Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

ihre eigene Unterhaltung treibet sie an ar-
me Fündlinge an die Brust zu legen. Wer
sich sonsten nähren kann, thut es nicht.
Ein solches ausgethanes Kind kostet dero-
wegen sehr viel, und bekommet dennoch
nur selten die Pflege, welche ein eheliches
Kind von seinen Eltern hat, es sey denn,
daß man solche ausserordentliche Kosten an-
wenden kann, als reiche Eltern an Am-
men wenden, bey welchen dennoch die müt-
terliche Aufsicht sehr heilsam bleibet.

§. 23.

Da ich die vorstehende BetrachtungAnmer-
kung über
Apostelg.
C. 15. v. 29.
ausarbeitete, bin ich auf eine genauere
Untersuchung zwoer Schriftstellen gezo-
gen worden, wobey mir die Gedanken und
Erläuterungen eingefallen, welche zwar
vielleicht schon in zehn andern Büchern ste-
hen, indessen aber, wenn ich anders nach
meiner sehr eingeschränkten Belesenheit ur-
theilen darf, nicht so gemein sind, daß ich
ihnen hier nicht einen Platz einräumen, und
den Gelehrten zu einer neuen Prüfung vor-
legen dürfte.

Als ich den Ausspruch Christi über die
Ehescheidung betrachtete, worinne der Hu-
rerey als einer gültigen Urfache der Eheschei-
dung Erwähnung gefchiehet, wurden meine
Gedanken auf den Schluß der Apostel, wel-
chen wir Apostelg. C. 15. v. 29. lesen, geleitet,
wo die Hurerey neben Dinge gesetzet wird,

welche
X 2

ihre eigene Unterhaltung treibet ſie an ar-
me Fuͤndlinge an die Bruſt zu legen. Wer
ſich ſonſten naͤhren kann, thut es nicht.
Ein ſolches ausgethanes Kind koſtet dero-
wegen ſehr viel, und bekommet dennoch
nur ſelten die Pflege, welche ein eheliches
Kind von ſeinen Eltern hat, es ſey denn,
daß man ſolche auſſerordentliche Koſten an-
wenden kann, als reiche Eltern an Am-
men wenden, bey welchen dennoch die muͤt-
terliche Aufſicht ſehr heilſam bleibet.

§. 23.

Da ich die vorſtehende BetrachtungAnmer-
kung uͤber
Apoſtelg.
C. 15. v. 29.
ausarbeitete, bin ich auf eine genauere
Unterſuchung zwoer Schriftſtellen gezo-
gen worden, wobey mir die Gedanken und
Erlaͤuterungen eingefallen, welche zwar
vielleicht ſchon in zehn andern Buͤchern ſte-
hen, indeſſen aber, wenn ich anders nach
meiner ſehr eingeſchraͤnkten Beleſenheit ur-
theilen darf, nicht ſo gemein ſind, daß ich
ihnen hier nicht einen Platz einraͤumen, und
den Gelehrten zu einer neuen Pruͤfung vor-
legen duͤrfte.

Als ich den Ausſpruch Chriſti uͤber die
Eheſcheidung betrachtete, worinne der Hu-
rerey als einer guͤltigen Urfache der Eheſchei-
dung Erwaͤhnung gefchiehet, wurden meine
Gedanken auf den Schluß der Apoſtel, wel-
chen wir Apoſtelg. C. 15. v. 29. leſen, geleitet,
wo die Hurerey neben Dinge geſetzet wird,

