heiten fänden. Und wer will alsdenn die- jenigen zu sich nehmen, deren Haut sich bey andern in Falten gelegt und ihren Schimmer verlohren hat? Müssen wir aber annehmen, daß die Vorsehung des gütig- sten Schöpfers sich auch über die erstreckt, welche in ihrem Beruf ihre Schönheit ver- lohren; so können wir sicher schliessen, daß auch um derentwillen die Unzertrennlichkeit der Ehen fest gesetzet worden. Es wäre hart, wenn diejenigen, welche wegen Fort- pflanzung des menschlichen Geschlechts die größten und eckelhaftesten Beschwerden über sich nehmen müssen, der wenigsten Annehmlichkeiten theilhaftig werden, und nach dem Verfall ihrer reizenden Züge zu einer traurigen Einsamkeit verdammet wer- den sollten. Man kann allezeit sicher den- ken, daß dasjenige der ewigen Liebe am gefälligsten sey, wodurch das mehreste wahre Vergnügen in der ganzen menschli- chen Gesellschaft zusammen genommen, er- halten, und am besten vertheilt werden kann. Die unendliche Liebe erstreckt sich auf alle.
§. 9.
Ob Ehe- leute, so kei- ne Kinder haben sich scheiden dürfen?
Wie aber, wenn zweene Eheleute kei- ne Kinder haben, und beyde freywillig ei- nig werden, sich von einander zu scheiden? Aus Liebe wird solches nicht geschehen. Scheiden sie sich aber aus Widerwillen
gegen
heiten faͤnden. Und wer will alsdenn die- jenigen zu ſich nehmen, deren Haut ſich bey andern in Falten gelegt und ihren Schimmer verlohren hat? Muͤſſen wir aber annehmen, daß die Vorſehung des guͤtig- ſten Schoͤpfers ſich auch uͤber die erſtreckt, welche in ihrem Beruf ihre Schoͤnheit ver- lohren; ſo koͤnnen wir ſicher ſchlieſſen, daß auch um derentwillen die Unzertrennlichkeit der Ehen feſt geſetzet worden. Es waͤre hart, wenn diejenigen, welche wegen Fort- pflanzung des menſchlichen Geſchlechts die groͤßten und eckelhafteſten Beſchwerden uͤber ſich nehmen muͤſſen, der wenigſten Annehmlichkeiten theilhaftig werden, und nach dem Verfall ihrer reizenden Zuͤge zu einer traurigen Einſamkeit verdammet wer- den ſollten. Man kann allezeit ſicher den- ken, daß dasjenige der ewigen Liebe am gefaͤlligſten ſey, wodurch das mehreſte wahre Vergnuͤgen in der ganzen menſchli- chen Geſellſchaft zuſammen genommen, er- halten, und am beſten vertheilt werden kann. Die unendliche Liebe erſtreckt ſich auf alle.
§. 9.
Ob Ehe- leute, ſo kei- ne Kinder haben ſich ſcheiden duͤrfen?
Wie aber, wenn zweene Eheleute kei- ne Kinder haben, und beyde freywillig ei- nig werden, ſich von einander zu ſcheiden? Aus Liebe wird ſolches nicht geſchehen. Scheiden ſie ſich aber aus Widerwillen
gegen
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heiten faͤnden. Und wer will alsdenn die-
jenigen zu ſich nehmen, deren Haut ſich
bey andern in Falten gelegt und ihren
Schimmer verlohren hat? Muͤſſen wir aber
annehmen, daß die Vorſehung des guͤtig-
ſten Schoͤpfers ſich auch uͤber die erſtreckt,
welche in ihrem Beruf ihre Schoͤnheit ver-
lohren; ſo koͤnnen wir ſicher ſchlieſſen, daß
auch um derentwillen die Unzertrennlichkeit
der Ehen feſt geſetzet worden. Es waͤre
hart, wenn diejenigen, welche wegen Fort-
pflanzung des menſchlichen Geſchlechts die
groͤßten und eckelhafteſten Beſchwerden
uͤber ſich nehmen muͤſſen, der wenigſten
Annehmlichkeiten theilhaftig werden, und
nach dem Verfall ihrer reizenden Zuͤge zu
einer traurigen Einſamkeit verdammet wer-
den ſollten. Man kann allezeit ſicher den-
ken, daß dasjenige der ewigen Liebe am
gefaͤlligſten ſey, wodurch das mehreſte
wahre Vergnuͤgen in der ganzen menſchli-
chen Geſellſchaft zuſammen genommen, er-
halten, und am beſten vertheilt werden
kann. Die unendliche Liebe erſtreckt ſich
auf alle.
§. 9.
Wie aber, wenn zweene Eheleute kei-
ne Kinder haben, und beyde freywillig ei-
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Aus Liebe wird ſolches nicht geſchehen.
Scheiden ſie ſich aber aus Widerwillen
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/284>, abgerufen am 23.11.2024.
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