zu erkannt, der mit Feuer und Schwefel brennet *).
§. 12.
Es sind viele wichtige Ursachen vorhan-Warum Unzucht ei- ne so schwe- re Sünde? den, warum die Sünden wider die Keusch- heit so abscheulich in den Augen Gottes seyn. Sie streiten gar zu sehr wider die Absichten desselben. Wer nur die Ein- richtung der Welt betrachtet, wird finden, daß Gott die größte Begierde habe, eine Welt voll lebendiger und besonders ver- nünftiger Geschöpfe zu haben. Wie stark sind die Triebe, so Gott zu diesem Ende in die Natur geleget? Nun aber überdenke man, ob es dem Weisesten gleichgültig seyn könne, wie die vernünftigen Creatu- ren beschaffen seyn, ob sie schön oder häß- lich, edel oder unedel, erhaben oder nie- derträchtig seyn, und ob es ihm daher gleichgültig, wie der Mensch erzogen wer- de. Man betrachte den starken und zärt- lichen Trieb, welchen der Schöpfer in die Thiere und Menschen geleget, für ihre Jungen zu sorgen und sie aufzuziehen. Das kleineste und furchtsamste Thier wird muthig und streitbar, wenn seine Jungen in Gefahr kommen, und lässet bey ihnen das Leben. Bey dem Menschen ist dieser Trieb nicht minder stark. Es fühlen ihn
ordent-
*) Offenb. Joh. C. 21. v. 8.
S 2
zu erkannt, der mit Feuer und Schwefel brennet *).
§. 12.
Es ſind viele wichtige Urſachen vorhan-Warum Unzucht ei- ne ſo ſchwe- re Suͤnde? den, warum die Suͤnden wider die Keuſch- heit ſo abſcheulich in den Augen Gottes ſeyn. Sie ſtreiten gar zu ſehr wider die Abſichten deſſelben. Wer nur die Ein- richtung der Welt betrachtet, wird finden, daß Gott die groͤßte Begierde habe, eine Welt voll lebendiger und beſonders ver- nuͤnftiger Geſchoͤpfe zu haben. Wie ſtark ſind die Triebe, ſo Gott zu dieſem Ende in die Natur geleget? Nun aber uͤberdenke man, ob es dem Weiſeſten gleichguͤltig ſeyn koͤnne, wie die vernuͤnftigen Creatu- ren beſchaffen ſeyn, ob ſie ſchoͤn oder haͤß- lich, edel oder unedel, erhaben oder nie- dertraͤchtig ſeyn, und ob es ihm daher gleichguͤltig, wie der Menſch erzogen wer- de. Man betrachte den ſtarken und zaͤrt- lichen Trieb, welchen der Schoͤpfer in die Thiere und Menſchen geleget, fuͤr ihre Jungen zu ſorgen und ſie aufzuziehen. Das kleineſte und furchtſamſte Thier wird muthig und ſtreitbar, wenn ſeine Jungen in Gefahr kommen, und laͤſſet bey ihnen das Leben. Bey dem Menſchen iſt dieſer Trieb nicht minder ſtark. Es fuͤhlen ihn
ordent-
*) Offenb. Joh. C. 21. v. 8.
S 2
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zu erkannt, der mit Feuer und Schwefel
brennet *).
§. 12.
Es ſind viele wichtige Urſachen vorhan-
den, warum die Suͤnden wider die Keuſch-
heit ſo abſcheulich in den Augen Gottes
ſeyn. Sie ſtreiten gar zu ſehr wider die
Abſichten deſſelben. Wer nur die Ein-
richtung der Welt betrachtet, wird finden,
daß Gott die groͤßte Begierde habe, eine
Welt voll lebendiger und beſonders ver-
nuͤnftiger Geſchoͤpfe zu haben. Wie ſtark
ſind die Triebe, ſo Gott zu dieſem Ende in
die Natur geleget? Nun aber uͤberdenke
man, ob es dem Weiſeſten gleichguͤltig
ſeyn koͤnne, wie die vernuͤnftigen Creatu-
ren beſchaffen ſeyn, ob ſie ſchoͤn oder haͤß-
lich, edel oder unedel, erhaben oder nie-
dertraͤchtig ſeyn, und ob es ihm daher
gleichguͤltig, wie der Menſch erzogen wer-
de. Man betrachte den ſtarken und zaͤrt-
lichen Trieb, welchen der Schoͤpfer in die
Thiere und Menſchen geleget, fuͤr ihre
Jungen zu ſorgen und ſie aufzuziehen.
Das kleineſte und furchtſamſte Thier wird
muthig und ſtreitbar, wenn ſeine Jungen
in Gefahr kommen, und laͤſſet bey ihnen
das Leben. Bey dem Menſchen iſt dieſer
Trieb nicht minder ſtark. Es fuͤhlen ihn
ordent-
Warum
Unzucht ei-
ne ſo ſchwe-
re Suͤnde?
*) Offenb. Joh. C. 21. v. 8.
S 2
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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