Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Sache gehalten. Würde er nicht gesaget
haben? Nehmet eine Concubine, so kön-
net ihr euch scheiden. Allein die Antwort
des Herrn lautet ganz anders. Er spricht:
das Wort fasset nicht ein jeder, son-
dern denen es gegeben ist;
oder nach ei-
ner eigentlichern Uebersetzung: diese Sa-
che,
nämlich unverehelicht zu bleiben, ist
nicht für einen jeden, sondern nur für
die, welchen es gegeben ist,
d. i. welche
die Gabe haben, ohne Sünde ausser der
Ehe zu leben. Denn es sind etliche ver-
schnitten, die sind aus Mutterleibe also
gebohren, und sind etliche verschnitten,
die von Menschen verschnitten sind, und
sind etliche verschnitten, die sich selbst
verschnitten haben, um des Himmel-
reichs willen,
das ist, die sich freywillig
des Ehestandes begeben, um zu der Aus-
breitung des Evangeliums und der Be-
känntniß desselben in gefährlichen Zeiten
desto geschickter zu seyn. Wer es fassen
mag, der fasse es.
Wer so beschaffen
ist, und wenn es auf eine solche Weise ge-
geben, ohne Frau zu leben, der thue es,
den übrigen aber ist es besser, daß sie freyen,
ob sie gleich eine Verbindung eingehen
müssen, von welcher man nicht wieder ab-
gehen kann *). Wie will nun jemand

diese
*) Man schlage über diese Stelle nach Wolfii
Cur. Philolog. et Crit. in N. T. in h. l.

Bey

Sache gehalten. Wuͤrde er nicht geſaget
haben? Nehmet eine Concubine, ſo koͤn-
net ihr euch ſcheiden. Allein die Antwort
des Herrn lautet ganz anders. Er ſpricht:
das Wort faſſet nicht ein jeder, ſon-
dern denen es gegeben iſt;
oder nach ei-
ner eigentlichern Ueberſetzung: dieſe Sa-
che,
naͤmlich unverehelicht zu bleiben, iſt
nicht fuͤr einen jeden, ſondern nur fuͤr
die, welchen es gegeben iſt,
d. i. welche
die Gabe haben, ohne Suͤnde auſſer der
Ehe zu leben. Denn es ſind etliche ver-
ſchnitten, die ſind aus Mutterleibe alſo
gebohren, und ſind etliche verſchnitten,
die von Menſchen verſchnitten ſind, und
ſind etliche verſchnitten, die ſich ſelbſt
verſchnitten haben, um des Himmel-
reichs willen,
das iſt, die ſich freywillig
des Eheſtandes begeben, um zu der Aus-
breitung des Evangeliums und der Be-
kaͤnntniß deſſelben in gefaͤhrlichen Zeiten
deſto geſchickter zu ſeyn. Wer es faſſen
mag, der faſſe es.
Wer ſo beſchaffen
iſt, und wenn es auf eine ſolche Weiſe ge-
geben, ohne Frau zu leben, der thue es,
den uͤbrigen aber iſt es beſſer, daß ſie freyen,
ob ſie gleich eine Verbindung eingehen
muͤſſen, von welcher man nicht wieder ab-
gehen kann *). Wie will nun jemand

dieſe
*) Man ſchlage uͤber dieſe Stelle nach Wolfii
Cur. Philolog. et Crit. in N. T. in h. l.

