Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

che vor und zu den Zeiten des Heilandes
und der Apostel, und kurz nachher gelebet
haben, zählet diese Ehe nicht nur nicht un-
ter die verbothenen *), sondern es findet
sich auch eine merkwürdige Stelle in dem-
selben, welche auf das deutlichste anzeiget,
daß in jenen Zeiten die Ehe eines Oheims
mit seiner Nichte unter den Juden nicht
ungewöhnlich gewesen. Jn dem Talmud
wird nämlich mit vielem Fleisse untersuchet,
wenn von diesem oder jenem Gesetze eine
Ausnahme statt findet. Wenn derowegen
die Frage vorkömmt, in welchen Fällen
ein Bruder nicht verbunden sey, seines
ohne Kinder verstorbenen Bruders Witt-
we zu heirathen; so wird auch dieser ange-
führet, wenn der verstorbene Bruder die
Tochter des noch lebenden Bruders zur
Frau gehabt, denn selbige dürfe der Va-
ter nicht heirathen **).

§. 25.

Das folgende Gesetz untersaget dieWarum die
Ehe mit
des Vatern
Bruders
Wittwe
verbothen.

Frau des Vatern Bruders zu ehelichen,
und wird hinzugesetzet: denn es ist deines
Vaters Brudern Frau.
Man bemerke
bey diesem Gesetze abermals, daß nicht
verbothen wird, die Frau des Bruders
der Mutter zu heirathen. Wir haben kei-

ne
*) Talmud. Part. V. Lib. VIII. Cap. I.
**) Talmud. Part. III. Lib. I. Cap. I.

che vor und zu den Zeiten des Heilandes
und der Apoſtel, und kurz nachher gelebet
haben, zaͤhlet dieſe Ehe nicht nur nicht un-
ter die verbothenen *), ſondern es findet
ſich auch eine merkwuͤrdige Stelle in dem-
ſelben, welche auf das deutlichſte anzeiget,
daß in jenen Zeiten die Ehe eines Oheims
mit ſeiner Nichte unter den Juden nicht
ungewoͤhnlich geweſen. Jn dem Talmud
wird naͤmlich mit vielem Fleiſſe unterſuchet,
wenn von dieſem oder jenem Geſetze eine
Ausnahme ſtatt findet. Wenn derowegen
die Frage vorkoͤmmt, in welchen Faͤllen
ein Bruder nicht verbunden ſey, ſeines
ohne Kinder verſtorbenen Bruders Witt-
we zu heirathen; ſo wird auch dieſer ange-
fuͤhret, wenn der verſtorbene Bruder die
Tochter des noch lebenden Bruders zur
Frau gehabt, denn ſelbige duͤrfe der Va-
ter nicht heirathen **).

§. 25.

Das folgende Geſetz unterſaget dieWarum die
Ehe mit
des Vatern
Bruders
Wittwe
verbothen.

Frau des Vatern Bruders zu ehelichen,
und wird hinzugeſetzet: denn es iſt deines
Vaters Brudern Frau.
Man bemerke
bey dieſem Geſetze abermals, daß nicht
verbothen wird, die Frau des Bruders
der Mutter zu heirathen. Wir haben kei-

ne
*) Talmud. Part. V. Lib. VIII. Cap. I.
**) Talmud. Part. III. Lib. I. Cap. I.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0403" n="383"/>
che vor und zu den Zeiten des Heilandes<lb/>
und der Apo&#x017F;tel, und kurz nachher gelebet<lb/>
haben, za&#x0364;hlet die&#x017F;e Ehe nicht nur nicht un-<lb/>
ter die verbothenen <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Talmud. Part. V. Lib. VIII. Cap. I.</hi></note>, &#x017F;ondern es findet<lb/>
&#x017F;ich auch eine merkwu&#x0364;rdige Stelle in dem-<lb/>
&#x017F;elben, welche auf das deutlich&#x017F;te anzeiget,<lb/>
daß in jenen Zeiten die Ehe eines Oheims<lb/>
mit &#x017F;einer Nichte unter den Juden nicht<lb/>
ungewo&#x0364;hnlich gewe&#x017F;en. Jn dem Talmud<lb/>
wird na&#x0364;mlich mit vielem Flei&#x017F;&#x017F;e unter&#x017F;uchet,<lb/>
wenn von die&#x017F;em oder jenem Ge&#x017F;etze eine<lb/>
Ausnahme &#x017F;tatt findet. Wenn derowegen<lb/>
die Frage vorko&#x0364;mmt, in welchen Fa&#x0364;llen<lb/>
ein Bruder nicht verbunden &#x017F;ey, &#x017F;eines<lb/>
ohne Kinder ver&#x017F;torbenen Bruders Witt-<lb/>
we zu heirathen; &#x017F;o wird auch die&#x017F;er ange-<lb/>
fu&#x0364;hret, wenn der ver&#x017F;torbene Bruder die<lb/>
Tochter des noch lebenden Bruders zur<lb/>
Frau gehabt, denn &#x017F;elbige du&#x0364;rfe der Va-<lb/>
ter nicht heirathen <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#aq">Talmud. Part. III. Lib. I. Cap. I.</hi></note>.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 25.</head><lb/>
          <p>Das folgende Ge&#x017F;etz unter&#x017F;aget die<note place="right">Warum die<lb/>
Ehe mit<lb/>
des Vatern<lb/>
Bruders<lb/>
Wittwe<lb/>
verbothen.</note><lb/>
Frau des Vatern Bruders zu ehelichen,<lb/>
und wird hinzuge&#x017F;etzet: <hi rendition="#fr">denn es i&#x017F;t deines<lb/>
Vaters Brudern Frau.</hi> Man bemerke<lb/>
bey die&#x017F;em Ge&#x017F;etze abermals, daß nicht<lb/>
verbothen wird, die Frau des Bruders<lb/>
der Mutter zu heirathen. Wir haben kei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0403] che vor und zu den Zeiten des Heilandes und der Apoſtel, und kurz nachher gelebet haben, zaͤhlet dieſe Ehe nicht nur nicht un- ter die verbothenen *), ſondern es findet ſich auch eine merkwuͤrdige Stelle in dem- ſelben, welche auf das deutlichſte anzeiget, daß in jenen Zeiten die Ehe eines Oheims mit ſeiner Nichte unter den Juden nicht ungewoͤhnlich geweſen. Jn dem Talmud wird naͤmlich mit vielem Fleiſſe unterſuchet, wenn von dieſem oder jenem Geſetze eine Ausnahme ſtatt findet. Wenn derowegen die Frage vorkoͤmmt, in welchen Faͤllen ein Bruder nicht verbunden ſey, ſeines ohne Kinder verſtorbenen Bruders Witt- we zu heirathen; ſo wird auch dieſer ange- fuͤhret, wenn der verſtorbene Bruder die Tochter des noch lebenden Bruders zur Frau gehabt, denn ſelbige duͤrfe der Va- ter nicht heirathen **). §. 25. Das folgende Geſetz unterſaget die Frau des Vatern Bruders zu ehelichen, und wird hinzugeſetzet: denn es iſt deines Vaters Brudern Frau. Man bemerke bey dieſem Geſetze abermals, daß nicht verbothen wird, die Frau des Bruders der Mutter zu heirathen. Wir haben kei- ne Warum die Ehe mit des Vatern Bruders Wittwe verbothen. *) Talmud. Part. V. Lib. VIII. Cap. I. **) Talmud. Part. III. Lib. I. Cap. I.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/403
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/403>, abgerufen am 22.11.2024.