Bau herbey ſchaffen muͤßten.
Das Gras und andere wilde Gewaͤchſe be-
maͤchtigen ſich daher ſo gleich eines Bo-
dens, welchen Menſchen-Haͤnde nicht be-
arbeiten, und uͤberwaͤltigen gar bald den
guten Saamen. Selbiger wird ſich
ſchwehrlich uͤber drey Jahre ohne Pflege
und Wartung erhalten. Wie viele von
ſolchen Saamen wuͤrden ausgegangen ſeyn,
wenn der Erdboden gleich vom Anfange in
der jetzigen Verfaſſung geweſen waͤre.
Wie ſchwehr wuͤrde dem Menſchen die
Arbeit worden ſeyn, da er noch nicht das
geringſte Jnſtrument hatte, wenn der Acker
damals mit eben ſo vieler Muͤhe haͤtte muͤſ-
ſen
*)
*) dem ſehr fruchtbaren Ungarn leicht ein
Mangel an denſelben, indem ſie nicht mehr
zu bauen pflegten, als ſie auf ein Jahr noͤ-
thig haͤtten, weil ſie das Uebrige nicht wol
abſetzen koͤnnten. Ein einiges unfruchtbah-
res Jahr verurſache daher leicht einen
Mangel.
B 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/43>, abgerufen am 12.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.