Bey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0328" n="308"/>
Sache gehalten. Wu&#x0364;rde er nicht ge&#x017F;aget<lb/>
haben? Nehmet eine Concubine, &#x017F;o ko&#x0364;n-<lb/>
net ihr euch &#x017F;cheiden. Allein die Antwort<lb/>
des Herrn lautet ganz anders. Er &#x017F;pricht:<lb/><hi rendition="#fr">das Wort fa&#x017F;&#x017F;et nicht ein jeder, &#x017F;on-<lb/>
dern denen es gegeben i&#x017F;t;</hi> oder nach ei-<lb/>
ner eigentlichern Ueber&#x017F;etzung: <hi rendition="#fr">die&#x017F;e Sa-<lb/>
che,</hi> na&#x0364;mlich unverehelicht zu bleiben, <hi rendition="#fr">i&#x017F;t<lb/>
nicht fu&#x0364;r einen jeden, &#x017F;ondern nur fu&#x0364;r<lb/>
die, welchen es gegeben i&#x017F;t,</hi> d. i. welche<lb/>
die Gabe haben, ohne Su&#x0364;nde au&#x017F;&#x017F;er der<lb/>
Ehe zu leben. <hi rendition="#fr">Denn es &#x017F;ind etliche ver-<lb/>
&#x017F;chnitten, die &#x017F;ind aus Mutterleibe al&#x017F;o<lb/>
gebohren, und &#x017F;ind etliche ver&#x017F;chnitten,<lb/>
die von Men&#x017F;chen ver&#x017F;chnitten &#x017F;ind, und<lb/>
&#x017F;ind etliche ver&#x017F;chnitten, die &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ver&#x017F;chnitten haben, um des Himmel-<lb/>
reichs willen,</hi> das i&#x017F;t, die &#x017F;ich freywillig<lb/>
des Ehe&#x017F;tandes begeben, um zu der Aus-<lb/>
breitung des Evangeliums und der Be-<lb/>
ka&#x0364;nntniß de&#x017F;&#x017F;elben in gefa&#x0364;hrlichen Zeiten<lb/>
de&#x017F;to ge&#x017F;chickter zu &#x017F;eyn. <hi rendition="#fr">Wer es fa&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mag, der fa&#x017F;&#x017F;e es.</hi> Wer &#x017F;o be&#x017F;chaffen<lb/>
i&#x017F;t, und wenn es auf eine &#x017F;olche Wei&#x017F;e ge-<lb/>
geben, ohne Frau zu leben, der thue es,<lb/>
den u&#x0364;brigen aber i&#x017F;t es be&#x017F;&#x017F;er, daß &#x017F;ie freyen,<lb/>
ob &#x017F;ie gleich eine Verbindung eingehen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, von welcher man nicht wieder ab-<lb/>
gehen kann <note xml:id="a40" next="#a41" place="foot" n="*)">Man &#x017F;chlage u&#x0364;ber die&#x017F;e Stelle nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Wolfii</hi><lb/>
Cur. Philolog. et Crit. in N. T. in h. l.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bey</fw></note>. Wie will nun jemand<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;e</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0328] Sache gehalten. Wuͤrde er nicht geſaget haben? Nehmet eine Concubine, ſo koͤn- net ihr euch ſcheiden. Allein die Antwort des Herrn lautet ganz anders. Er ſpricht: das Wort faſſet nicht ein jeder, ſon- dern denen es gegeben iſt; oder nach ei- ner eigentlichern Ueberſetzung: dieſe Sa- che, naͤmlich unverehelicht zu bleiben, iſt nicht fuͤr einen jeden, ſondern nur fuͤr die, welchen es gegeben iſt, d. i. welche die Gabe haben, ohne Suͤnde auſſer der Ehe zu leben. Denn es ſind etliche ver- ſchnitten, die ſind aus Mutterleibe alſo gebohren, und ſind etliche verſchnitten, die von Menſchen verſchnitten ſind, und ſind etliche verſchnitten, die ſich ſelbſt verſchnitten haben, um des Himmel- reichs willen, das iſt, die ſich freywillig des Eheſtandes begeben, um zu der Aus- breitung des Evangeliums und der Be- kaͤnntniß deſſelben in gefaͤhrlichen Zeiten deſto geſchickter zu ſeyn. Wer es faſſen mag, der faſſe es. Wer ſo beſchaffen iſt, und wenn es auf eine ſolche Weiſe ge- geben, ohne Frau zu leben, der thue es, den uͤbrigen aber iſt es beſſer, daß ſie freyen, ob ſie gleich eine Verbindung eingehen muͤſſen, von welcher man nicht wieder ab- gehen kann *). Wie will nun jemand dieſe *) Man ſchlage uͤber dieſe Stelle nach Wolfii Cur. Philolog. et Crit. in N. T. in h. l. Bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/328
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/328>, abgerufen am 25.11.2024.