Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

hiermit lässet sich die Frage beantworten,
warum Gott nicht von Ewigkeit her er-
schaffen? Erschaffen und einem Dinge
keinen Anfang geben, gehöret unter die
sich widersprechenden, unter die unsinni-
gen Dinge, die so unmöglich, daß auch
keine Allmacht hinreicht, sie zur Wirklich-
keit zu bringen.

§. 3.
Warum
Gott an-
fänglich
nur zwey
Menschen
auf diese
Erde gese-
tzet.

Die Schrift bezeuget*), daß Gott
anfänglich die Erde nur mit zwey Men-
schen besetzet, von derem Geblüt alle übri-
ge abgestammet. Jch habe hiervon we-
der selber eine Ursach entdecken, noch bey
andern finden können, welche hinlänglich
erklärete, warum Gott nur zwey und
nicht mehrere Menschen zugleich erschaffen
und sie an verschiedene Orte der Erde ge-
setzet, um selbige desto geschwinder zu be-
völkern. Weil indessen manches Men-
schen Neubegierde so heftig, daß sie sich
nicht leicht beruhiget, bis sie wenigstens
etwas entdecket oder auch erdichtet, so sie
als eine Ursach einer ihr vorkommenden
Sache annehmen kann, so mache ich mir
hierüber folgende Vorstellung. Der wei-
seste Gott macht seine Grundlagen allezeit
nach dem allerbesten Plan und da die

Welt
*) 1 B. Mos. Cap. 1. v. 27. Cap. 2. v. 20-25.
Apostel Gesch. Cap. 17. v. 26.

hiermit laͤſſet ſich die Frage beantworten,
warum Gott nicht von Ewigkeit her er-
ſchaffen? Erſchaffen und einem Dinge
keinen Anfang geben, gehoͤret unter die
ſich widerſprechenden, unter die unſinni-
gen Dinge, die ſo unmoͤglich, daß auch
keine Allmacht hinreicht, ſie zur Wirklich-
keit zu bringen.

§. 3.
Warum
Gott an-
faͤnglich
nur zwey
Menſchen
auf dieſe
Erde geſe-
tzet.

Die Schrift bezeuget*), daß Gott
anfaͤnglich die Erde nur mit zwey Men-
ſchen beſetzet, von derem Gebluͤt alle uͤbri-
ge abgeſtammet. Jch habe hiervon we-
der ſelber eine Urſach entdecken, noch bey
andern finden koͤnnen, welche hinlaͤnglich
erklaͤrete, warum Gott nur zwey und
nicht mehrere Menſchen zugleich erſchaffen
und ſie an verſchiedene Orte der Erde ge-
ſetzet, um ſelbige deſto geſchwinder zu be-
voͤlkern. Weil indeſſen manches Men-
ſchen Neubegierde ſo heftig, daß ſie ſich
nicht leicht beruhiget, bis ſie wenigſtens
etwas entdecket oder auch erdichtet, ſo ſie
als eine Urſach einer ihr vorkommenden
Sache annehmen kann, ſo mache ich mir
hieruͤber folgende Vorſtellung. Der wei-
ſeſte Gott macht ſeine Grundlagen allezeit
nach dem allerbeſten Plan und da die

