schuldigen wollten. Es kann also hier un- möglich die Frage vorgekommen seyn, ob den Christen aus dem Heidenthume die Hu- rerey nachzusehen. Jch finde auch nicht, wie in der Antwort auf die entstandene Streitfrage der Erhaltung von der Unzucht gedacht werden könne. Würde man da- durch nicht zu verstehen gegeben haben, als wenn Paulus und Barnabas nicht genug wider dieses Laster geeifert hätten? Soll- ten aber die übrigen Apostel sie dessen zu beschuldigen Ursache gehabt haben? Es hat solches nicht die geringste Wahrscheinlich- keit. Wollte jemand sagen, es ist die Warnung für der Hurerey nur mit ange- hänget worden, weil die Menschen zu die- sem Laster am leichtesten gebracht werden; so antworte ich, daß Zorn, Rachbegierde, Lügen, Falschheit und Betrug eben so ge- mein und noch gemeiner seyn, zu dem wür- den die Apostel ihrer Absicht ganz entgegen gehandelt haben, wenn sie die Hurerey ne- ben solche Dinge gesetzet, davon sich die Christen nicht auf immer, sondern nur so lange enthalten sollten, als sie schwache Brüder neben sich hätten, die sich an der- gleichen stoßten. Denn daß dieser Schluß der Apostel, was die ersten drey Stücke betrifft, kein beständiges Gesetz unter den Christen hat seyn sollen, ist vollkommen klar. Paulus hat gnugsam bezeuget, daß die Enthaltung von dem Götzenopfer, d. i.
von
ſchuldigen wollten. Es kann alſo hier un- moͤglich die Frage vorgekommen ſeyn, ob den Chriſten aus dem Heidenthume die Hu- rerey nachzuſehen. Jch finde auch nicht, wie in der Antwort auf die entſtandene Streitfrage der Erhaltung von der Unzucht gedacht werden koͤnne. Wuͤrde man da- durch nicht zu verſtehen gegeben haben, als wenn Paulus und Barnabas nicht genug wider dieſes Laſter geeifert haͤtten? Soll- ten aber die uͤbrigen Apoſtel ſie deſſen zu beſchuldigen Urſache gehabt haben? Es hat ſolches nicht die geringſte Wahrſcheinlich- keit. Wollte jemand ſagen, es iſt die Warnung fuͤr der Hurerey nur mit ange- haͤnget worden, weil die Menſchen zu die- ſem Laſter am leichteſten gebracht werden; ſo antworte ich, daß Zorn, Rachbegierde, Luͤgen, Falſchheit und Betrug eben ſo ge- mein und noch gemeiner ſeyn, zu dem wuͤr- den die Apoſtel ihrer Abſicht ganz entgegen gehandelt haben, wenn ſie die Hurerey ne- ben ſolche Dinge geſetzet, davon ſich die Chriſten nicht auf immer, ſondern nur ſo lange enthalten ſollten, als ſie ſchwache Bruͤder neben ſich haͤtten, die ſich an der- gleichen ſtoßten. Denn daß dieſer Schluß der Apoſtel, was die erſten drey Stuͤcke betrifft, kein beſtaͤndiges Geſetz unter den Chriſten hat ſeyn ſollen, iſt vollkommen klar. Paulus hat gnugſam bezeuget, daß die Enthaltung von dem Goͤtzenopfer, d. i.
von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0346"n="326"/>ſchuldigen wollten. Es kann alſo hier un-<lb/>
moͤglich die Frage vorgekommen ſeyn, ob<lb/>
den Chriſten aus dem Heidenthume die Hu-<lb/>
rerey nachzuſehen. Jch finde auch nicht,<lb/>
wie in der Antwort auf die entſtandene<lb/>
Streitfrage der Erhaltung von der Unzucht<lb/>
gedacht werden koͤnne. Wuͤrde man da-<lb/>
durch nicht zu verſtehen gegeben haben, als<lb/>
wenn <hirendition="#fr">Paulus</hi> und <hirendition="#fr">Barnabas</hi> nicht genug<lb/>
wider dieſes Laſter geeifert haͤtten? Soll-<lb/>
ten aber die uͤbrigen Apoſtel ſie deſſen zu<lb/>
beſchuldigen Urſache gehabt haben? Es hat<lb/>ſolches nicht die geringſte Wahrſcheinlich-<lb/>
keit. Wollte jemand ſagen, es iſt die<lb/>
Warnung fuͤr der Hurerey nur mit ange-<lb/>
haͤnget worden, weil die Menſchen zu die-<lb/>ſem Laſter am leichteſten gebracht werden;<lb/>ſo antworte ich, daß Zorn, Rachbegierde,<lb/>
Luͤgen, Falſchheit und Betrug eben ſo ge-<lb/>
mein und noch gemeiner ſeyn, zu dem wuͤr-<lb/>
den die Apoſtel ihrer Abſicht ganz entgegen<lb/>
gehandelt haben, wenn ſie die Hurerey ne-<lb/>
ben ſolche Dinge geſetzet, davon ſich die<lb/>
Chriſten nicht auf immer, ſondern nur ſo<lb/>
lange enthalten ſollten, als ſie ſchwache<lb/>
Bruͤder neben ſich haͤtten, die ſich an der-<lb/>
gleichen ſtoßten. Denn daß dieſer Schluß<lb/>
der Apoſtel, was die erſten drey Stuͤcke<lb/>
betrifft, kein beſtaͤndiges Geſetz unter den<lb/>
Chriſten hat ſeyn ſollen, iſt vollkommen<lb/>
klar. Paulus hat gnugſam bezeuget, daß<lb/>
die Enthaltung von dem Goͤtzenopfer, d. i.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">von</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[326/0346]
ſchuldigen wollten. Es kann alſo hier un-
moͤglich die Frage vorgekommen ſeyn, ob
den Chriſten aus dem Heidenthume die Hu-
rerey nachzuſehen. Jch finde auch nicht,
wie in der Antwort auf die entſtandene
Streitfrage der Erhaltung von der Unzucht
gedacht werden koͤnne. Wuͤrde man da-
durch nicht zu verſtehen gegeben haben, als
wenn Paulus und Barnabas nicht genug
wider dieſes Laſter geeifert haͤtten? Soll-
ten aber die uͤbrigen Apoſtel ſie deſſen zu
beſchuldigen Urſache gehabt haben? Es hat
ſolches nicht die geringſte Wahrſcheinlich-
keit. Wollte jemand ſagen, es iſt die
Warnung fuͤr der Hurerey nur mit ange-
haͤnget worden, weil die Menſchen zu die-
ſem Laſter am leichteſten gebracht werden;
ſo antworte ich, daß Zorn, Rachbegierde,
Luͤgen, Falſchheit und Betrug eben ſo ge-
mein und noch gemeiner ſeyn, zu dem wuͤr-
den die Apoſtel ihrer Abſicht ganz entgegen
gehandelt haben, wenn ſie die Hurerey ne-
ben ſolche Dinge geſetzet, davon ſich die
Chriſten nicht auf immer, ſondern nur ſo
lange enthalten ſollten, als ſie ſchwache
Bruͤder neben ſich haͤtten, die ſich an der-
gleichen ſtoßten. Denn daß dieſer Schluß
der Apoſtel, was die erſten drey Stuͤcke
betrifft, kein beſtaͤndiges Geſetz unter den
Chriſten hat ſeyn ſollen, iſt vollkommen
klar. Paulus hat gnugſam bezeuget, daß
die Enthaltung von dem Goͤtzenopfer, d. i.
von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/346>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.