welche
X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0343" n="323"/>
ihre eigene Unterhaltung treibet &#x017F;ie an ar-<lb/>
me Fu&#x0364;ndlinge an die Bru&#x017F;t zu legen. Wer<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;ten na&#x0364;hren kann, thut es nicht.<lb/>
Ein &#x017F;olches ausgethanes Kind ko&#x017F;tet dero-<lb/>
wegen &#x017F;ehr viel, und bekommet dennoch<lb/>
nur &#x017F;elten die Pflege, welche ein eheliches<lb/>
Kind von &#x017F;einen Eltern hat, es &#x017F;ey denn,<lb/>
daß man &#x017F;olche au&#x017F;&#x017F;erordentliche Ko&#x017F;ten an-<lb/>
wenden kann, als reiche Eltern an Am-<lb/>
men wenden, bey welchen dennoch die mu&#x0364;t-<lb/>
terliche Auf&#x017F;icht &#x017F;ehr heil&#x017F;am bleibet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 23.</head><lb/>
          <p>Da ich die vor&#x017F;tehende Betrachtung<note place="right">Anmer-<lb/>
kung u&#x0364;ber<lb/>
Apo&#x017F;telg.<lb/>
C. 15. v. 29.</note><lb/>
ausarbeitete, bin ich auf eine genauere<lb/>
Unter&#x017F;uchung zwoer Schrift&#x017F;tellen gezo-<lb/>
gen worden, wobey mir die Gedanken und<lb/>
Erla&#x0364;uterungen eingefallen, welche zwar<lb/>
vielleicht &#x017F;chon in zehn andern Bu&#x0364;chern &#x017F;te-<lb/>
hen, inde&#x017F;&#x017F;en aber, wenn ich anders nach<lb/>
meiner &#x017F;ehr einge&#x017F;chra&#x0364;nkten Bele&#x017F;enheit ur-<lb/>
theilen darf, nicht &#x017F;o gemein &#x017F;ind, daß ich<lb/>
ihnen hier nicht einen Platz einra&#x0364;umen, und<lb/>
den Gelehrten zu einer neuen Pru&#x0364;fung vor-<lb/>
legen du&#x0364;rfte.</p><lb/>
          <p>Als ich den Aus&#x017F;pruch Chri&#x017F;ti u&#x0364;ber die<lb/>
Ehe&#x017F;cheidung betrachtete, worinne der Hu-<lb/>
rerey als einer gu&#x0364;ltigen Urfache der Ehe&#x017F;chei-<lb/>
dung Erwa&#x0364;hnung gefchiehet, wurden meine<lb/>
Gedanken auf den Schluß der Apo&#x017F;tel, wel-<lb/>
chen wir Apo&#x017F;telg. C. 15. v. 29. le&#x017F;en, geleitet,<lb/>
wo die Hurerey neben Dinge ge&#x017F;etzet wird,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><fw place="bottom" type="catch">welche</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0343] ihre eigene Unterhaltung treibet ſie an ar- me Fuͤndlinge an die Bruſt zu legen. Wer ſich ſonſten naͤhren kann, thut es nicht. Ein ſolches ausgethanes Kind koſtet dero- wegen ſehr viel, und bekommet dennoch nur ſelten die Pflege, welche ein eheliches Kind von ſeinen Eltern hat, es ſey denn, daß man ſolche auſſerordentliche Koſten an- wenden kann, als reiche Eltern an Am- men wenden, bey welchen dennoch die muͤt- terliche Aufſicht ſehr heilſam bleibet. §. 23. Da ich die vorſtehende Betrachtung ausarbeitete, bin ich auf eine genauere Unterſuchung zwoer Schriftſtellen gezo- gen worden, wobey mir die Gedanken und Erlaͤuterungen eingefallen, welche zwar vielleicht ſchon in zehn andern Buͤchern ſte- hen, indeſſen aber, wenn ich anders nach meiner ſehr eingeſchraͤnkten Beleſenheit ur- theilen darf, nicht ſo gemein ſind, daß ich ihnen hier nicht einen Platz einraͤumen, und den Gelehrten zu einer neuen Pruͤfung vor- legen duͤrfte. Anmer- kung uͤber Apoſtelg. C. 15. v. 29. Als ich den Ausſpruch Chriſti uͤber die Eheſcheidung betrachtete, worinne der Hu- rerey als einer guͤltigen Urfache der Eheſchei- dung Erwaͤhnung gefchiehet, wurden meine Gedanken auf den Schluß der Apoſtel, wel- chen wir Apoſtelg. C. 15. v. 29. leſen, geleitet, wo die Hurerey neben Dinge geſetzet wird, welche X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/343
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/343>, abgerufen am 22.11.2024.