Welt
*) 1 B. Moſ. Cap. 1. v. 27. Cap. 2. v. 20-25.
Apoſtel Geſch. Cap. 17. v. 26.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0028" n="8"/>
hiermit la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich die Frage beantworten,<lb/>
warum Gott nicht von Ewigkeit her er-<lb/>
&#x017F;chaffen? Er&#x017F;chaffen und einem Dinge<lb/>
keinen Anfang geben, geho&#x0364;ret unter die<lb/>
&#x017F;ich wider&#x017F;prechenden, unter die un&#x017F;inni-<lb/>
gen Dinge, die &#x017F;o unmo&#x0364;glich, daß auch<lb/>
keine Allmacht hinreicht, &#x017F;ie zur Wirklich-<lb/>
keit zu bringen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 3.</head><lb/>
          <note place="left">Warum<lb/>
Gott an-<lb/>
fa&#x0364;nglich<lb/>
nur zwey<lb/>
Men&#x017F;chen<lb/>
auf die&#x017F;e<lb/>
Erde ge&#x017F;e-<lb/>
tzet.</note>
          <p>Die Schrift bezeuget<note place="foot" n="*)">1 B. Mo&#x017F;. Cap. 1. v. 27. Cap. 2. v. 20-25.<lb/>
Apo&#x017F;tel Ge&#x017F;ch. Cap. 17. v. 26.</note>, daß Gott<lb/>
anfa&#x0364;nglich die Erde nur mit zwey Men-<lb/>
&#x017F;chen be&#x017F;etzet, von derem Geblu&#x0364;t alle u&#x0364;bri-<lb/>
ge abge&#x017F;tammet. Jch habe hiervon we-<lb/>
der &#x017F;elber eine Ur&#x017F;ach entdecken, noch bey<lb/>
andern finden ko&#x0364;nnen, welche hinla&#x0364;nglich<lb/>
erkla&#x0364;rete, warum Gott nur zwey und<lb/>
nicht mehrere Men&#x017F;chen zugleich er&#x017F;chaffen<lb/>
und &#x017F;ie an ver&#x017F;chiedene Orte der Erde ge-<lb/>
&#x017F;etzet, um &#x017F;elbige de&#x017F;to ge&#x017F;chwinder zu be-<lb/>
vo&#x0364;lkern. Weil inde&#x017F;&#x017F;en manches Men-<lb/>
&#x017F;chen Neubegierde &#x017F;o heftig, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
nicht leicht beruhiget, bis &#x017F;ie wenig&#x017F;tens<lb/>
etwas entdecket oder auch erdichtet, &#x017F;o &#x017F;ie<lb/>
als eine Ur&#x017F;ach einer ihr vorkommenden<lb/>
Sache annehmen kann, &#x017F;o mache ich mir<lb/>
hieru&#x0364;ber folgende Vor&#x017F;tellung. Der wei-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;te Gott macht &#x017F;eine Grundlagen allezeit<lb/>
nach dem allerbe&#x017F;ten Plan und da die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Welt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0028] hiermit laͤſſet ſich die Frage beantworten, warum Gott nicht von Ewigkeit her er- ſchaffen? Erſchaffen und einem Dinge keinen Anfang geben, gehoͤret unter die ſich widerſprechenden, unter die unſinni- gen Dinge, die ſo unmoͤglich, daß auch keine Allmacht hinreicht, ſie zur Wirklich- keit zu bringen. §. 3. Die Schrift bezeuget *), daß Gott anfaͤnglich die Erde nur mit zwey Men- ſchen beſetzet, von derem Gebluͤt alle uͤbri- ge abgeſtammet. Jch habe hiervon we- der ſelber eine Urſach entdecken, noch bey andern finden koͤnnen, welche hinlaͤnglich erklaͤrete, warum Gott nur zwey und nicht mehrere Menſchen zugleich erſchaffen und ſie an verſchiedene Orte der Erde ge- ſetzet, um ſelbige deſto geſchwinder zu be- voͤlkern. Weil indeſſen manches Men- ſchen Neubegierde ſo heftig, daß ſie ſich nicht leicht beruhiget, bis ſie wenigſtens etwas entdecket oder auch erdichtet, ſo ſie als eine Urſach einer ihr vorkommenden Sache annehmen kann, ſo mache ich mir hieruͤber folgende Vorſtellung. Der wei- ſeſte Gott macht ſeine Grundlagen allezeit nach dem allerbeſten Plan und da die Welt *) 1 B. Moſ. Cap. 1. v. 27. Cap. 2. v. 20-25. Apoſtel Geſch. Cap. 17. v. 26.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/28
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/28>, abgerufen am 28.11.2024.